Zwei Tage voller Fachwissen


Mit «Windays live» gab es am Freitagvormittag spannende Produktvorstellungen der Fachpartner. Bild: Noah Gautschi
Mit «Windays live» gab es am Freitagvormittag spannende Produktvorstellungen der Fachpartner. Bild: Noah Gautschi
Branchentreff. Die elfte Durchführung der Windays am 3. und 4. April stand ganz im Zeichen der Energieeffizienz und der Wiederverwendung von Fensterelementen. Neben den Referaten gab es eine Fachausstellung und Vorführungen.
Das Kongresshaus in Biel BE war am 3. und 4. April wieder das Zentrum der Fensterbranche. Rund 350 Fach- und Führungskräfte nahmen dieses Mal an der alle zwei Jahre stattfindenden Fachveranstaltung teil und liessen sich über die aktuellsten Themengebiete und Entwicklungen informieren. Christoph Rellstab, Leiter der Fachhochschule Holz, resümierte in seiner Begrüssungsansprache, wie schnell die Zeit vergeht und sich alles entwickelt. Vor 22 Jahren fanden die ersten Windays noch in ganz kleinem Rahmen statt und heute füllt die elfte Durchführung das Kongresshaus in Biel. Gerade durch die Veränderungen, welche die aktuelle Zollpolitik der USA mit sich bringen, sei es umso wichtiger, sich als Branche den Herausforderungen zu stellen, aktuelle Themen zu besprechen, Lösungen zu schaffen und Netzwerke zu pflegen.
Silvia Gemperle, Leiterin Energiestrategie bei Gebäudehülle Schweiz, zeigte in ihrem Referat den Weg in die energiepolitische Zukunft. Die energetische Erneuerungsrate sei auf Kurs, es gäbe aber noch viel zu tun, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen. Es gilt, die Treibhausemissionen direkt am Haus, bei der externen Energieproduktion, sowie den Lieferketten zu vermeiden. Ab 2025 sollen hierfür rund 200 Mio. Franken pro Jahr in die Fördermassnahme von Gebäuden fliessen, was wiederum für den Sanierungsbereich wichtig ist.
Katrin Schönfisch, von der Berner Fachhochschule in Biel BE, wagte einen Blick auf die Entwicklungen im Bau- und Fenstermarkt. Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts BIP brach 2020 durch die Pandemie ein und erholte sich 2021 mit einem Rebound-Effekt. Ab 2022 führten dann Lieferengpässe und der Ukrainekrieg zu einer verhaltenen Konjunkturentwicklung. In den Zukunfts-Szenarien kann sich bis 2026 je nach Entwicklung der internationalen Konjunktur ein BIP-Wachstum von 0,8 bis 2 Prozent einstellen. Hier werden die Reaktionen und Massnahmen auf die aktuellen US-Zölle entscheidend sein. Die Baubewilligungen bei Neu- sowie Umbauten nehmen seit 2023 wieder zu. Auf Grund dieser Indikatoren kann aktuell mit einer Zunahme der Bauinvestitionen in den Jahren 2025 und 2026 gerechnet werden. Die Baueingaben zeigen auch, dass der Anteil an Kunststofffenster in der Schweiz abnimmt, Holz-Metall- und Leichtmetallfenster nehmen hingegen stetig zu. Im Bereich Import ist Deutschland der grösste Partner im Bereich Holz-Metall-Fenster und im Bereich Kunststofffenster ist die Slowakei der grösste Importpartner.
Was im baulichen Wärmeschutz beachtet werden sollte und wie dieser in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigte Matthias Schmid von der Prona AG aus Biel BE. Im Jahr 2020 war es fast drei Grad wärmer als der Durchschnitt, was die Notwendigkeit des Wärmeschutzes zeigt. Je höher der Fensteranteil, desto höher fallen die Übertemperaturstunden in einem Gebäude aus. Die Fensterhöhe hat laut Praxisstudie keinen Einfluss, wo hingegen der Öffnungsanteil die Nachtauskühlung fördert. Also weniger Fensterfläche mit höherem Öffnungsanteil wäre eine Option zum baulichen Wärmeschutz. Diese Reduktion kann natürlich auch mit Beschattungen erreicht werden.
Bernhard Bieri, von der Wenger Fenster AG aus Wimmis BE und Urs Uehlinger von der Berner Fachhochschule, präsentierten eine aktive, im Fensterrahmen integrierte Lüftung. Diese wurde im Zuge eines Innosuisse-Entwicklungsprojekts für ein klassisches Holzfenster für Sanierungen und Neubau entwickelt. Über den Blindstock erfolgt die Lüftung seitlich hinter dem Storen und es können verschiedene Rahmensysteme verwendet werden. Das Lüftungsgehäuse und die Wärmebrücken wurden mittels Simulationen optimiert, bevor die ersten Prototypen erstellt wurden. Hier zeigte sich die hochkomplexe Luftführung aus GFK und der Lüfter als Herausforderung. Mittels neuem und grösserem Lüfter, einem Kanal aus Holzwerkstoffen und PET-Schaumschalen können bereits gute Ergebnisse erzielt werden. Aktuell stehen noch weitere Messungen und Optimierungen an, bevor erste Pilotaufträge umgesetzt werden können.
Adrian Schlumpf, von der Smartwindows AG aus Müllheim TG, zeigte den Einfluss von Faktoren, wie beispielsweise die Fenstergrösse, Glasdicke, Scheibenformate, Anschlussfuge und Fugenqualität auf den Schallschutz. Es sei wie bei einer Kette, wenn ein Glied ungenügend ausfällt, funktioniert der Schallschutz nicht mehr. So führen unsaubere Fugen, Keillöcher, aber auch grössere Löcher im Schaum selbst zu einer Verschlechterung der Schalleigenschaften.
Manuel Hunkeler von der 1a Hunkeler Fenster AG aus Ebikon LU präsentierte zusammen mit Urs Uehlinger eine geräuscharme automatisierte Fensterlüftungslösung für den Wohnungsbau. Viele automatische Lösungen sind laut und weisen impulsartige Pegelspitzen auf, die im Schlafbereich ungeeignet und unzulässig sind. Das neue Beschlags- und Antriebskonzept funktioniert über den bestehenden Beschlag und neuen automatisierten Antrieben im Blendrahmen sowie Schliesselementen im Flügel. Im weiteren Verlauf wird nun an einer sauberen Lösung für die Kabelführung und Vernetzung gearbeitet.
Isabel Engels von der Berner Fachhochschule gab einen Ausblick auf die kommenden Brandschutzvorschriften (BSV). Die BSV 26 soll deregulieren, vereinheitlichen und mehr Interpretationsspielraum bieten. Hierfür gab es branchenspezifische Arbeitsgruppen und klare Grundsätze zur Neugestaltung. Die zentrale Basis der BSV 26 ist zu wissen, für wen und was man Brandschutz mache, eine konsequent risikobasierte Erarbeitung und ein einheitliches Rollenverständnis aller Beteiligten. Mit «Terminofeu» gibt es eine Vereinheitlichung der Begrifflichkeiten im Brandschutz.
Gregor Steinke von der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigte mit dem Forschungsprojekt „FenSanReUse“ Möglichkeiten zur Ertüchtigung und dem Re-Use, also der Wiederverwendung von Fenstern. Er zeigte den Re-Use Ansatz von alten Fenstern als Doppelkastenfenster oder die Möglichkeit der Ertüchtigung mittels Aufdoppeln einer zusätzlichen Verglasung. Urs-Thomas Gerber von der Berner Fachhochschule stellte in den Raum, ob ein reiner Glasersatz realistisch sei, wenn die Fenster dann nochmals 20 Jahre mit den alten Beschlägen funktionieren sollen. An der Podiumsdiskussion wurde dann das Thema Kreislaufwirtschaft besprochen. Mit rund 70 Prozent Recyclinganteil scheint es klare Vorteile beim PVC-Fenster zu geben. Auch der Bereich der Verglasung könnte mittels Rezyklieren noch verbessert werden. Hierfür benötigt es jedoch Wissen über die verbauten Materialien. Beim digitalen Produktepass gab Christoph Wüthrich vom BBL an, dass die Nachfrage aus der Wirtschaft zunehmen. Da Bauprodukte ein Zwischenprodukt sind, die in ein Bauwerk eingesetzt werden, benötigt es aber noch Zeit, bis dieser weiter realisiert werden kann. Zu bedenken ist, dass heutzutage noch viel Bauabfall ins Ausland zur Entsorgung geht, der in Zukunft im Innland wieder gebraucht werden kann.
Zum Abschluss der Windays 2025 gab es noch einen Themenblock über die Cybersicherheit, bevor Christoph Rellstab die Windays 2025 für beendet erklärte. Die nächsten Windays finden am 8. und 9. April 2027 wieder im Kongresshaus in Biel statt. Der Fachartikel folgt am 10. April in der Schreinerzeitung.
Noah Gautschi
Veröffentlichung: 08. April 2025
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