Wohin das Wasser fliesst
Die Auswirkungen einer unfachmännischen Installation kommen meist erst bei Problemen oder Wartungsarbeiten zum Vorschein. Bilder: SZ, Noah J. Gautschi
Die Auswirkungen einer unfachmännischen Installation kommen meist erst bei Problemen oder Wartungsarbeiten zum Vorschein. Bilder: SZ, Noah J. Gautschi
Küchenplanung. Für die Funktionalität einer Küche ist Wasser ein grundlegendes Element. Viele Fehler im Bereich Abwasser, die zum Ärgernis für den Kunden werden, kann der Schreiner schon in der Planung berücksichtigen und somit vermeiden.
Beim Küchenbau kommt der Schreiner zwangsläufig mit Elementen in Kontakt, die für ihn branchenfremd sind.
Durch die enorme Vielfalt des Schreinerberufes ist es fast schon selbstverständlich, dass er Wasser und Strom ebenfalls in seinem Auftrag und in seiner Konstruktion berücksichtigt. Gerade bei der Wasserplanung kommt es jedoch vielmals zu Fehlern, die einfach vermeidbar gewesen wären.
Ein gurgelnder Abfluss und das Zurücklaufen des Wassers sind häufig vorkommende Probleme. «Viele unterschätzen das Gefälle. Heutzutage werden ganze Essensreste hinuntergespült, und gerade dann ist das richtige Gefälle und eine genügende Entlüftung enorm wichtig», sagt Ueli Urben, Geschäftsleiter der Urben AG in Niederönz BE. Seit 1985 ist er mit seiner Firma spezialisiert auf Küchenarchitektur und Küchengeräte. Beim Auftreten solcher Probleme rücken schnell die Küchenmaschinen als Verursacher in den Vordergrund, obwohl es eine Abflussproblematik ist.
Der Schreiner ist vor allem bei Geschirrspülern gefordert, dass der Abfluss korrekt verlegt ist. Den Anleitungen der Geräte ist auch immer eine Skizze mit der nötigen Schlaufenhöhe beigelegt. Grob gilt: Die Abflussschlaufe muss über dem Abflussniveau liegen, so dass ein Rückfluss vermieden wird und ein Siphoneffekt entsteht. Eine Rückstauklappe ist nur bei korrekter Schlauchverlegung mit einer Schlaufe effektiv. Ist das nicht der Fall, drückt das Wasser zurück in die Maschine.
Wenn der Abflussschlauch des Geschirrspülers korrekt verlegt wurde, ist es ebenso wichtig, genügend Ausschnitte für die Wartung vorzusehen. «Vielmals rufen mich Kunden an und sind verzweifelt, weil der Servicetechniker nichts an der Maschine repariert hat, da er keinen Zugriff hatte», erzählt Ueli Urben. Der Servicetechniker wird an Küchenmöbeln nichts demontieren oder Teile auftrennen, die vom Schreiner nicht zur Wartung vorbereitet wurden. Die korrekte Einplanung von Wartungsöffnungen ist ebenfalls ein Mehrwert für den Kunden, da zukünftige Services günstiger ausfallen. Grob bedeutet das bei Küchen mit Stellfüssen, zumindest die Bodenöffnung gross genug vorzusehen, damit der Abflussschlauch einfach durchgezogen werden kann. Bei Küchen, die auf einem Festsockel sitzen, wird das Ganze durch die Sockelkonstruktion etwas komplizierter. Wenn mehr als ein Möbel zwischen der Maschine und dem Abfluss liegt, rät Ueli Urben: «Wenn die Möbel direkt nebeneinander liegen, sollte im Boden und in der Wand ein grosszügiger Ausschnitt vorgesehen werden. Bei weiteren Entfernungen sollte im Sockel ein einfacher Kanal eingeplant werden.» Wichtig ist der einfache Zugang für den Servicetechniker, und der Austausch oder eine Reparatur des Abflussschlauches muss möglich sein.
Bei vorhandenen Wandanschlüssen in einer Küchenrenovation muss die Abflussposition an den Küchenaufbau angepasst werden. Die korrekte Abflussposition ist in der Korpusmitte. «Es kann nicht sein, dass ich an eine 35 000 Franken teure Küche herankomme und der Abfluss in der Mitte von zwei Korpussen sitzt und beide Korpusseiten ausgeklinkt wurden», sagt Ueli Urben. Eine Verschiebung des Abflusses in der Wand kostet etwa 500 bis 600 Franken, hat jedoch einen grossen Einfluss auf die Qualität des fertigen Werkstückes.
Hier gilt es auch bei Fehlmessungen hart durchzugreifen. Wenn ein Abfluss nicht korrekt ausgeführt wurde, ist dies durch den Installateur zu beheben. Der Schreiner als Küchenbauer drückt gerne einmal ein Auge zu und löst das entstandene Problem provisorisch durch die Korpusse. Ueli Urben weiss: «Bei späteren Schäden oder höheren Servicekosten wird der schwarze Peter immer zum Küchenbauer geschoben.»
Beim Einsatz neuer Trends oder spezieller Produkte ist ein genauer Blick auf die Auswirkungen angebracht. So werden heute zum Beispiel vermehrt tiefere Becken in Privatküchen verwendet. Dieser Trend stammt ursprünglich aus dem Gastrobereich und ermöglicht das einfache Reinigen von grossen Pfannen. Die Problematik dieser Becken ist die tiefere Abflussebene. Die vorhandenen Abflüsse müssen meistens nach unten versetzt werden und dieser Punkt ist im Auftrag mit einzukalkulieren. Auch die Kücheninsel ist ein Bereich, wo es besser ist zweimal nachzuschauen.
So wird bei einer Insel mit Wasseranschluss eine Kernbohrung ins Kellergeschoss nötig. Wenn die Küche jedoch über einer bewohnten Einheit liegt, muss der Abfluss in der Zwischendecke zur Steigzone verlegt werden, was wiederum einen Mehraufwand zur Folge hat. Als grobe Richtlinie können die erwähnten 500 bis 600 Franken für die Versetzung eines Wandanschlusses mit zirka 2000 Franken bei einer Kücheninsel mit Kernbohrung ersetzt werden. Mit einem zusätzlichen Stromanschluss und eventueller Kocheinheit mit Abzug ist der Kostenfaktor der Hauptgrund, weshalb weniger Kochinseln verbaut werden. «Eine gute Alternative ist eine einfache Rüstinsel, welche als Erweiterung der Arbeitsfläche optimal ist», ergänzt Ueli Urben.
Je nach Bausituation kann es vorkommen, dass der Abfluss unter der Ebene der Kanalisation liegt. Damit das Wasser trotzdem abfliesst, kann mit einer praktischen Kleinhebeanlage gearbeitet werden, die platzsparend ein kontrolliertes Hochpumpen ermöglicht.
Vielmals erstellt der Küchenbauer eine Offerte für die Küche ohne die Anschlussarbeiten zu integrieren. Das kann zu Missverständnissen und zum Vertrauensbruch beim Kunden führen. Wenn zum Beispiel ein Kunde 30 000 Franken für seine neue Küche anspart und anschliessend nochmals 5000 Franken für Anschlussarbeiten anfallen, übersteigt das einfach sein Budget. Ueli Urben sieht hier noch Verbesserungsmöglichkeiten für einige Küchenbauer: «Für den Kunden sollten zwei Offerten erstellt werden, eine explizit für die reine Küche und eine zweite komplett mit den gesamten Anschlussarbeiten.»
Mit dieser Methode hat der Kunde eine Kostenübersicht über die fertige Küche. In jedem Fall ist es ratsam, ein Kostendach festzulegen, in welchem sich der Handwerker bewegen darf.
Viele Hauseigentümer haben keine ihnen bekannten Handwerker mehr. «Bei den meisten Aufträgen merke ich, dass nicht einmal der Elektriker aus dem Dorf bekannt ist», sagt Ueli Urben. Das bietet eine Chance für den Küchenbauer und seine Mitstreiter. Eine Offerte mit allen Anschlussarbeiten und den Abschlussarbeiten wie dem Streichen und Fliesen werden vom Kunden gerne angenommen.
Hier ist auch wieder ein Mehrwert für Kunden und Küchenplaner vorhanden. Nach ein paar Aufträgen ist eine Vertrauensebene unter den Handwerkern aufgebaut und man kann für den Kunden und die Handwerker optimal kalkulieren.
Kleinhebeanlagen
Ob bei einer Zweitküche im Keller oder eine Kochgelegenheit im kleinen Studio. Vor allem bei Gebäuden an Hanglage mit Anschluss von der Bergseite, können Probleme mit dem Kanalisationsniveau auftreten. Wenn die Abwasseranschlüsse unter dem Kanalisationsniveau liegen kann das Wasser nicht abfliessen oder im dümmsten Fall sogar Abwasser zurückfliessen. Bei Neubauten mit dieser Problematik, werden meist grosse Hebeanlagen für das ganze Gebäude installiert. Je nach Bausituation oder vielmals bei zusätzlichen Anbauten, liegen nur einzelne Räume unter dem Kanalisationsniveau. Sobald in diesen Räumen später ein nicht vorgesehener Wasserabfluss installiert werden muss, braucht es eine Sonderlösung.
Bei den Kleinhebeanlagen unterscheidet man solche die auch für Fäkalien geeignet sind und jene die nur für Abwasser ausgelegt sind. Im Küchenbereich ist eine Kleinhebeanlage die für reines Abwasser ausgelegt ist ausreichend. Die Hersteller solcher Anlagen bieten Ihre Produkte meist schon auf die verschiedenen Einsatzorte spezifiziert an. So für den Küchenbereich haben meist gerade zwei bis drei Eingänge um weitere Abflüsse wie zum Beispiel den Geschirrspüler anzuschliessen.
Im Innern der Hebeanlage sitzt eine Tauchpumpe mit Schwimmer, der je nach Füllstand des Pumpenbehälters die Pumpe ein- oder ausschaltet. Über einen Druckschlauch wird das Abwasser über das Kanalisation Niveau gepumpt und eingeleitet. Bei einer Kleinhebeanlage für den Küchenbereich redet man von einem Wirkungsbereich von einem Meter Reichweite auf 40 Meter Höhe oder von 40 Meter Reichweite auf einem Meter Höhe. Mit diesen Spezifikationen kann in den meisten Fällen eine gute Lösung gefunden werden.
www.biral.chwww.sanibroy.chwww.grundfos.comVeröffentlichung: 15. Januar 2015 / Ausgabe 3/2015
Küchenkongress. Bereits zum 15. Mal traf sich die Schweizer Küchenbranche vergangene Woche zum Küchenkongress. In diesem Jahr stand das Erkennen und Nutzen der eigenen Werte im Zentrum der Veranstaltung, was für einen neuen Besucherrekord sorgte.
mehrLayout. Im Gegensatz zu einer Profiküche muss diejenige im privaten Haushalt neben den arbeits- und ablauftechnischen Ansprüchen auch persönlichen, individuell unterschiedlichen Ansprüchen genügen. Deren Planung lässt sich mit gezieltem Vorgehen deutlich verbessern.
mehrPaidPost. Es gibt nichts Umweltfreundlicheres als Leitungswasser. Die Filterarmatur Vital von Franke macht es auch besonders gesund, denn die Kapsel filtert Viren, Bakterien, Mikroplastik, Rost, Chlor sowie Hormone und Medikamentenrückstände heraus.
mehr