Vorlieben müssen reale Form werden

Die Kücheninsel ist bei der Küche «Echt.Zeit» von Team 7 die zentrale Anlaufstelle. Bild: Team 7

Layout.  Im Gegensatz zu einer Profiküche muss diejenige im privaten Haushalt neben den arbeits- und ablauftechnischen Ansprüchen auch persönlichen, individuell unterschiedlichen Ansprüchen genügen. Deren Planung lässt sich mit gezieltem Vorgehen deutlich verbessern.

Eine Profiküche in einem Restaurant ist in Arbeitsbereiche aufgeteilt, welche auf die jeweilige Funktion optimal gestaltet wurden. Das kann dann teilweise räumlich eng wirken, aber damit wird das erforderliche Tempo überhaupt erst möglich. Leerläufe kosten Zeit, und den Gast darf man nicht unnötig warten lassen.

Anspruch an einen Lebensraum

Privat übernimmt die Küche noch weit mehr Funktionen als im Profibereich. Als Bestandteil des Wohn- und Lebensraumes muss sie, ausser praktisch zu sein, auch noch inspirieren, wohnlich sein und den Kochgewohnheiten des Nutzers entsprechen sowie allenfalls an Gäste anpassbar sein – um nur einige Parameter zu nennen.

Es macht einen grossen Unterschied, ob vor allem eine Person allein kocht oder ob das mehrere Personen tun. Lieben es die Küchennutzer zu kochen und zu backen, experimentieren sie gerne mit neuen Möglichkeiten, oder bemühen sie am liebsten einen Lieferservice? Was wird wann überhaupt zubereitet, und was muss auch noch möglich sein? Wie eine zukünftige Küche genutzt werden soll, ist letztendlich massgebend für das, was sie leisten muss und somit für die Küchenplanung.

Die Planung für eine Mieteinheit ist etwas anders, da die jeweils konkreten Ansprüche nicht bekannt sind und eine solche Einrichtung eher den allgemein üblichen Trends folgt. Sie muss aber in den Grundzügen viele Möglichkeiten bieten, damit wechselnde Nutzer zufrieden sind.

Auf Mass und für viele Jahre tauglich

Mit einer Nutzungsdauer von rund 20 Jahren sollte eine Eigenheimküche auf jeden Fall in hohem Masse individualisiert sein und auch der sich mit den Jahren verändernden körperlichen Verfassung der hauptsächlich kochenden Person gerecht werden. Die Julius Blum GmbH im österreichischen Höchst hat sich eingehend mit dem Thema Küche befasst. Die Höhe der Arbeitsfläche wird folgendermassen definiert: Die Höhe bis unter den abgewinkelten Ellenbogen minus 100 bis 150 mm ergeben die ideale Arbeitshöhe.

Der österreichische Küchen- und Wohnmöbelhersteller Team 7 aus Ried hat mit seinem Modell «Echt.Zeit» die optimalen Flächenhöhen in den Arbeitsbereichen Rüsten, Kochen und Spülen berücksichtigt. Ausgehend vom Rüsten muss man beim Kochen in die Töpfe sehen, weshalb die Herdebene tiefer liegen soll. Beim Spülen wird hingegen in ein Becken hineingegriffen, weshalb eine höher liegende Beckenoberkante den Rücken schont.

Planungsgrundlagen

Auch wenn der zur Verfügung stehende Raum mit seinem Grundriss sowie seiner Tür- und Fensteranordnung die Grundlage für die Küchenplanung darstellt, ist bezüglich Layouts vieles möglich. Bei Blum wollte man genauer wissen, welche Zusammenhänge die Nutzbarkeit wie beeinflussen, und hat entsprechend geforscht. Dazu wurden erst einmal die Küchenzonen definiert: Bevorraten, Aufbewahren, Spülen, Vorbereiten und Kochen/Backen. Diese Reihenfolge im Uhrzeigersinn, scheint für Rechtshänder optimal zu sein. Für Linkshänder ist laut Tests der Gegenuhrzeigersinn offenbar besser.

Alles, was in den jeweiligen Bereichen benötigt wird, sollte natürlich auch möglichst dort aufbewahrt werden, um optimale Abläufe mit kurzen Wegen zu ermöglichen – Rüstmesser gehören zum «Vorbereiten», Kochlöffel zum «Kochen» usw.

Wegstrecken bei konkreten Tätigkeiten

Um weiter forschen zu können, wurden diese Zonen in ihrer Grösse festgelegt, auch wenn sie in der Realität gemäss den Nutzerbedürfnissen stark variieren. Mit unterschiedlichen Zusammenstellungen dieser Zonen wurden dann die jeweiligen Wegstrecken ermittelt, die sich täglich wiederholen: Einkäufe einräumen, Geschirrspüler leeren, Tisch decken, Frühstück vorbereiten, Gericht kochen usw.

Ziel der Forschung war es, die Anordnung von Schränken, Schubladen und Geräten optimieren zu können. Und damit sollten auch die helfenden Unterteilungen dieser und die Funktionen der Beschläge verbessert werden. Auch bei Team 7 weiss man, dass erst wenn Ergonomie, Aufteilung und die richtigen Abstände der einzelnen Kochbereiche, Raumsituation, Platzbedarf und Ausstattung optimal aufeinander abgestimmt sind, einem uneingeschränkten Kochvergnügen nichts mehr im Wege steht.

Es lohnt sich, mit der eigentlichen Küchenplanung die typischen Tätigkeiten gedanklich durchzuspielen, die täglich in dieser Küche ausgeführt werden sollen. Allfällige Stolpersteine können so erkannt werden.

Das lohnt sich, miteinzubeziehen

Betrachtet man die Laufwege, muss anscheinend für eine Zeilen- oder Winkelküche mehr Weg zurückgelegt werden als für eine hufeisenförmige Küche. Natürlich spielt dabei auch eine Rolle, ob zudem Hoch- oder Oberschränke sowie Hängeregale genutzt werden, denn damit wird ja alles kompakter. Liegt der Rüst- und Arbeitsplatz, mit mindestens 800 mm, optimal 900 mm Länge, zwischen der Herdplatte und der Spüle, kann dann offenbar schon mal einiges an Weg gespart werden.

Da persönliche Ansprüche, wohnliche und soziale Komponenten beim Küchenlayout auch eine gewichtige Rolle spielen, sind die Wegstrecken nicht das einzige Kriterium bei der Planung. Entscheidend ist aber laut der Studie von Blum die Anordnung der Schränke, die für jeden Arbeitsschritt eine Einheit bilden und was diese daher beinhalten sollen. Wird beispielsweise in grösseren Zeitabständen viel auf einmal eingekauft, braucht es für die Bevorratung viel Platz und allenfalls sogar einen Vorratsraum. Wenn dieser weiter weg ist, kann das wiederum bedeuten, dass eventuell zusätzlich eine kleine Bevorratung direkt in der Küche eingeplant werden muss, um die Wege nicht unnötig zu verlängern.

Etwas weiter gedachte Lösungen

Damit der vorhandene Küchenraum optimal nutzbar wird, kann es sich auch lohnen, andere Lösungen zu suchen als die schon seit Jahren bekannten. Die Peka Metall AG hat sich beispielsweise auf Schrankinnenbeschläge spezialisiert, welche die Aufbewahrung und den Zugriff noch vereinfachen sollen. Schliesslich ist man nicht immer so jung und fit, um in die Hocke zu gehen, damit man den unteren Schrankinhalt sieht und erreicht. Ihr Hochschrankauszug «Pleno Maxi» bietet, durch die Verteilung der Aufbewahrungszonen auch auf die Innentürfläche, eine gute Übersicht über den vollständigen Schrankinhalt. Mit dem Öffnen der Tür fährt der gesamte Inhalt aus dem Schrank und ist problemlos erreichbar. Raffiniert ist auch das Schubladensystem «Riverso» von Peka. Damit kann die gleiche Schublade von beiden Seiten einer Möbelinsel oder eines Raumteilers bedient werden – und das mit beidseitig aufschlagenden Fronten.

Die Häfele Schweiz AG in Kreuzlingen TG empfiehlt Schreinern, bei der Raumnutzung etwas weiterzudenken. Wenn die Unter- und Oberschränke 200 mm tiefer ausgeführt werden, entsteht ganz unauffällig viel mehr Raum. Selbst in der Nische kann dann noch ein flacher Schrank mit beispielsweise Glas-Schiebefronten entstehen. Kompakter Raum bedeutet folglich nicht, dass es wenig Platz hat.

www.blum.comwww.team7.atwww.peka.comwww.haefele.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 03. Oktober 2024 / Ausgabe 40/2024

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