Mehr Ordnung, weniger Müll

Wo früher einfach ein Eimer war, werden die Abfallsysteme nun immer vielseitiger und auch praktischer. Bild: Peka

Abfallsysteme.  Moderne Küchen verlangen nach Abfallsystemen, die Ästhetik, Funktion und Nachhaltigkeit perfekt vereinen. Mit den neusten Modellen schafft der Schreiner elegante, unsichtbare Lösungen, die den Alltag erleichtern.

Die Küche hat sich längst vom reinen Funktionsraum zum Lebensmittelpunkt des Zuhauses entwickelt. Entsprechend steigen die Ansprüche an Design, Ergonomie und Funktionalität, auch bei scheinbar banalen Dingen wie Abfallsystemen. Was sich im Inneren des Unterbaus einer Spüle tut, ist für Personen, die eine Küche nutzen, relevant, denn hier finden mit Tätigkeiten wie Wasser zapfen, spülen, Lebensmittel waschen und vorbereiten ungefähr 60 % der Küchenarbeit statt. Clevere Lösungen, die über das Thema der Abfalltrennung und -entsorgung hinausgehen, sind gefragt und können ein echtes Verkaufsargument sein. Es lohnt sich für den Schreiner, die aktuellen Trends und Produkte zu kennen, um die Kundschaft optimal beraten zu können.

Mehr als nur Abfall entsorgen

Die Funktionalität von Abfallsystemen hat sich in den letzten Jahren stark über den ursprünglichen Zweck der Abfallentsorgung hinaus erweitert. Ein zunehmender Trend ist die Integration von Systemen zur Wasseraufbereitung. Je nach Lösung sind speziell aufbereitetes, kochendes, gekühltes oder prickelndes Wasser jederzeit sofort verfügbar. Dies stellt einen Mehrwert in der Küche dar. Es bietet sich an, die dafür notwenigen Geräte und Installationen dort unterzubringen, wo Frisch- und Abwasser verfügbar ist, also im Abfallmöbel der Küche. Dies erfordert ein Umdenken bei der Planung. «Moderne Küchen setzen vermehrt auf multifunktionale Lösungen. Die Integration von Wassersystemen stellt jedoch besondere Anforderungen an den verfügbaren Platz im Möbel», erklärt Andrea Rodriguez von der Peka-Metall AG in Mosen LU. Es gilt also, den knappen Raum unter der Spüle optimal zu nutzen. Die Hersteller bieten heute Abfalllösungen, bei welchen Platz bleibt, um die Wasseraufbereitung ebenfalls im Möbel unterzubringen. Es können entweder die Produkte führender Anbieter wie Quooker, Laufen oder Grohe integriert werden, oder die Hersteller bieten eine eigene Lösung, welche für den Einbau in das Abfallelement konzipiert ist wie beispielsweise die Produktereihe «drink.soda» von Blanco. Dies ermöglicht nicht nur die effiziente Nutzung des vorhandenen Raums, sondern erleichtert auch den Zugang für Wartungsarbeiten an der Wasseraufbereitung oder das rasche Wechseln von CO2-Kartuschen. Verfügbar für die gängigen Möbelbreiten wie 55 oder 60 cm, können bestehende Möbel mit diesen Abfallsystemen nachgerüstet und so auch in eine bestehende Küche integriert werden. Neben der platzsparenden Unterbringung von neuen Komponenten ist die Multifunktionalität ein wichtiges Thema. «Die Organisation des Unterschrankes wird immer wichtiger. Da braucht es innovative Produktkonzepte, welche modular aufgebaut sind und sich an Kundenwünsche anpassen», sagt Dario Farina von Blanco Schweiz in Steinhausen ZG. Auszüge, verschiedene Behälter für Abfälle und Ablagen möchte die Kundschaft heute individuell, je nach Geschmack und Bedarf zusammenstellen, denn hier muss alles griffbereit verstaut sein: Geschirrspüler-Tabs, Abfallsäcke, Reinigungsutensilien und vieles mehr.

Mehr als nur ein schöner Anblick

«Abfallsysteme sollen leicht zugänglich sein, eine einfache Reinigung ermöglichen und sich durch hochwertige Materialisierung und Design harmonisch in das Küchendesign einfügen», sagt Justo Barragan von der A. & J. Stöckli AG. Die Firma mit Sitz in Netstal GL ist Herstellerin der Müllex-Produkte. Nebst der Funktionalität spielen also Bedienkomfort und Design auch eine wichtige Rolle. Ergonomisch gestaltete Abfallsysteme können Rückenschmerzen und andere Beschwerden reduzieren, die durch häufiges Bücken und Heben entstehen können. Studien zeigen, dass das Abfallsystem einer Küche durchschnittlich 32-mal am Tag benutzt wird und daher zu Tage tritt, somit muss auch das Erscheinungsbild der Abfalllösung stimmen. Die Hersteller setzen auf reduzierte Formen, zurückhaltende, pflegeleichte Farben und nutzen hochwertige Materialien wie Blech und Kunststoff für das Erscheinungsbild. Wer den Abfall einer modernen Küche öffnet, soll sich nicht nur an Ordnung und Funktionalität erfreuen, sondern auch an schönen, harmonischen Formen.

Mehr als nur Recycling

Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle, sowohl bei der Materialwahl als auch bei der Abfalltrennung. Heute besteht ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, was sich in der Wahl des Materials und der Abfalltrennung widerspiegelt. Zur Herstellung von Abfallsystemen setzen die Hersteller heute recycelte Materialien wie Kunststoff oder Metall ein. Kunden wünschen sich langlebige Produkte, die ressourcenschonend hergestellt wurden und idealerweise nach der Nutzung wieder in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. «Wir bieten Abfallsysteme, die bis zu 80 % aus recyceltem Material bestehen und mit umweltfreundlichen Verfahren hergestellt werden», sagt Andrea Rodriguez. In diesem Bereich sind auch Themen wie kurze Transportwege und die langfristige Reparierbarkeit wichtig. Hier punkten Produkte, die in der Schweiz hergestellt werden, besonders. «Wir bieten mindestens zehn Jahre Ersatzteilversorgung für unsere Produkte, so kann ein älteres Abfallsystem statt entsorgt mehrmals repariert werden», sagt Justo Barragan.

Auch die einfache und effiziente Trennung von Abfällen direkt in der Küche ist ein nach wie vor wachsendes Bedürfnis, denn die Zahl an Abfällen, welche heute getrennt werden kann, ist zunehmend. In den letzten Jahren sind neue trennbare Wertstoffe wie beispielsweise Kunststoffe oder Kaffeekapseln dazugekommen. Gute Trennsysteme in der Küche können auch einer negativen Entwicklung entgegenwirken, wie beispielsweise solche für Bioabfälle, wo die Trennmenge in den letzten Jahren rückläufig ist (siehe Infobox).

Eine Lösung kann hier der Freezyboy, der Bioabfallbehälter mit Gefrierfunktion sein, welcher 2024 nach kurzzeitiger Einstellung der Produktion einen erfolgreichen Neustart erlebte. Durch seine kompakte Grösse lässt er sich in die gängigen Schubladensysteme der Breite 55 und 60 cm integrieren und als Ergänzung zu einem Abfallsystem nutzen. Das Gerät kann auch als Bestandteil der Kochinsel oder als frei stehende Einheit zum Einsatz kommen. Bis zu 7 Liter Bioabfälle werden auf –5 °C gekühlt, was unangenehme Gerüche, Fruchtfliegen und die Notwendigkeit einer Zwischenlagerung draussen vermeidet. Der Freezyboy wird an einer Steckdose angeschlossen. Die neueste Generation ist von aussen unverändert, punktet aber mit einem neuen Kühlkreislauf, der fast nur noch das halbe Gewicht zu seinem Vorgänger aufweist.

Mehr als nur Abfalleimer verkaufen

Küchenabfallsysteme bieten Schreinern die Möglichkeit, sich als Experten für eine ganzheitliche Küchengestaltung zu positionieren. Die Systeme vereinen Funktionalität, Komfort und Nachhaltigkeit und tragen wesentlich zur optimalen Gestaltung von Küchenarbeitsplätzen bei. Zunächst ist es für den Schreiner wichtig, die neusten Produkte und Möglichkeiten zu kennen. Hier ist ein regelmässiges Update zwingend. Zu diesem Zweck bieten sich Produkteschulungen der Hersteller oder Händler an, sei dies online oder vor Ort. Diese Schulungen helfen, die Vorteile, Funktionen und Einbaumöglichkeiten der aktuellen Systeme zu kennen und zu verstehen. Nur so kann die Kundschaft später kompetent beraten werden, und es fällt leichter, eigene Lösungen zu entwickeln.

Mehr als nur ansehen

Weiter muss der Schreiner als Verkäufer den Fokus auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Kunden legen. Diese betreffen meist die erwähnten Themen wie Funktionalität, Ergonomie, Design und Nachhaltigkeit, sind aber immer persönlich und damit individuell. Nur wer sich Zeit nimmt, um die Anforderungen seiner Kunden zu verstehen, kann die entsprechende Lösung bieten. Und schliesslich verkauft sich ein Produkt, das angefasst und erlebt werden kann, immer besser. Hier kommt die Ausstellung mit funktionsfähigen Küchen zum Zug oder alternativ ausgewählte, passende Referenzobjekte. Dies ermöglicht es der Kundschaft, die Produkte live zu erleben und zu testen. Es gilt zu beachten, dass die Attraktivität einer Ausstellung meist in ihrer Aktualität liegt. Niemand will alte Produkte sehen. Die Hersteller helfen hier in der Regel mit Ausstellungsrabatten und Produktplatzierungen zu günstigen Preisen. Es gilt zu erkennen, dass der Schreiner mit dem Abfallsystem längst mehr als nur einen Eimer unter der Spüle anbietet. Es ist ein wichtiger Bestandteil einer modernen, funktionalen und nachhaltigen Küche.

Fazit: Wer sich mit den aktuellen Trends auseinandersetzt und seiner Kundschaft innovative, individuelle Lösungen anbietet, hebt sich von der Konkurrenz ab und sichert den eigenen Erfolg im Küchengeschäft.

www.blanco.chwww.bessey.dewww.stockli.chwww.peka.com

Bioabfälle als Klimatreiber

Bioabfälle haben sich als versteckter Klimatreiber im Abfall entpuppt. Eine Analyse des Bundesamts für Gesundheit aus dem Jahr 2023 zeigt, dass ein Drittel des Restmülls aus Bioabfällen besteht. Überraschenderweise hat sich das Trennverhalten in den letzten zehn Jahren sogar verschlechtert, obwohl Recycling ein viel diskutiertes Thema ist und Biotonnen meist leicht zugänglich sind. Dabei birgt Bioabfall ein grosses Potenzial als wertvoller Rohstoff. Korrekt recycelt, kann daraus Biogas gewonnen werden, ein wichtiger Bestandteil erneuerbarer Energien. Die Entsorgung von Bioabfällen in Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) hingegen hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Demnach sind Bioabfälle für 50 % der Emissionen in der Abfallwirtschaft verantwortlich. Bedenkt man, dass jede zweite Tonne industrieller Treibhausgase in der Schweiz aus der Abfallwirtschaft stammt, wird die Bedeutung einer korrekten Bioabfalltrennung deutlich. Die Lösung für dieses Problem ist einfach: Je besser Bioabfälle getrennt werden, desto weniger CO2 wird in den KVA freigesetzt und desto mehr erneuerbare Energie kann in Form von Biogas gewonnen werden. Hier können Abfallsysteme, mit welchen Bioabfälle einfach getrennt und aufbewahrt werden können, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Roland Wildi, RW

Veröffentlichung: 20. März 2025 / Ausgabe 12/2025

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