Wie Topfbänder für Türen
Vier Bandpaare sorgen bei dieser Eingangstür in den Kindergarten für eine steife Verbindung zum Rahmen. Bild: Basys
Vier Bandpaare sorgen bei dieser Eingangstür in den Kindergarten für eine steife Verbindung zum Rahmen. Bild: Basys
Türbänder. Schön, stark, sicher und unter Last justierbar – das sind die Anforderungen an ein modernes Türband. Die Hersteller sind gefordert, und die Schreiner können solche Beschläge nur mit der CNC-Technik sinnvoll einsetzen. 3D-Bänder gibt es sogar sichtbar und verdeckt.
Früher gingen Eingangstüren grundsätzlich nach innen auf. Damit waren die Bänder und die Schlösser geschützt – einerseits vor der Witterung, andererseits vor Einbrüchen. Wenn die Bandrollen und deren Stifte frei zugänglich und nicht speziell gesichert sind, ist der Zugang über das Band eventuell einfacher als über das Schloss.
Sehr lange Zeit waren Türscharniere nicht einstellbar und mussten äusserst sauber platziert werden, damit die Tür einwandfrei funktionierte. Einstellbare Beschläge, wie die Einbohrbänder von Anuba, brachten dann eine grosse Erleichterung. Jedoch musste das Türblatt jedes Mal ausgehängt werden, um die Bandeinstellung anzupassen. Erst Anfang der 1990er-Jahre kamen dann Einbohrbänder auf den Markt, die bei eingehängter Tür verstellt werden konnten – zunächst allerdings mit Vorsicht.
Auf Fluchtwegen muss jede Tür aus einem Gebäude heraus nach aussen aufschwingen, womit die Rollen sichtbarer Türbänder draussen sind. Der Dorn eines solchen Bandes muss dann gesichert sein, was in der Regel mit Madenschrauben geschieht, die erst bei geöffneter Tür zugänglich werden. Einbohrbänder lassen sich bezüglich Seitenspiel und Andruck verstellen, nicht aber in der Höhe. Durch die immer mehr verbreiteten CNC-Bearbeitungszentren ist das präzise Einfräsen von aufwendigen Bandgeometrien einfach geworden. Komplizierte Oberfrässchablonen sind heute überflüssig. Entsprechend können die Beschlägehersteller anspruchsvollere Produkte entwickeln und gut verkaufen.
Mit der «Duplex»-Linie hat auch die Anuba AG einen Rollen-Bandtyp, der sich sehr gut in beiden Rahmen verankern lässt und in allen drei Richtungen einstellbar ist, ohne dass man das Türblatt aushängen muss. Das Topmodell «Duplex 321» besteht aus Edelstahl und wird auch pulver- oder PVD-beschichtet angeboten. So sind Metalloptiken wie Kupfer oder Messing realisierbar. Das Modell ist bis zur Widerstandsklasse RC3 tauglich und es erlaubt, wie alle Bänder in diesem Artikel, eine durchlaufende Dichtung. Mit der Verwendung von Kunststoffgleitlagern erreichen die Hersteller optimale Laufeigenschaften und eine hohe Belastbarkeit. Schön ist bei diesem Anuba-Band auch, dass sich der Abstand der Rolle zur Türkante nicht mehr verändert.
Sichtbare Rollen haben nicht nur einen stabilen und gut nachvollziehbaren Drehpunkt. Sie haben auch ästhetisch einen grossen Wert, wenn sie mit den übrigen sichtbaren Beschlägen im Raum gut abgeglichen werden, sei es mit der Wahl der Rollengestaltung sowie der Platzierung. Es macht Sinn, beim Positionieren neben statischen Überlegungen das ganze Erscheinungsbild des Türblattes zu betrachten.
Sobald es um historische Objekte geht, wird die Wahl des richtigen Beschlags heikel, da eine frühere Optik erreicht werden soll – aber mit allen heutigen Anforderungen. Das «Easy 3D» von SFS bewegt sich mit einer Rollenlänge von 117 mm in einer mittleren Grösse, wie auch das «Duplex». Es ist mit einem Durchmesser von 20 mm, aber auch mit jenem von 14 mm, erhältlich. Wegen der feinen Erscheinung ist dieses für Innentüren sehr interessant.
Das «Objecta» von Basys wird in den Rollenlängen 100, 120 und 160 mm in Stahl oder Edelstahl angeboten. Es ist für Belastungen von bis zu 200 kg pro Paar erhältlich. Eine verstärkte Ausführung der 160 mm langen Bänder erreicht sogar 350 kg, und es gibt Versionen, die den RC3-Sicherheitsstandard erfüllen. Aus gestalterischer Sicht interessant ist das Angebot des Herstellers, Zierknöpfe für die beiden Rollenenden nach Kundenwunsch anzufertigen. Auf diese Weise ist die Anpassung an einen bestimmten Stil sehr viel einfacher.
Mit nur einem Drehpunkt und einem über das ganze Band durchlaufenden Achsstift benötigt ein Türscharnier mit sichtbarer Rolle nur auf einer Seite ein Kästchen für die Einstellmechanik. Dieses findet im Türrahmen Platz, es wird dort eingefräst.
Ganz anders ist das bei verdeckten Bändern. Die ganze Mechanik muss ja vollständig aus dem Sichtfeld verschwinden. Das braucht eingefräste Taschen im Rahmen, wie auch im Blatt selbst, was wie immer bei der Konstruktion mit zu berücksichtigen ist. Aufgebaut sind solche Türbänder wie Soss-Scharniere für Möbel, nur dass dort noch eine Einstellmechanik mit verbaut wird, was zu vielen sehr kleinen Komponenten führt.
Die Problematik sieht man auch gut bei Topfbändern aus dem Schrankbereich. Ohne einen Drehpunkt ausserhalb der Tür braucht es mehrere verbundene Gelenke mit Achsen, die gemeinsam in der gewünschten Bewegung ausschwenken. Damit diese Gelenke im geschlossenen Zustand in ihre Taschen passen, können nicht alle Achsen durchlaufend sein. Die Ausrichtung zueinander darf sich dennoch nicht verziehen. Die ganze Mechanik muss auch so steif sein, dass mehrere Bänder übereinander absolut synchron laufen. Die Schwerkraft zieht das obere Band in eine andere Richtung, als es das untere drückt, was zur Verdrehung der Mechanik führt.
Für den Schreiner heisst das: Solche Bänder müssen noch genauer aufeinander passend eingestellt werden, damit der Verschleiss langfristig klein gehalten wird.
Die SFS Unimarket AG hat mit dem W-Tec 3D auf eine hohe Stabilität Wert gelegt. Die Kinematik des 7-achsigen Bandes hält die Tür laut Hersteller gerade und verhindert, dass sie sich beim Öffnen und Schliessen elliptisch bewegt. Die sechs erhältlichen Typen erlauben Tragkräfte von 60 bis 200 kg pro Paar und sind für flächenbündige Tü- ren einsetzbar. Die hochwertigen Versionen für schwere Türen haben die gleichen Fräsmasse, wodurch sie untereinander austauschbar sind. Dadurch können Türen mit unterschiedlichen Anforderungen mit den gleichen Abmessungen gefräst werden. Gleiche Fräsmasse haben auch alle Modelle pro Gruppe aus der Produktfamilie «Pivota DX» von Basys. Die Firma fertigt ihre Produkte mit Stahl, Edelstahl und Aluminium und setzt diese Werkstoffe entsprechend den Anforderungen an die Tragfähigkeit ein: Je mehr Stahlkomponenten, desto höher die Tragfähigkeit. Sie beginnt bei 40 kg und endet bei 350 kg pro Bandpaar. Ab einem gewissen Stahlanteil sind die Produkte auch für den Rauch- sowie Brandschutz geeignet. «Pivota»-Modelle gibt es für das gesamte Türenspektrum von einfachen Wohnungstüren bis zu komplexen Objekt- und Aussentüren. Sogar Glas- und überfälzte Türen sind möglich.
Auch Simonswerk bietet mit ihrem System «Tectus» für die gleichen Bereiche solche Bänder an. Wie bei den genannten Produkten können die drei Justierungen separat vorgenommen werden. Eine Abdeckung sorgt dafür, dass die ganze Einstellmechanik unsichtbar bleibt. Ein 180-Grad-Öffnungswinkel sowie die wartungsfreie Gleitlagertechnik bei Belastungswerten bis 300 kg sprechen für diese sehr umfangreiche Produktlinie.
Eine Besonderheit ist die Variante «Tectus Energy», welche die Übertragung von Energie vom Rahmen aus unsichtbar in das Türblatt erlaubt. Das Kabel ist quetschungssicher und fest im Gehäuse integriert. Die Kabelbündelung ist mit der Adaptertechnik so ausgelegt, dass sie alle gängigen Motorschlösser sowie marktüblichen Schloss- und Beschlagsführungen erlauben.
Dass es heute derart ausgereifte, dreidimensional verstellbare Türbänder gibt, hat einerseits mit dem schnellen Voranschreiten technischer Möglichkeiten – vor allem in der Holzverarbeitung – und einem stark gestiegenen Kundenanspruch zu tun. Beide Aspekte zusammen schaffen Angebote, die genutzt werden wollen.
Die sichtbaren Scharnierrollen trumpfen mit edlem Aussehen im geschlossenen Zustand. Geöffnet kommen sie dann aber nicht an die Optik der verdeckten Bänder heran – das geht vielleicht noch besser.
www.anuba.dewww.sfs.chwww.basys.bizwww.beschlagtechnik.chVeröffentlichung: 21. November 2019 / Ausgabe 47/2019
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