Weitgehend wartungsfrei
Türschliesser, Bänder, Drücker, Schloss und Schliesszylinder sind hinsichtlich der nötigen Wartung unterschiedlich zu bewerten. Anders die Funktionsprüfung, diese sollte jährlich erfolgen. Bild: Dorma Schweiz AG
Türschliesser, Bänder, Drücker, Schloss und Schliesszylinder sind hinsichtlich der nötigen Wartung unterschiedlich zu bewerten. Anders die Funktionsprüfung, diese sollte jährlich erfolgen. Bild: Dorma Schweiz AG
Wartung. Bei Innenraumtüren gibt es keine eindeutigen Bestimmungen zu Wartungsintervallen. Viele Beschläge sind lebenslang wartungsfrei; eine Funktionsprüfung sollte dennoch regelmässig erfolgen, etwa wenn Schloss und Zylinder gewartet werden.
Beschläge für Innenraumtüren sind heute weitestgehend wartungsfrei. Komplexere Türen mit Antrieben, sogenannte Paniktüren mit Rettungswegtechnik oder Türen mit speziellen Funktionen wie etwa Brandschutz, müssen dagegen jährlich kontrolliert werden. «Hier gelten besondere Bestimmungen, zum Beispiel die Richtlinien der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen», erklärt René Zihlmann, Category Manager Beschläge der SFS Unimarket AG. In diesen Fällen sichert in der Regel der Abschluss eines Wartungsvertrags die Funktionsbereitschaft der Türbeschläge.
Die «ganz normale» Tür oder auch eine Wohnungseingangstür wird in der Praxis hingegen mehr oder weniger fleissig gepflegt und gewartet. Und freilich sind nicht in jeder Tür wartungsfreie Beschläge der neuesten Generation verbaut, sondern man trifft oft auf ältere, möglicherweise schlecht oder falsch gepflegte Beschläge. Auch Hauswarte greifen gelegentlich in die Werkzeugkiste und benutzen irgendein Schmiermittel, das möglicherweise nicht für den Einsatzzweck geeignet ist.
In diesem Fall muss erst mal gereinigt werden, was in der Praxis aber auch öfter mal vernachlässigt wird. «Speziell bei Bändern wird vergessen, die alten Staub- und Abriebspuren zu entfernen, bevor die Bänder neu geschmiert werden. Hierbei ist ein Haftschmierfett zu verwenden», weiss Maik Schiwy, als Produktmanager bei der Roto Frank GmbH zuständig für den Türenbereich. Haftschmierfette sind feuchtigkeitsverdrängend, rostlösend, wasserabweisend und haben besonders gute Kriecheigenschaften sowie eine hohe Haftfähigkeit. Ein solches Produkt ist etwa das Fliesshaftfett «Förch S401». Wer es kennt, schwört auf «Neoval Öl-Spray». Durch die enormen Fliesseigenschaften muss man allerdings aufpassen, dass das Öl auch nur dorthin kommt, wo es sein soll. Eindeutige Produktempfehlungen gibt es von den Beschlagherstellern für die Wartung von Bändern kaum. Schiwy empfiehlt «Innotec Power Grease» als Schmiermittel für mechanische Fenster und Tür- beschläge. Zwingend nötig ist das ausbleibende Verharzen und Verschmutzen an der Schmierungsstelle. «WD 40 hilft nur kurzfristig, ist aber ein guter Schmutzlöser. Die Schmiereigenschaften sind allerdings begrenzt», weiss Schiwy.
Türbänder, egal ob es sich dabei um einfache, verzinkte Einbohrbänder oder um hochwertige Lappenbänder in Edelstahl handelt, sind für eine wartungsfreie Lebensdauer ausgelegt. Eine periodische jährliche Funktionsprüfung, die von vielen Türenlieferanten empfohlen wird, widerspricht dem Anspruch der Wartungsfreiheit nur auf den ersten Blick. Denn viele Faktoren können zu einer Beeinträchtigung der Funktion führen, wie etwa ein Verzug des Türblattes. Besonders deutlich wird dies im Falle eines Türschliessers: «Unsere Türschliesser sind grundsätzlich wartungsfrei. Sie sind im praktischen Einsatz jedoch immer Teil des komplexen Systems Tür. Die reibungslose Funktionalität hängt vom Zusammenspiel der verschiedenen Türelemente ab», erklärt Sabine Widmann, verantwortlich für Market Communication bei der Dorma Schweiz AG. Sollte ein Türschliesser nicht funktionieren, kann das viele Ursachen haben. Lässt sich eine Tür ohne Türschliesser nicht einwandfrei bewegen, streift am Boden, ist «windsch» oder hat einen zu starken Fallenwiderstand, kann der Türschliesser nicht richtig funktionieren. Eine periodische Wartung ist deshalb zwar nicht zwingend erforderlich, aber sinnvoll. Ähnlich auch bei Absenkdichtungen: Planet empfiehlt, die Beschläge alle zwei Jahre auf Funktion (Knopf, Dichtlippe, Hub) und Verschmutzung zu überprüfen und falls nötig zu reinigen. Die Dichtlippe darf dabei aber nicht gefettet werden. Die Wartungsfreiheit gilt auch für Schiebetürbeschläge. «Grundsätzlich benötigen unsere manuellen Systeme keine Wartung. Motorisierte Systeme müssen normgemäss durch autorisierte Verarbeiter gewartet werden», erklärt Bruno Grossrieder, zuständig für die technische Beratung bei der Hawa AG. «Die Lauf- und Führungsschienen sollten nie gefettet oder mit Schmierstoff besprüht werden, da Schmutz daran haften bleiben kann. In Ausnahmefällen könnten Gleitlager mit WD 40 besprüht werden», weiss Grossrieder.
Auch bei den Drückergarnituren taucht das W-Wort regelmässig wieder auf. Eine regelmässige Funktionsprüfung empfiehlt sich aber auch hier, da Drückergarnituren je nach Gebrauch erheblichen Belastungen ausgesetzt sein können. Dadurch kann die Funktion auch bei den Drückern leiden und die Lebensdauer deutlich vermindert werden, auch wenn der Beschlag entsprechende Prüfnachweise erbracht hat. Ein einfacher Praxis-Check erleichtert die vernünftige Einordnung der Labordaten. So wurde etwa die Sertos-Steckgriff-Verbindung mit Kugelarretierung von der Hoppe AG mit einer Dauerbelastung von mindestens einer Million Prüfzyklen ohne Funktionsbeeinträchtigung getestet. Würde man den Türdrücker ohne sonstige Belastungen in der Realität täglich hundert Mal betätigen, würde dieser der Belastung mehr als 25 Jahre lang standhalten.
Während die Drückergarnituren der meisten Hersteller ebenso wartungsfrei wie viele andere Komponenten sind, braucht das Innenleben des Schlosskastens durchaus erhöhte Aufmerksamkeit. Es gilt: Eine gut geschmierte Falle schnappt erfolgreich, weil geräuscharm, zu. So findet sich bei den Produktinformationen für Schlösser der Glutz AG der Hinweis, dass «Schlösser mindestens einmal jährlich ohne Öffnung des Schlosskastens mit geeignetem Schmiermittel zu pflegen sind». Einen normalen Gebrauch vorausgesetzt. Dies bestätigt auch René Zihlmann: «Bei Schlössern sollte man jährlich die Falle kontrollieren und nach Bedarf mit Fett hinter der Falle schmieren.» Denn gerade an der Falle sammeln sich Verschmutzungen, zum Beispiel wenn der Staub bei der Reinigung der oberen Türkante herunterfällt. Dann gilt es auch hier erst mal zu reinigen. Die Glutz AG weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nur «solche Reinigungsmittel verwendet werden dürfen, die keine korrosionsfördernden Bestandteile enthalten».
Eindeutig liegt der Fall bei den Wartungs- und Pflegeanweisungen für Schliesszylinder. «Diese dürfen niemals mit WD 40 oder öl- und fetthaltigen Mitteln geschmiert werden», weiss Zihlmann. Zur Reinigung, Schmierung und als Korrosionsschutz bieten die Hersteller von Schliessanlagen entsprechende Pflegesprays an, die jeweils zwingend zu verwenden sind. «Die Produkte sind fettfrei, da ansonsten die Zuhaltungsstifte verharzen und somit den Zylinder blockieren können», erklärt Widmann.
Entsprechend verfügbar sind etwa «Kaba Cleaner Pumpspray», das «Abus Pflegespray PS88» oder das «Keso Spray G.992/56/10».
Zu prüfen ist jeweils, ob ein Pflegemittel sowohl für mechanische als auch für mechatronische Schliesszylinder geeignet ist. So darf das früher gebräuchliche Keso-Mehrzweckspray G.990/75 für mechatronische Zylinder nicht mehr verwendet werden, weshalb ein neues Produkt entwickelt wurde, das für alle Zylinder geeignet ist. Hier ist grosse Sorgfalt geboten, denn bei Anwendung anderer Produkte entfällt jeder Anspruch im Sinne der Produkthaftung.
Dass die Wartung von Türen (und Fenstern) ein Thema ist, zeigt das Beispiel Ego Kiefer. Mehr als 80 Mitarbeitende stehen dafür bereit, unabhängig von der jeweiligen Marke. Denn auch Nachrüstung und Reparaturarbeiten stellen ein Geschäftsfeld dar. So können im Zuge des jährlichen Termins im Rahmen eines Wartungsvertrags auch zusätzliche Arbeiten wie Ertüchtigungsmassnahmen generiert werden. Der Verband Schweizerische Türenbranche (VST) bietet für dieses Betätigungsfeld auf seiner Website entsprechende Unterlagen zum kostenpflichtigen Download an.
www.sfsunimarket.bizwww.roto-frank.comwww.dormakaba.comwww.hawa.chwww.hoppe.comwww.tueren.chwww.vkf.ch
Veröffentlichung: 21. April 2016 / Ausgabe 16/2016
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