Tücken des Umbaus


Vom alten Bad ist hier nicht mehr viel zu sehen. Die Sanierung muss im Vorfeld gut geplant werden. Bild: Dominik Stauffer
Vom alten Bad ist hier nicht mehr viel zu sehen. Die Sanierung muss im Vorfeld gut geplant werden. Bild: Dominik Stauffer
Badplanung. Das Badezimmer gehört zu den wichtigsten Orten in einer Wohneinheit. Ist es in die Jahre gekommen, wird eine intensive Planungsphase notwendig, um mit einer möglichst reibungslosen Sanierung die gewünschten Verbesserungen zu erzielen.
Der Umbau des Badbereichs ist sehr vielseitig. Auf wenigen Quadratmetern Wohnfläche wird eine Vielzahl an verschiedenen Handwerkern benötigt. Um einen Badumbau strukturiert abzuwickeln, braucht es eine Bauleitung, die den Überblick behält und die Bauherrschaft kompetent unterstützt. Die Planung wird oft vom Kunden selbst in die Hand genommen oder von einem Architekten durchgeführt. Übernimmt eine Schreinerei den Lead, so kann sie dem Kunden ein attraktives Gesamtpaket anbieten. Dieses Potenzial hat Heinz Fehlmann, Geschäftsleiter der in Müllheim TG angesiedelten Schreinerei Fehlmann, erkannt. Die Firma mit rund 50 Mitarbeitenden wurde 1998 gegründet und legte von Beginn an den Fokus auf Badmöbel. Im Laufe der Jahre hat sie ein umfangreiches Know-how aufgebaut. So kann die Schreinerei heute Kunden von A bis Z beraten und in Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern komplette Badumbauten anbieten. Dem Geschäftsführer merkt man die Leidenschaft für die Materie an, während er von seinen Erfahrungen bei der Realisierung von Badumbauten erzählt.
Das Auftreten als Generalunternehmung eröffnete der Schreinerei zusätzliche Möglichkeiten. «Durch die Übernahme der kompletten Projektleitung können wir die Wertschöpfung bei einem Badumbau um 2000 bis 10 000 Franken steigern», sagt Fehlmann. Für die optimale Beratung der Kundschaft lädt die Firma die Kunden in ihre Ausstellungsräume ein, wo Badmöbel in Kombination mit Sanitäranlagen, Wandbelägen und einer Vielfalt an Armaturen präsentiert werden. Für die Gestaltung hat die Firma auch eine Innenarchitektin im Team. Der konkrete Vorschlag für die Umgestaltung wird auf der Grundlage des bestehenden Badezimmers ausgearbeitet.
Aufgrund von langjährigen Erfahrungswerten wie zum Beispiel den Preisen pro Quadratmeter, Einkaufspreisen von Armaturen und Anschlussarbeiten können auch die Preise für die Arbeiten der anderen involvierten Firmen kalkuliert werden. Dadurch entsteht ein erster Kostenvorschlag, der sich vom Endpreis jedoch noch um plus/minus 10 bis 20 Prozent unterscheiden kann.
Den Wert einer Ausstellung als Entscheidungshilfe für den Kunden hat man auch in der Schreinerei Rico Gansner in Landquart GR erkannt. Allerdings ist im Betrieb kein Platz vorhanden für einen Ausstellungsraum. Deshalb hat das Unternehmen eine Online-Ausstellung entwickelt, in der sich der Kunde von zu Hause aus 3D-Modelle von Badmöbeln in unterschiedlichen Ausführungen und Materialisierungen anschauen kann. Auch vom gedruckten Katalog gelangt er über QR-Codes auf die Online-Ausstellung. Das Bündner Unternehmen bietet Innenausbauarbeiten aller Art an und hat sich ebenfalls auf Badumbauten spezialisiert. Häufig findet eine Zusammenarbeit mit einer befreundeten Sanitärfirma statt. Je nach Umfang der berufsspezifischen Arbeiten übernimmt eine der beiden Firmen die Bauleitung. Bei einfacheren Bädern übernimmt die Sanitärfirma die Koordination und bezieht die Möbel bei der Schreinerei. Sind beim Umbau noch weitere Schreinerarbeiten gefragt wie Böden, Türen, Decken oder Fenster, nimmt Geschäftsführer Rico Gansner mit seinem Team die Leitung in die Hand und trifft die nötigen Absprachen unter den Handwerkern.
Bei Übernahme des Leads für einen Badumbau wird vom verantwortlichen Projektleiter einiges an Koordinationsarbeit abverlangt. Als Erstes gilt es, mit der Kundschaft zusammenzusitzen und die grundlegenden Fragen zu besprechen, wie beispielsweise von wie vielen Personen das Bad genutzt wird, ob der bestehende Grundriss erhalten bleiben oder das Bad erweitert werden soll. Anschliessend gilt es, sich ein Bild zu machen, welche Vorstellungen die Kundschaft bereits bezüglich Farben und Formen und der weiteren Ausgestaltung hat. Im Zusammenspiel mit anderen Berufsleuten müssen die entscheidenden Details geklärt und frühzeitig abgesprochen werden. Bei der Frage nach den involvierten Handwerkern ist abzuklären, ob der Kunde Präferenzen hat. Falls dies nicht der Fall ist, kann der Schreiner gegebenenfalls Betriebe empfehlen, mit denen er schon erfolgreich zusammengearbeitet hat. In einem nächsten Schritt folgt ein Überblick, welche Themen bedacht und mit welchen Handwerkern diese abgesprochen werden müssen, damit der Umbau gelingt.
Ein wichtiger Punkt sind die verschiedenen Installationsarbeiten, vom Elektriker über den Sanitär bis hin zum Lüftungsbauer. Sind bestehende Leitungen in den Wänden verbaut, stellt sich die Frage, ob noch ein Installationsplan vorhanden ist. Bei den Zu- beziehungsweise Abflussleitungen für Wasser muss geklärt werden, ob die Sanitäranlagen wieder am gleichen Ort platziert werden und so mit wenig Aufwand dieselben Leitungen verwendet werden können.
Wird das Bad komplett neu gestaltet, muss die Leitungsführung oft überdacht, angepasst und in der Konsequenz erneuert werden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn anstelle eines einzelnen Waschbeckens zwei Wasserhähne gewünscht werden oder wenn die altehrwürdige Badewanne durch eine Duschkabine ersetzt werden soll. Zu klären gilt es weiter, ob die Leitungen unter Putz verbaut werden oder eine Vorwand mit Installationsraum errichtet werden soll. Ist eine Vorwand geplant, so wird diese sinnvollerweise gleich so errichtet, dass das Badmöbel darin verschraubt werden kann. Aktuell werden Badmöbel oft so konstruiert, dass sie an eine Wand gehängt werden, weil dies elegant wirkt und auch Waschtischmöbel mit grösseren Volumen leicht erscheinen lässt.
Um das Badezimmer zu einem Ort zu machen, an dem man sich wohlfühlt, ist die Ausleuchtung des Raumes ein entscheidender Aspekt. Auch zum Schminken oder Rasieren muss genug Licht vorhanden sein. Einhergehend mit dem Licht müssen auch die elektrischen Anschlüsse für Zahnbürste, Rasierer oder Föhn rechtzeitig eingeplant werden (siehe SZ 41/2020).
Für den Elektriker muss ein Installationsplan erstellt werden, sodass dieser die Leerrohre am richtigen Ort verlegen kann. Gerade Spiegelschränke werden häufig mit einer Beleuchtung ausgestattet. Befindet sich die Stromleitung am falschen Ort, entsteht für den Schreiner ein zusätzlicher Montageaufwand, und allenfalls müssen anschliessend Gipser und Maler das Malheur noch ausbessern. Bei frühzeitiger Absprache können solche Extraarbeiten verhindert werden. Ist eine Decke mit Fermacell-Beplankung geplant, sind die Positionen der Beleuchtung frühzeitig zu definieren, sodass sie gleich vom Schreiner ausgeschnitten oder gebohrt werden können.
Für den Plattenleger ist es am einfachsten, wenn er ganze Boden- oder Wandflächen verlegen kann. Für das Ergebnis kann es von Vorteil sein, wenn man die Grösse des Badmöbels an der Wand anzeichnet, damit das Fugenbild optimal gestaltet oder im Bereich des Badmöbels auf Fliesen verzichtet werden kann. So kann die Montage erleichtert werden, weil das Bohren von Löchern durch die Plattenbeläge entfällt.
Durch die vielen involvierten Parteien wird auch eine Vielzahl von Materialien verbaut. Die Verfügbarkeit der Artikel sollte bereits bei der Auswahl abgeklärt werden, nicht dass die Sanierung ins Stocken gerät.
Zur Veredelung des Badezimmers ist der Einbau von Glaswänden eine elegante Lösung, gerade für Duschen. Die Gläser können jedoch oft erst nach dem Verlegen der Plattenbeläge vermessen und endgültig bestellt werden. Um hier lange Produktions- und Lieferfristen zu vermeiden, eignet es sich, frühzeitig beim Glaslieferanten Produktionszeit zu reservieren.
Ein Risikofaktor im Badbereich ist die Luftfeuchtigkeit. Wenn möglich sollte ein Fenster verbaut werden, wodurch regelmässiges Lüften ermöglicht wird. Bei einem Bad ohne Fenster ist eine Lüftung erforderlich, um Feuchtigkeitsschäden und Schimmel zu vermeiden. Um Wasserschäden durch fliessendes Wasser zu verhindern, wird Silikon eingesetzt. Es muss abgesprochen werden, ob dies der Plattenleger überall anbringt oder ob der Schreiner seine Einbauten selbst abfugt. Werden alle Silikonfugen von einer Firma gemacht, ist gewährleistet, dass die Fugen einheitlich erscheinen und keine Farbdifferenzen durch verschiedene Silikonprodukte auftreten.
Ein Thema, das bei der Umbauplanung auf keinen Fall unbedacht gelassen werden darf, ist die Asbestsanierung. Das Problem stellt sich bei vielen Sanierungen von Gebäuden, die vor 1990 erbaut wurden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt in seiner Broschüre «Asbest im Haus»: «Asbesthaltige Boden- und Wandbeläge wurden vor allem in Nasszellen wie Küchen, Badezimmern, WCs und gelegentlich in Waschküchen verlegt.» Die Suva empfiehlt daher auf ihrer Website: «Klären Sie bei Umbau- und Renovationsarbeiten frühzeitig eine Asbestgefährdung ab und ziehen Sie bei Bedarf einen Experten bei.» Genau das hat Lorenz Breitenmoser, Projektleiter bei der Scherrer AG in Bütschwil SG, getan, als er im Frühling 2021 eine Anfrage für den Umbau zweier Bäder in einer Wohnung erhielt. Der Toggenburger sagt: «Ich habe immer ein Set für das Abpacken von möglicherweise asbestbelastetem Material dabei. So kann ich bei Verdacht jeweils gleich eine Probe nehmen.»
Bei der ersten Besichtigung der Räumlichkeiten nahm er eine Probe der Wandbeläge, inklusive Kleber und Fugenmaterial. Die Materialprobe schickte er an einen Asbest-Diagnostiker, der ihm innerhalb einer Woche mitteilte, dass der Test positiv ausgefallen ist. So liess sich der Projektleiter von Spezialfirmen eine Offerte erstellen für eine fachmännische Entfernung von knapp 75 m2 asbesthaltiger Wand- und Bodenflächen. Breitenmoser entschied sich, die Arbeit von der Firma Klarotec GmbH aus Urnäsch AR ausführen zu lassen.
«Durch die frühzeitige Planung liess sich die Asbestsanierung gut in das Bauprogramm integrieren, und für den Kunden entstanden keine ärgerlichen Verzögerungen», sagt Breitenmoser. Wichtig waren die Vorbereitungsarbeiten, bevor die Spezialfirma sich einrichten konnte. So musste der Elektriker vorgängig ein Starkstrom-Provisorium einrichten mit 380-V-Anschluss und der Sanitär die Armaturen demontieren und die Wasseranschlüsse abhängen. So konnte die Firma Klarotec innerhalb von vier Tagen die Beläge demontieren. Es wurden die Platten abgespitzt, der Kleber bis auf den Grundputz weggeschliffen und die ganze Wand-, Decken- und Bodenfläche sauber herausgewaschen.
Anschliessend konnten die weiteren Umbauarbeiten wie bei einer gewöhnlichen Badsanierung ausgeführt werden.
Die Thematik rund um die Sanierung im Bad ist spannend und anspruchsvoll. Durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit den anfallenden Arbeiten kann ein gros- ses Know-how aufgebaut werden. Dadurch wird der Schreiner für den Kunden zum optimalen Partner, um einen Badumbau von A bis Z abzuwickeln.
www.schreinerei-fehlmann.chwww.schreinerei-ricogansner.chwww.scherrer-holz.chwww.klarotec.chVeröffentlichung: 02. September 2021 / Ausgabe 36/2021
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