Teilzeitarbeit ist familienfreundlicher
Martin Hartmann (links) und Marcel Meier, Geschäftsführer und Inhaber der Schreiner Hartmann Meier GmbH. Bild: PD
Martin Hartmann (links) und Marcel Meier, Geschäftsführer und Inhaber der Schreiner Hartmann Meier GmbH. Bild: PD
Arbeitszeitmodelle. Martin Hartmann und sein Geschäftpartner Marcel Meier haben vor 16 Jahren die Schreiner Hartmann Meier GmbH in Wallisellen ZH gegründet. Beiden war das Familienleben sehr wichtig und sie wollten deshalb nicht mehr als 80 Prozent arbeiten.
Als Martin Hartmann und Marcel Meier zusammen ihr Unternehmen gründeten, wollten beide auch Zeit für ihre Familien haben. Ersterer stieg deswegen mit einem Pensum von 80 Prozent ein, Letzterer mit 70. Die Kultur im Betrieb war von Anfang an offen für flexible Arbeitszeitmodelle. Alle Stellen der Schreiner Hartmann Meier GmbH in Wallisellen ZH werden für Pensen zwischen 60 und 100 Prozent ausgeschrieben. «Wir glauben daran, dass unsere Mitarbeitenden motivierter sind, wenn sie in einem Pensum arbeiten, das ihren Bedürfnissen entspricht», sagt Hartmann. Unterdessen sind seine Kinder gross geworden und er hat sein Pensum auf 90 bis 100 Prozent erhöht. Marcel Meier arbeitet heute in einem 80-Prozent-Pensum.
Die Kernkompetenzen des Betriebs sind Um- und Neubauten in Küche und Bad mit Fokus auf das Gesamtkonzept. Eine wichtige Tätigkeit von Hartmann ist die Bauleitung. Er organisiert Umbauten «aus einer Hand» mit einer hohen Serviceorientierung gegenüber seinen Kunden. Dies sind hauptsächlich Private. Mit ihnen bespricht Hartmann, wie lange der Auftrag dauert. Er habe es selten mit eiligen Fällen zu tun. Er priorisiert Aufträge, damit er keine absagen muss. Wenn es doch mal eng werden sollte, kooperiert er für die Produktion mit anderen Werkstätten, die nach seinen Qualitätsansprüchen arbeiten. Das komme ein- bis zweimal pro Jahr vor. «Ich bin weniger im Hamsterrad als andere.» Auf Expansionskurs seien sie nicht. Sie definieren sich selbst als Nischenanbieter – grosse Mengen sind gar nicht gefragt.
Das Anbieten von Teilzeitstellen bringt laut Hartmann Vorteile bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Er habe vor drei Jahren einen Projektleiter gesucht. Seine Kollegen meinten, der Arbeitsmarkt sei ausgetrocknet. Hartmann hat die Stelle Teilzeit und mit einer Woche mehr Ferien als das gesetzliche Minimum ausgeschrieben. Innert kurzer Zeit hätten sich 20 Bewerber gemeldet, von welchen 3 sehr gut waren. Der Rekrutierungsprozess hatte nicht mehr als einen Monat gedauert. «Ich bin überzeugt davon, dass viele gerne einen Tag weniger arbeiten würden.» Gefunden hat er seine jetzige Projektleiterin, die sich ein 80-Prozent-Pensum gewünscht hatte. Auch das Thema Homeoffice geht Hartmann pragmatisch an: «Wenn jeder, der kann, nur einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten würde, hätten wir viele Probleme auf einmal gelöst.» Die Projektleiterin arbeitet auch nach der Pandemie an zwei von vier Tagen im Homeoffice.
Laut Hartmann bringt Teilzeitarbeit kaum Nachteile. Bei der Planung müsse die Übergabequalität stimmen. Man müsse mehr kommunizieren, aber das verbessere die Zusammenarbeit und bringe Vorteile. Nicht zuletzt müsse man Verantwortung abgeben. Weder auf die Administration noch den Umsatz wirke sich Teilzeitarbeit nachteilig aus. Als Schreinerei könne man Geld verdienen, das habe aber nichts mit Teilzeitarbeit zu tun, sondern mit richtiger Kalkulation und dem Verkauf.
Die Arbeitswelt hat sich verändert. Nur eines blieb unverändert: die 42-Stunden-Woche. Hat das Modell Normalarbeitszeit ausgedient? Wie sieht das Arbeitsmodell der (nahen) Zukunft aus? Mit der losen Serie «Neue Lohn- und Arbeitszeitmodelle» geht die Schreinerzeitung diesen Fragen nach und zeigt Beispiele auf.
www.schreinerzeitung.chVeröffentlichung: 21. Juli 2022 / Ausgabe 27-28/2022
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