Serienfertigung im Hochbau
Die Wohnmodule des Sporthotels in Filzbach GL wurden von der Erne AG Holzbau in eine vorgängig erstellte turmhohe Betonhülle montiert. Bild: Erne AG Holzbau
Die Wohnmodule des Sporthotels in Filzbach GL wurden von der Erne AG Holzbau in eine vorgängig erstellte turmhohe Betonhülle montiert. Bild: Erne AG Holzbau
Synergien. Beim Häuserbau auf der Basis von gleichförmigen Raummodulen beweisen moderne Holzbaubetriebe ihr Können mit digitalen Werkzeugen. Kreative Schreiner mit dem nötigen Denken, Wissen und Können sind da als Partner auf Augenhöhe willkommen.
Auch wenn das nicht gleich ersichtlich ist, das Hotel des Sportzentrums im glarnerischen Filzbach, im Bild oben, ist ein Modulbau – jedenfalls hinter der vorgängig erstellten Aussenhülle aus Beton. Dieses Gebäude ist somit ein Holzbau, der in diese grosse, graue Hülle hineingestellt wurde – nicht am Stück, sondern in fertigen Elementen, die in ihrer Grösse noch sicher per Lastwagen transportiert werden konnten.
Module im Holzbau sind genormte Raumelemente, die weitestgehend fertig ausgestattet sind und auf der Baustelle wie Bauklötze zusammengestellt und verbunden werden. Jedes dieser Elemente muss somit extrem passgenau gefertigt werden, damit diese «Bauklötze» aufeinander passen. Nur so kann ein solch hohes Gebäude entstehen, welches allen Anforderungen an einen modernen Bau gerecht werden soll. Es muss jahrzehntelang benutzbar sein, wobei es sich auch den mit der Zeit wandelnden Anforderungen anpassen lassen soll.
Modulbauten haben den Charakter einer seriellen Fertigung mit Normelementen oder wiederkehrenden Detaillösungen, deren Kombinationsmöglichkeiten vorgegeben und erprobt sind. Mit den gleichen Modulen lassen sich sowohl ein- wie auch mehrstöckige Bauten erstellen. Damit solche Objekte effizient umgesetzt werden können, braucht es eine digitale, dreidimensionale Planung, womit das komplexe Zusammenspiel der Bauelemente bis ins Detail exakt bestimmt und überprüft werden kann. David Häring von der Häring AG in Eiken AG erklärt: «Durch die Möglichkeiten der Digitalisierungen sind eine hochpräzise Vorfertigung, eine termingenaue Baustellenlogistik und kurze Montagezeiten möglich.»
Weitgehendst fertig ausgestattet heisst, dass auch der ganze Innenausbau mit allen Einbauten, Strom- und Wasserleitungen, Küchen und Badezimmern komplett im Werk eingebaut und dann an ihrem Bestimmungsort lediglich noch zusammengehängt werden. Alle weiterführenden Durchgänge müssen somit schon sehr früh bis ins Detail geplant und sehr genau ausgeführt sein. Für Improvisationen auf der Baustelle ist kein Platz mehr. Da die Komponenten von verschiedenen Herstellern gefertigt werden, braucht es Partnerschaften, die sich auf Augenhöhe zueinander bewegen. Alain Barmettler von der Renggli AG in Sursee LU betont, dass eine offene und ehrliche Kommunikation sowie die Einhaltung von Vereinbarungen enorm wichtig sind.
«In der Regel braucht es für den Grossteil der modularen Bauten Schreinerprodukte», bemerkt Marlen Egloff von der Erne AG Holzbau in Laufenburg AG. Die Zusammenarbeit mit Schreinerbetrieben ist somit sehr wichtig. Als Partnerbetrieb muss die Schreinerei den Holzbaubetrieb effizient ergänzen. «Es ist wichtig, dass die digitale, dreidimensionale Planung beidseitig stattfindet und der Datenaustausch reibungslos funktioniert», weiss Simone Agosti von der Blumer-Lehmann AG in Gossau SG. Die Zeitschiene der jeweiligen ausführenden Zusammenarbeit richtet sich nach dem Produktionsablauf in der Werkhalle des Holzbauers. Erklärtes Ziel ist es, dass die Module, wann immer möglich, so weit fertig sind, dass sie am Bestimmungsort nur noch zusammengebaut werden müssen.
Damit die Serienfabrikation der Module nahtlos verlaufen kann, muss die Planung vom Holzbauer wie auch vom Schreiner sehr früh starten und gut koordiniert werden. Bevor ein Modul gebaut werden kann, muss beispielsweise bei einer Küche klar sein, wo sie befestigt wird und wo welche Anschlüsse platziert sein müssen. Es braucht ein starkes Seriendenken, Innovationsbereitschaft und Verständnis für das andere Handwerk. Ein lösungs- und kostenorientiertes Vorgehen muss zudem selbstverständlich sein.
Schreiner, die in der Lage sind, ihre Produkte so zu konstruieren, dass sie möglichst als Fertigbauteil in die jeweiligen Module einsetzbar sind, helfen, den Prozess sinnvoll zu verkürzen.
Modulbauten eignen sich für dauerhafte Gebäude, wie das Sporthotel im glarnerischen Filzbach, oder für temporäre Bauten wie Schulhäuser, die auf wechselnde Schülerzahlen reagieren müssen. Überall dort, wo durch gute Planung Bauten in Raummodule gleicher Grösse zerlegt werden können, sind sie geeignet, heisst es seitens der Renggli AG. Die Firma bietet zum Beispiel ein Hybridbausystem, bei welchem die Holzmodule in ein Stahlgerüst eingesetzt werden und das so günstige Wohnbauten ermöglicht. Die Schallentkopplung ist dabei so ausgelegt, dass das Niveau vom Eigentumswohnungsstandard erreicht wird.
Normalerweise können Module wieder auseinandergenommen, umplatziert oder auch ergänzt werden. Es lassen sich nach wenigen Wochen Produktions- und einigen Tagen Montagezeit bezugsbereite Gebäude neu erstellen, die einem klaren Kostenrahmen entsprechen und eine hohe Terminsicherheit bieten.
www.haring.chwww.renggli.swisswww.erne.net www.blumer-lehmann.com
Veröffentlichung: 09. März 2023 / Ausgabe 10/2023
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