«Seit ich gehen kann, schraube ich an Töffli»

Der prämierte «Holz-Puch» von Aaron Ochsner. Was möglich war, wurde aus Holz produziert. Bild: Aaron Ochsner

Im Frühjahr hat Aaron Ochsner mit seinem Holztöffli den Freizeitwettbewerb für Appenzeller Lernende gewonnen. Der 19-Jährige aus Herisau AR erzählt, wie er das Grossprojekt angegangen ist und wo der «Holz-Puch» heute steht.

Wann hast du dir vorgenommen, ein Töffli aus Holz zu bauen?

Aaron Ochsner: Seit ich gehen kann, stehe ich mit meinem Vater in seiner Werkstatt und schraube an Motorfahrrädern rum. Anfang der Lehre habe ich mal eher als Witz gesagt, dass ich ein Töffli aus Holz machen möchte. Es haben alle darüber gelacht, und ich habe das wieder vergessen. Als es dann darum ging, für den Appenzeller Freizeitwettbewerb ein Objekt herzustellen, bin ich wieder auf das Töffli gekommen. Ich fand das eine super Idee, auch um ein besonderes Projekt einzureichen. In den letzten Jahren haben meiner Meinung nach eher Standardprojekte gewonnen.

Wie bist du das Projekt angegangen? Was für ein Töffli hat als Modell gedient?

Ich habe ein älteres «Puch Sport»-Modell zerlegt und Stück um Stück alle Teile, die möglich sind, aus Holz hergestellt. Das war mit 14 Jahren mein erstes Töffli. Mit dem Rahmen habe ich mal ein Grundgerüst gebaut. Nur schon dieser besteht aus vielen unterschiedlichen Teilen. Beim Rahmen habe ich Schablonen hergestellt, die aussen passten. Aus 26 Lagen Furnier habe ich dann die Teile zusammengeleimt. Das war noch ein Stress mit Leimen und Pressen.

Mit welchen Maschinen hast du gearbeitet?

Die meisten Teile habe ich frei Hand mit dem Winkelschleifer geschnitten, bis sie gepasst haben. Ich musste experimentieren, aber das hat recht gut geklappt. Bei den Seitenschützern musste ich zweimal ran. Die erste Version habe ich auf Gehrung geschnitten und geleimt. Aber die waren dann irgendwie zu detailliert und haben mir nicht gefallen. Also habe ich sie nochmals ohne Gehrung gemacht.

Welche Holzarten hast du verwendet?

Nussbaum für die Stabilität, Esche, weil sie stabil und gut biegbar ist, und Ahorn. Das ergab eine sehr schöne Kombination, und ich wollte die Originalfarben imitieren.

Wie hast du die Oberflächen behandelt?

Überall, wo das Töffli dreckig werden kann, habe ich grau eingefärbtes Öl verwendet. Das Nussbaumholz habe ich in Hochglanz lackiert, den Rest normal.

Welchen Motor hat das Töffli?

Ich habe ihn bei einem alten Modell ausgebaut und eingepasst.

Fährt es?

Ja, ich bin damit schon auf unserem Hofplatz gefahren. Aber da es keine Strassenzulassung hat, steht es im Schaufenster in der Werkstatt meines Vaters. Es wäre viel zu schade, damit rumzufahren.

Wie viel Zeit und Kosten hast du investiert?

Es waren rund 420 Stunden Arbeit. Aber es hat Spass gemacht. Mit den Töffliteilen kostet das Projekt zwischen 6000 und 7000 Franken. Ich produzierte auch viel Holzverschnitt. Netterweise hat mein Lehrbetrieb, die Bodenmann AG in Herisau, mir das Holzmaterial gesponsert. Die Mofateile habe ich von einem Händler erhalten. Darüber bin ich sehr froh.

Beim Wettbewerb hast du tatsächlich gewonnen. Warst du überrascht?

Ich habe damit gerechnet, bei den vorderen Rängen dabei zu sein. Aber dass ich gleich mit der vollen Punktzahl gewinne, das hat mich schon überrascht. Anscheinend hat das zuvor noch niemand geschafft. Das macht mich stolz. Ich hoffe nun, dass ich das Töffli nächstes Jahr an der Messe Holz in Basel im Rahmen des «Schreiner-Nachwuchsstars» einem grösseren Publikum zeigen darf.

Wie haben deine Arbeitskollegen auf das Töffli reagiert?

Zu Beginn waren sie skeptisch. Da ich das Projekt im Betrieb produzieren durfte, haben einige immer wieder vorbeigeschaut und fanden es toll.

Du befindest dich im vierten Lehrjahr. Bist du froh, in der Ausbildung sozusagen auf der Zielgeraden zu sein?

Ja, definitiv. Die Ausbildung macht mir Spass und ist abwechslungsreich. Ich arbeite gerne mit Holz. Jedoch habe ich fast mehr mit Spanplatten zu tun. Wir sind vor allem im Innenausbau tätig. Das ist aber nicht so meins. Ich weiss daher noch nicht, was ich nach dem Abschluss machen werde. Zuerst gehe ich ins Militär und schaue dann weiter. Es gibt mehrere Optionen, eventuell etwas mit Motorrädern.

Nicole D’Orazio

Interview mit

Aaron Ochsner aus Herisau im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Der 19-Jährige ist im vierten Lehrjahr bei der Bodenmann AG in Herisau. Die Berufsschule besucht er ebenfalls in Herisau. Seine grosse Leidenschaft sind Töffli beziehungsweise das Schrauben. Seit er gehen kann, ist er am liebsten in der Mofawerkstatt seines Vaters und bastelt an den Motorfahrrädern. Ab und zu geht er auf Reisen und hofft, bald öfters verreisen zu können. Sein Traumziel ist Kanada.

 

www.odes-werkstatt.chwww.bodenmann-schreiner.ch

 

Veröffentlichung: 05. Dezember 2024 / Ausgabe 49/2024

Artikel zum Thema

09. Dezember 2024

Wie gut kennst du dich in Mathe aus?

Hast du den Durchblick in der Berufskunde? Dann mach bei unserem Fachwettbewerb mit und gewinne mit deiner richtigen Antwort und etwas Glück einen von drei Preisen, zur Verfügung gestellt von Festool.

mehr
05. Dezember 2024

Als Botschafterinnen und Botschafter unterwegs

Was mache ich nach der Schule – studieren oder eine Lehre? Und was mache ich überhaupt gerne? Zürcher Schreinerlernende versuchen, Sekundarschüler in einem Pilotprojekt bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.

mehr
05. Dezember 2024

Der Gewinner rollte das Feld von hinten auf

Starke Leistungen und eine tolle Stimmung prägten den Finaltag des Powerschreiner Cup 2024. 22 Lernende aus der ganzen Schweiz traten an. Im Rahmen der Berufsmesse Zürich schaute viel Publikum beim Wettkampf vorbei.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Lehrziit