Sandwich, je nach Geschmack

Für Mittellagen von Innenraumtüren kommen bei der Entla AG neben Röhrenspanplatten auch Span- und Leichtspanplatten zum Einsatz. Bild: Christian Härtel

Mittellagen.  Was bei Zimmertüren eher selten ein Thema ist, daran arbeiten Türenhersteller für Funktionstüren immer wieder: eine Mittellage, die mehrere gewünschte Funktionen der Tür in sich vereint. Die SZ hat zwei Hersteller nach ihren Vorlieben beim Sandwich-Aufbau befragt.

Beim Aufbau der Mittellagen für Türen sei es ein wenig wie beim Kochen. Alle verwenden ähnliche Zutaten, und doch ist das Ergebnis nicht gleich. Über manche Details wolle man lieber nicht in der Zeitung lesen, denn wann man welche Ingredienzien in welchen Mengen hinzufüge, mache am Ende schliesslich den Geschmack aus. Aber: Echte Geheimzutaten soll es keine geben, und falls doch, würde es nicht verraten. Wer das sagt, ist Christof Lutz, Geschäftsführer der Türenfabrik Safenwil im Aargau. Und in der Tat scheint dies das «geheime Dasein der Mittellagen» hinreichend zu beschreiben. Über Mittellagen spricht man – zumindest kaum.

Wichtig sind sie trotzdem. Denn welche Eigenschaften eine Tür hat, hängt massgeblich von der Mittellage ab. Was bei einfachen Zimmertüren nahezu ausgereizt ist, ist bei Funktionstüren mit zugesicherten Eigenschaften ein komplexes Feld. Da kommt man dem Geheimrezept schon näher. Bei der Türenfabrik Safenwil arbeitet man auch mit asymmetrischem Aufbau, um verschiedene Eigenschaften in einem Türblatt zu vereinen, die sich bauphysikalisch zueinander eher widersprüchlich verhalten. «Die Hauptschwierigkeit ist, verschiedene Spezialisierungen zusammenzubringen. Beim Brandschutz sind wir symmetrisch, beim Schallschutz asymmetrisch, und bei Wärmeschutzanforderungen geht es zum Beispiel um Isolation mittels Lufteinschlüssen», sagt Renato Jenni, zuständig für Entwicklung und Technik bei der Türenfabrik Safenwil. Gerade Schallschutzanforderungen und hohe Ansprüche an die Wärmedämmung würden sich oft beissen.

Geheimsache Mittellage

«Wir folgen dem Prinzip der Symmetrie, denn der grösste Feind der Tür ist die Feuchtigkeit. Wir reduzieren deshalb mit strenger Symmetrie die Risiken der Verformung des Türblattes», sagt Martin Läng, Betriebsleiter der Entla AG in Entlebuch LU.

Wichtiger als Geheimzutaten scheinen erprobte Aufbauten bei den Mittellagen. Weiteres Beispiel dafür: Während die Türenfabrik Safenwil die Flachsplatte favorisiert, setzt man bei der Entla AG bei einem Grossteil der Rohlinge auf Holzspanplatten.

Bei Zimmertüren kein Thema

Bei Innenraumtüren mit überschaubaren Anforderungen ist die Mittellage kaum Gegenstand von besonders ausgeklügelten Varianten. Hier geht es um Funktionalität und Wirtschaftlichkeit für die Produzenten, den Monteur und den Bauherrn. Trotzdem gibt es auch hier Unterschiede.

Die preisgünstigste und in der Schweiz nur noch selten eingesetzte Mittellage ist die Kartonwabe. Die gerne auch als Hohltüren bezeichnete Konstruktion habe bei Stellwänden oder ähnlichen Spezialteilen ihre Berechtigung, weshalb sie die Entla AG weiterhin im Programm habe, erklärt Läng. Das geringe Gewicht ist dabei das Hauptargument. Bei den meisten Anforderungen jedoch genügt die Kartonwabe nicht. Dann sind es Leichtspan- oder Röhrenspanplatten, die am häufigsten eingesetzt würden. Ein Rohling von 40 mm Dicke mit Röh- renspanmittellage von Entla kommt auf 17 kg /m2. Ein vergleichbarer Rohling mit Flachsspanplatte bringt 20 kg/m2 auf die Waage. Leichtspanplatten aus Holz sind etwas schwerer. Je nach verwendetem Produkt und einem ähnlichem Aufbau mit HDF-Deck kommt ein 40-mm-Rohling auf etwa 27 kg/m2. Der Übergang zu Spanplatten mit gewohnter Rohdichte ist dann für höhere Anforderungen fliessend.

Die hochwertige Stäbchenplatte, auch Stäbchensperrholz genannt, kommt als Mittellage bei Innenraumtüren heute kaum noch zur Anwendung. Bei 40 mm Stärke liegt das Gewicht solcher Rohlinge bei ungefähr 22 kg/ m2. Eine andere Variante für eine Massivholztür sind Rohlinge aus Fünf-Schicht-Platte in Fichte, mit denen man ebenfalls unter 20 kg/m2 bleibt.

Bei den Funktionstüren entscheidend

Bei Türen mit zugesicherten Eigenschaften spielt die Mittellage eine tragende Rolle zur Erreichung der geforderten Eigenschaften.

Hier könnten unendlich viele Varianten an Aufbauten und damit auch an Dickenmassen zum Zuge kommen, was bereits die Krux der Thematik beschreibt. «Wir sind auch bei Neuentwicklungen bestrebt, die Anzahl der Varianten im Rahmen zu halten. Drei Rohlinge in drei Stärkemassen wären optimal», sagt Christof Lutz. Aus dem Munde von Martin Läng klingt das ganz ähnlich. Aber auch für den Verarbeiter, die Schreinerei, ist es von Vorteil, wenn die Masse immer wieder identisch sind und sich auf eine kleinere Anzahl beschränken. Auch geht es dabei um die Zertifikate. Jedes neue Stärkenmass bei einer Mittellage bedeutet auch neue Prüfverfahren, was aufwendig und teuer ist.

«Den Schallschutz kann man immer noch weiterentwickeln.»
 
Martin Läng, Betriebsleiter Entla AG

 

So kommt es, dass ein Sandwich-Aufbau einer Mittellage schon mal auf Dicke geschliffen wird, damit das Mass am Ende im Raster ist. Vor allem bei der Schallschutz-Mittellage kann so etwas vorkommen. Die besteht meist aus mehreren Lagen, die möglichst wenig miteinander verbunden sind. Leimpunkte oder Klammern dienen dem besseren Handling der Rohlinge und sollen die Entkoppelung der Schichten möglichst wenig beeinträchtigen.

«Während Innentüren mit dem Aufbau ausgereift sind, ist gerade der Schallschutz bei Funktionstüren ein Bereich, den man immer noch weiterentwickeln kann», sagt Martin Läng. Hierbei komme es neben der Masse, auf die Biegeweichheit der Einlage und einer möglichst geringen Verbindung zwischen der Lagen innerhalb der Sand-wich-Bauweise an. Der weitläufigen Meinung, dass ein zunehmendes Dickenmass der Tür unweigerlich mit einem besseren Schallschutz einhergeht, erteilt Christof Lutz allerdings eine Absage. Jedoch sei ein höheres Gewicht dem Schallschutz prin- zipiell zuträglich, ergänzt Renato Jenni. Die Mittellagen mit besonders guten Schallschutzwerten sind deshalb oft aus mehreren Schichten Spanplatten aufge-baut.

Schwachpunkt Wärmedämmung

Bei der Hauseingangstür ist das Dickenmass der Tür und der Mittellage ein Thema, vor allem wegen der gewünschten möglichst hohen Wärmedämmung. Damit Rohlinge überhaupt auch nur in die Nähe der gewünschten Werte kommen, brauchen sie eine effiziente Isolationsschicht in der Kern- zone. Das sind meist geschäumte Materialien wie PU, XPS oder EPS. Trotzdem kommen selbst Türen mit 100 mm Stärke kaum unter einen U-Wert von 0,7 W/m2 K und sind damit deutlich hinter dem U-Wert eines Wandaufbaus. Der vorgeschriebene U-Wert für eine Fassade liegt inzwischen bei 0,17 W/m2 K. Um eine gewünschte, bessere Wärmedämmung zu erreichen, ohne die Türstärke immer weiter erhöhen zu müssen, bräuchte es eine leistungsfähigere Dämmung. Materialien wie die Vakuum-Isolierpaneele oder auch Aerogele sind solche Hochleistungsdämmstoffe. Allerdings sind sie hochpreisig und müssten in Standardmassen zum Einsatz kommen. «Beide sind schwierig im Handling, und wenn sie angebohrt werden, sind sie im Grunde zerstört», sagt Renato Jenni.

«Eine Drei-Meter-Tür ist schnell geplant, aber wir müssen am Ende dafür geradestehen.»
 
Christof Lutz, GF Türenfabrik Safenwil

 

Während bei der Wärmedämmung noch Luft nach oben ist, sind die Anforderungen beim Brandschutz mit den gängigen Materialien gut zu erfüllen. «Bei Brandschutzanforderungen verwenden wir Spanplatten für die Mittellage oder Schallschutzmittellagen bei Wohnungseingangstüren», sagt Martin Läng.

Die Mindeststärken bei EI30-Türen lägen bei 38 mm Stärke. Darunter gäbe es laut Jenni kaum eine Lösung. Für das Bestehen der Brandschutztests seien erprobte Mittellagen verfügbar.

Trends sind herausfordernd

Bei Bauherren und Architekten stehen möglichst hohe Türblätter derzeit hoch im Kurs. Das ist für die Türenfabrikanten eine Herausforderung. «Eine Drei-Meter-Tür ist schnell geplant, aber wir müssen am Ende dafür geradestehen», sagt Christof Lutz. Je länger das Türblatt, desto höher ist das Risiko der Verformung. Zwar sind deckenhohe Türblätter insgesamt eine Herausforderung an die Konstruktion, doch steigen auch die Ansprüche an die Mittellage. Der grösste Feind der Tür sei und bleibe die Feuchtigkeit, sagt Martin Läng. Die meisten Schwierigkeiten kämen durch Einfluss von Feuchtigkeit. Jede Tür bewege sich bei wechselndem Klima. Man müsse darauf schauen, dass die Bewegung in den zulässigen Grenzen stattfinde. Gerade deshalb dürfe nicht immer gelten «Geht nicht, gibts nicht». Darin sind sich die Türenbauer einig. Furnier für Aussentüren, eine Seite quer gemasert und eine Seite längs gemasert, seien neben den endlosen Wunschlängen konkrete Knackpunkte, die eine Türkonstruktion scheitern lassen können.

www.tuerenfabrik.chwww.entla.ch

Christian Härtel

Veröffentlichung: 17. Oktober 2024 / Ausgabe 42/2024

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