Lösungen für historische Türen

Die mittlere Doppeltür wurde gedreht, damit sie als Fluchttür neu nach aussen aufgeht. Bild: Schreinerei König AG

Denkmalschutz.  Schmale Türflügel benötigen weniger Raum beim Aufschwenken und lassen nur so viel durch die Öffnung wie nötig. Müssen historische Gebäude renoviert werden, kommt es nicht selten bei den Eingangstüren verdeckt zu grösseren Veränderungen.

Häuser sollten schon immer mit ihrer Gestaltung etwas über deren Besitzer aus- sagen und Betrachtern sowie Besuchern dessen gesellschaftlichen Status vorteilhaft vermitteln. Entsprechend waren auch schon in früheren Zeiten die Eingänge zu den riesigen Villen reicher Leute gross und oft aufwendig verziert, während solche zu den Häusern einfacherer Leute eher praktisch ausgeführt wurden. Gemeinsam hatten sie, dass sie meistens nach innen aufgingen, was einladender wirkt und zudem der Tür einen besseren Witterungsschutz verschafft. Hauseingänge sollten damals nur dann maximal geöffnet werden, wenn sperrige Güter hindurch mussten. Ansonsten sieht man, besonders in den Schweizer Altstädten, Schmalflügeltüren als Durchgänge. Ent- weder bot dann bei Bedarf ein noch schmalerer Standflügel eine Vergrösserung des Durchgangs, oder es wurde eine Doppeltür verbaut.

Die Ansprüche sind enorm gestiegen

Auch wenn Häuser mehrere Hundert Jahre alt werden können, so müssen sie sich doch den immer wieder wechselnden Anforderungen ihrer aktuellen Bewohner anpassen. Während früher oft mittels Gestaltung und Anpassung an neuere Baustile Veränderungen bewirkt wurden, geht es heute eher um rein technische Anforderungen, die erfüllt werden müssen.

Die Einsicht, dass man die Geschichte der eigenen Kultur kennen sollte und daher Veränderungen sicht- und erlebbar bleiben müssen, hat dazu geführt, dass Gebäude und auch Ortsbilder geschützt werden. Das sind keine Museen, sondern in ihrer gestaltenden Art bewahrte Objekte, die so weit als möglich alle heutigen Ansprüche erfüllen müssen. Die Heimat- oder Denkmalschutzbehörde eines jeden Kantons wacht darüber, wie solche schützenswerten Bauten erfasst und angepasst werden. Viele heutige Hausnutzungen erfordern die Festlegung geeigneter Fluchtwege, wobei meistens die Öffnungsrichtung der Türflügel in Fluchtrichtung geschehen muss und auch die minimal lichte Durchgangsgrösse vorgeschrieben ist. Das kann dann bedeuten, dass die prunkvollen Eingangstürflügel auf die entgegengesetzte Seite aufschwingen müssen.

Einfach nur drehen geht nicht

Die Schreinerei König AG in Gümligen BE hat schon so manchem alten Portal eine neue Richtung gegeben. «Wir haben schon mehrere Türen gedreht oder umgebandet», sagt Daniel König, Inhaber der Schreinerei. Die Firma arbeitet im Restaurationsbereich und kennt die Herausforderung des sinn-vollen Bewahrens. Es bietet sich an, solche Türen komplett zu drehen. Nur kann es sein, dass die Optik innen und aussen nicht gleich ist, und es müssen dann Elemente wie Sockel, Profile, Füllungen usw. umgesetzt und wieder angepasst werden. Besondere Aufmerksamkeit verlangen alle Situationen mit Glas und Gittern, die aus Sicherheitsgründen neu konstruiert werden müssen.

Wenn die Scharniere keinen Platz zwischen den Laibungen haben, muss alles schmaler gebaut werden, was sehr aufwendig sein kann. Das gilt auch bei Türen, wo die Aus-senseite aussen bleiben soll. Diese müssen umgefälzt werden, wozu die äusseren Rahmenfriese der Türblätter neue Kanten brauchen, die profiliert werden können.

Nicht zu vergessen ist in solch einem Fall auch der erweiterte konstruktive Wetterschutz, der notwendig werden kann und auch die völlig andere Schwellensituation. Bei all dem führt kein Weg an einer sehr präzisen Detailplanung und intensiven Gesprächen mit dem Denkmalschutzverantwortlichen und dem Bauherren vorbei.

Arbeiten mit modernen Mittellagen

Um alle Anforderungen an eine heutige Eingangstür zu erfüllen, braucht es vielfach eine entsprechende Mittellage und damit auch den entsprechend dickeren Türrahmen. Um dennoch die alten Oberflächen verwenden zu können, trennt man bei König die Türblätter auf und doppelt sie dann beidseitig über die Mittellage. Durch den sehr präzisen, feinen Sägeschnitt lassen sich auch abgeplattete Füllungen weiter gut verwenden.

Die Weiterentwicklung und der Austausch der Beschläge ist in einigen Fällen verantwortlich dafür, dass vor allem die Türfriese auf der Schlossseite und die Zapfenverbindung zum mittleren Querfries vollständig zerstört sind. Die gestemmten Flügelrahmen vertragen das wiederholte Einstemmen von Einsteckschlössern nicht.

Manchmal hilft alles nichts, und es ist besser eine neue, allen Anforderungen entsprechende Tür nach dem historischen Vorbild nachzubauen. Damit kann dann auch gleich die volle Breite des möglichen Türdurchgangs genutzt werden.

Doppeltüren mit Schmalflügeln entsprechen nicht den heutigen Durchgangsbestimmungen, die für Eingangstüren gelten und sind nur noch in Ausnahmefällen möglich, wie etwa wenn es sich nicht um den regulär zu benutzenden Haupteingang handelt. Beispielsweise dürfen die drei Doppeltüren des Casino-Theaters in Burgdorf BE genutzt werden, um den Eingangssaal vor einer Vorstellung noch weiter zu öffnen. Der eigentliche Eingang ist seitlich des Gebäudes und entspricht vollumfänglich allen Anforderungen.

Ein modernerer Rückbau

Wandel kann auch heissen, wieder zum Ursprünglichen zurückzukommen. Die Wertmüller Schreinerei AG in Burgdorf BE bekam den Auftrag, das mittlere Fenster eines Sockelgebäudes von einem Terrassenanbau durch eine Tür zu ersetzen. Der geschützte Anbau war 1879 geplant und anschliessend als Lagerraum erstellt worden. Ein noch vorhandener Publikationsplan zeigt, dass an gleicher Stelle damals eine Doppeltür mit Schmalflügeln eingebaut worden war, die geöffnet im Lager weniger Raum einnahmen, als eine weiter ausschwenkende einflügelige Variante.

Bei einer späteren Nutzung änderte man diese Lagertür dann in ein identisches Fenster wie die daneben um und versah alle drei mit Fensterläden. Mit der Renovation und dem Umbau der ganzen Liegenschaft soll nun der Raum wieder unabhängig mit einem eigenen Eingang genutzt werden. Die Tür musste auf jeden Fall neu geschaffen werden, da von der alten nur eine Zeichnung existiert. Als hauptsächlicher Ein- und Ausgang darf dieser auch nicht als Doppeltür mit Schmalflügeln ausgeführt sein. Es wurde nach einigem Ringen dann beschlossen, den neuen einen Flügel der alten Tür ähnlich zu gestalten. Weil auch die Erinnerung an die viele Jahre anhaltende Frontansicht mit den drei Fenstern bleiben sollte, entschied man sich, die Fensterläden zu belassen und auch die Fensterlaibungssteine nicht nach unten zu verlängern. Es ist somit etwas Neues entstanden, welches gleich an zwei verschiedene Zeiten erinnert und mit dem sichtbaren Durchschneiden der Fensterbrüstung auch in die heutige Zeit weist.

www.schreinerkoenig.chwww.werthmuellerag.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 17. Oktober 2024 / Ausgabe 42/2024

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