Lärm kennt verschiedene Wege

Wie gut man schläft, wenn der Partner Fussball schaut, kann abhängig von der Schallisolation der Tür sein. Bild: Fotolia, Johan Larson

Schallschutz.  Bestehende Räume werden mit den Jahren oft unterschiedlich genutzt, und somit verändern sich nicht selten auch die Ansprüche an die Schalldichte der Türen. Damit effizient eingegriffen werden kann, muss die Wirkung von Schall bekannt sein.

Die Flut an täglichen akustischen Reizen und Ansprüchen von aussen verlangt einen Ausgleich im eigenen Umfeld im Sinne von bestimmbarer Ruhe und Intimität. Immer mehr Menschen reagieren empfindlich gegenüber unerwünschtem Lärm und die Akzeptanz sinkt auch innerhalb von Gebäuden. Entsprechend sollen sich die Räume bezüglich Schall deutlich voneinander abgrenzen.

Es gibt nur Empfehlungen

Bei Neu- und Umbauten ist der Schallschutz in SIA 181 geregelt. Diese Norm umfasst alles, was mit Innen- und Aussenräumen von verschiedenen Nutzungseinheiten zu tun hat. Sobald es aber um Raumverbindungen derselben Nutzungseinheit geht, gibt es nur Empfehlungen.

Eine Nutzungseinheit kann eine Wohnung, ein Büro, eine Arztpraxis oder der Zimmerbereich in einem Hotel sein. Die effektiven Bedürfnisse können also extrem weit auseinander liegen. Vom Wohnungskorridor in ein privates Schlafzimmer besteht ein anderer Anspruch an Schallschutz als die gleiche Situation in einem Hotel oder vom Wartezimmer zum Behandlungszimmer einer Praxis. Alles, was diese Zimmer miteinander gemeinsam haben, sind Raumverbindungen, also Wände, Türen, Decken und Böden. Dieser Artikel befasst sich vor allem mit den Türen.

Was hat Luft mit Schall zu tun?

Luftschall verbreitet sich mit Luft, da diese auf eine Weise in Schwingung gerät, die wir als Töne wahrnehmen. Das bedeutet, dass dort, wo keine Luft ist, beispielsweise im Weltall, Ruhe herrscht. Wenn also im Nachbarzimmer Lärm ist, hat das, was in diesem Raum zu hören ist, damit zu tun, das Luft rüberkommt. Ist das nicht möglich, bleibt der Lärm weit weg.

Die Frequenz dieser Schallwellen bringt zusätzlich auch Material zum Schwingen, womit dann von Körperschall die Rede ist und dieses Material den Lärm auch übertragen kann. Wenn eine Tür in Schwingung gerät, bringt sie die Luft im Nachbarraum auch zum Schwingen, womit der Lärm etwas leiser weitergereicht wird. Je schwerer ein Material ist, desto weniger schnell gerät es in Schwingung. Seine Trägheit verhindert somit die Weitergabe von Vibrationen, also auch Schallwellen. Ebenso sieht das mit einer biegeweichen Schale aus. Ist diese entkoppelt, das heisst, nur mit wenigen Punkten mit der Trägerplatte verbunden, ist das nochmals besser.

Fazit: Entkoppelte, schwere, biegeweiche Elemente bieten Schallschutz.

Steife, leichte Materialien übertragen dafür ausgezeichnet und sind sie noch mit einem Hohlkörper fest verleimt, entsteht ein Resonanzraum, der den Schall sogar verstärkt.

Luftdicht

Soll in einem Raum der Lärm von nebenan ferngehalten werden, müssen die Bauteile wie oben beschrieben betrachtet werden. Schliesst die Tür luftdicht und sind die Übergänge so, dass sie keine Schwingungen übertragen können? So etwas funktioniert nur mit einer weichen Falzdichtung, die durchgehend mindestens 6 bis 8 mm aufliegt.

Das Türblatt soll auch wirklich auf den Rahmen passen. Eine Wölbung von mehr als 2 bis 4 mm verhindert den sauberen Verschluss. Auf der Höhe des Schlosses wird die Auflage stimmen. Je weiter weg da- von montiert, kann die Genauigkeit nach- lassen.

Ein weiches Profil passt sich eher der Oberfläche an und kann mit weniger Kraft beim Türschliessen rundum angedrückt werden. Eine einfache Falzdichtung nützt mehr als eine doppelte, die nicht ganz aufliegt. Die Doppelfalzdichtung erhöht die notwendige Schliesskraft und sollte noch weicher sein, um sicher zu verschliessen.

Das Profil muss rundum auch auf der gleichen Ebene sein, denn ein Versatz schafft eine Lücke, wo Luft und somit Schall durchdringen kann.

Es darf nichts durchdringen. Entsprechend muss das Profil etwas zu lang auf Gehrung zugeschnitten werden, damit es in den Ecken fest zusammenstösst und keine Lücken entstehen können. Noch besser ist es, den Stoss zu vulkanisieren oder zu verschweissen.

Schwellenlos

Moderne Durchgänge haben sehr oft keine Schwellen und somit keine Anschlagdichtung, was sie auch hindernisfrei macht. Ein Doppelschleifgummi, dessen Lippen satt auf einer Hohlflachschiene aufliegen, ist ausreichend. Voraussetzung ist aber, dass er seitlich über die Falzdichtungen geht, und somit keine Lücke entsteht. Für eine Senkschwelle gilt natürlich genau das Gleiche. Diese sollte aber regelmässig gewartet werden.

Wenn es um Schallübertragung geht, sind natürlich auch die Boden- und Wandanschlüsse wichtig. Das fängt gleich bei der Hohlflachschiene, beziehungsweise dem Bo- den darunter, an: Durchgehende Bodenbeläge und Estriche leiten den Schall ungehindert weiter. Abhilfe schafft eine entsprechende Trennung an dieser Stelle. Kommt dann die Hohlflachschiene zum Einsatz, darf sie allerdings den Belag nicht direkt berühren. Vermeiden lässt sich das relativ einfach mit ausreichend dicken Klebefugen aus Silikon unter den Auflagekanten.

Wandanschluss

Ebenso heikel gestaltet sich der Wandanschluss. Kleine Löcher oder Risse würden alle anderen Schallschutzmassnahmen zunichte machen und müssen dauerelastisch abgekittet werden. Dass eine Stahlzarge komplett ausgefüllt sein muss, um nicht als Resonanzkörper zu dienen, dürfte klar sein. Der Zement bringt zusätzlich noch schwingungsdämpfende Masse mit sich.

Trockenbauzargen müssen mit Mineralwolle ausgefüllt sein. Ihre Wirkung ist aber durch das geringe Gewicht und die steife Schale etwas geringer. Auch Holzrahmen und vor allem Türfutter haben oft Hohlräume. Diese müssen gefüllt und alle Fugen dauerelastisch abgekittet sein.

Ebenso sollten Kabeldurchgänge abgedichtet werden. Das heisst: Wie beim Estrich dürfen die Leitungskanäle nicht durchgehend sein und sollten zudem auf beiden Seiten der Wand rund 50 cm weit mit Mineralwolle ausgestopft werden, um Resonanzen nicht übertragen zu können.

Keine Übertragung durch das Türblatt

Das Türelement selbst ist wie auch Wand- und Blendenelemente ein möglicher Resonanzkörper, wenn Hohlräume vorhanden sind. Wie schon eingangs erwähnt, überträgt sich die Schwingung der Luftschallwellen auf das Blatt und bringt die Luft auf der anderen Türseite in Schwingung, womit ein Teil des Lärmes übertragen wird. Für eine neue Tür wird ein Blattrohling bestellt, welcher den gewünschten Wert in dB erreicht. Ein bestehendes Blatt zu verbessern, ist da schon schwieriger. Zuerst muss klar sein, auf welcher Seite der «Lärm» entsteht oder Gespräche geführt werden, die auf der anderen Seite nicht gehört werden sollen. Ein möglicher Aufbau könnte dann folgendermassen aussehen: auf dem Türblatt eine 10 mm dicke Mineralfaserplatten mit einer Dichte von 30 bis 70 kg/m3. Dann eine Schwerdämmfolie von 4 mm Dicke und ab- schliessend eine Spanplatte von 13 mm Dicke. Mit Rahmenfriesen oder Aluprofilen gefasst, wird auch diese Vorsatzschale dann punktuell am Türblatt auf der «Lärmseite» befestigt.

In diesem Sinne gibt es viele mehr oder weniger gute Möglichkeiten, und es lohnt sich sicher, zuerst einmal eine Mineralfaserplatte aufzulegen und mit dem Kunden vor Ort die Veränderung wahrzunehmen.

Körperschallfunktionen

Das Türblatt folgt den Gesetzen des Körperschalls: Verschiedene Materialien und Dicken schwingen unterschiedlich, was die Übertragung erschwert. Schwere, biegeweiche Elemente aussen und darunter Platten, wie zum Beispiel Mineralfaserplatten, hemmen Schallwellen am Durchdringen. Punktuelle Verbindungen können weniger übertragen als vollflächige Verleimungen. Letztere erhöhen wieder die Steifigkeit des ganzen Elementes. Es gilt das Prinzip der Entkoppelung: Je weniger direkt zusammenkommt, desto weniger wird über den Körper übertragen.

Vertieftes Wissen

Um Schalldämmwerte ganz gezielt für die entsprechenden Bausituationen zu ermitteln und entsprechend umzusetzen, gibt Ihnen die VSSM-Fachdokumentation «Schallschutz und Akustik im Innenausbau» vertieft Auskunft. Sie kann im Schreinershop des Verbandes bezogen werden. Wer das Grundlegenste sucht, wird bei den Technischen Merkblättern auf der Website des Verbandes Schweizerische Türenbranche (VST) fündig werden. Die verschiedenen Hersteller von Türrohlingen können mit konkretem, konstruktivem Rat zu ihren Produkten für verschiedene Anschlusssitua-tionen dienen.

www.vssm.chwww.vst.ch

Empfehlungswerte für türen

R'w+C-Türen

30–32 dB Korridor – Schlafzimmer

30–32 dB Korridor – Wohnzimmer

35–37 dB Schlafen – Schlafen

30–32 dB Korridor – Büro

35–37 dB Büro – Büro

37–40 dB Büro – Büro + Diskretion

35–37 dB Korridor – Musikzimmer

37–40 dB Korridor – Hotelzimmer

35–40 dB Arztpraxis – Wartezimmer

Türrohlinge ab Werk werden mit Rw bezeichnet, was den geprüften Schalldämmwert des Elementes angibt und mit +C einen Korrekturwert für das Hörempfinden im Innenbereich enthält.

Vom Kunden oder Architekten wird der Wert R'w+C gewünscht. Dabei werden vom vorherigen gesamten Schalldämmmass die Flankenübertragungswerte der Einbauvarianten abgezogen. Jeder Anschluss und Übergang, welcher mit der Tür zu tun hat, kann ein Verlust an Schalldämmwert bedeuten, was mit Flankenübertragung bezeichnet wird.

ab

 

Veröffentlichung: 27. November 2014 / Ausgabe 48/2014

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