Kochst du noch oder wohnst du schon?
Bilder: SZ, Monika Hurni
Bilder: SZ, Monika Hurni
Küchenmöbelmesse. In vier Messehallen wurde bei der 21. Ausgabe der Eurocucina aufgezeigt, wie viel gestalterisches Potenzial in der Küche liegt. Erfreulich für den Schreiner: Holz ist im Küchenbereich so gefragt wie lange nicht mehr.
Es waren nicht die ganz grossen Neuheiten, die den Besuchern der diesjährigen Eurocucina in Mailand präsentiert wurden. Es war vielmehr die konsequente Weiterführung bestehender Küchentrends. Doch zum Geniessen ästhetischer Handwerkskunst und zum Sammlen von Inspirationen lohnte sich eine Reise an die italienische Küchenmöbelmesse allemal.
Die 21. Ausgabe der Eurocucina fand, wie gewohnt, parallel zum «Salone del Mobile» auf dem Mailänder Messegelände Rho statt. Ihre Küchenmodelle präsentierten die 120 Aussteller in 4 Messehallen, auf einer Fläche von 23 000 m2. Ergänzt wurde die Küchenmöbelmesse durch die Sonderschau «Technology meets the kitchen» (FTK), mit 40 Elektrogeräteherstellern auf einer Fläche von 12 000 m2. So waren etliche Stunden notwendig, um sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen.
War beim Messebericht des «Salone del Mobile» von einer klaren Tendenz zum natürlichen Werkstoff Holz, von Handwerksqualität, von Ästhetik und technischen Anforderungen die Rede (siehe SZ Nr. 17/2016, Seite 16), so traf dies weitgehend auch für den Küchenbereich zu. Die Verschmelzung der Küche mit dem Wohnraum bringt für den Schreiner einen erfreulichen Nebeneffekt mit sich. Denn je gemütlicher das Ambiente sein soll, desto mehr kommt es zu einer Rückbesinnung auf die alte Weisheit «Holz ist heimelig». Auffallend dabei, dass dunklere Holzarten häufiger zum Zuge kommen als hellere. Doch auch dies geht einher mit dem Wunsch nach einem warmen und behaglichen Wohngefühl. So erstaunt es auch nicht weiter, dass die frechen, knalligen Farben zurzeit eher in den Hintergrund rücken und den gedeckten Farben den Vorzug lassen.
Im Bereich der Farben liessen sich an der Eurocucina zwei klare Richtungen ausmachen. Im Trend liegen einerseits die dunklen Erdtöne, andererseits die hellen Pastelltöne. Während die dunkleren Farben an der Messe oft mit Metall in warmen Farben wie Kupfer, Gold oder auch Messing kombiniert wurden, waren bei den Pastelltönen eher Kombinationen mit Glas oder Chromstahl zu finden. Doch eines hatten die beiden Trends gemein: Sie lehnten an althergebrachte Farbkompositionen an und weckten Erinnerungen an die «guten alten Zeiten» in Grossmutters Küche.
Wie sich beim Rundgang durch die Messestände zeigte, liegt die flächenbündige Küche weiterhin im Trend. Sie setzt den Kontrastpunkt zu den beinahe vollständig in den Wohnraum integrierten Küchen. Während Letztere einen fliessenden Übergang von der gemütlichen Stube zum Kochbereich bilden, vermitteln flächenbündige Küchen in ihrer Schlichtheit ein grosszügiges Wohngefühl. So erstaunt es nicht, dass bei flächenbündigen Küchen öfter auf hellere Farben und kühlere Materialien zurückgegriffen wird. Denn auf diese Weise lässt sich das Raumempfinden zusätzlich ausdehnen.
Auffallend häufig waren an der Messe Lösungen mir grossflächigen Schiebefronten zu sehen, hinter welchen Küchengeräte, Rüst- und Ablageflächen sowie sämtliches Küchenzubehör vollständig verdeckt werden können. Um bei geöffneten Fronten jederzeit Zugriff auf die benötigten Geräte zu haben, ohne die Fronten ständig von der einen auf die andere Seite schieben zu müssen, setzten die meisten Aussteller auf Dreh-Einschiebebeschläge. Auf diese Weise hat der Nutzer jederzeit die Wahl zwischen einer offenen und einer vollkommen verdeckten Küche.
Küchen mit flächenbündigem Design vermitteln eine schnörkellose Eleganz. Passend dazu waren an der Messe die Materialien gewählt. Vorherrschend hierbei Hochglanzlacke, Metall- oder auf der Rückseite lackierte Glasfronten. Immer häufiger anzutreffen im Bereich der Fronten: das Steinfurnier. Dies sowohl bei der eleganten flächenbündigen als auch bei der heimeligen Wohn-küche.
Eine Brücke zwischen diesen beiden De- signtrends bildete indessen auch das hinter den Schiebetüren versteckte Innenleben der flächenbündigen Küche. Denn während die Fronten meist recht schlicht gehalten waren, überraschte das Innenleben oftmals mit raffinierten Details, wie hinterleuchteten Tablaren, praktischen Schubladen oder verzierten Rückwänden. Weitaus häufiger als bei den Fronten waren hier wärmere Materialien zu finden, allen voran Holz.
So waren in diesem Bereich durchaus Parallelen zur heimeligen, in den Wohnraum integrierten Küche auszumachen.
Und was macht sie denn nun aus, diese Küche als Teil des Wohnens? Wie sich an der Eurocucina zeigte, kommt es auf die richtige Mischung aus Konstruktion, Formgebung, Farb- und Materialwahl an.
Bei den Konstruktionen ist wieder vermehrt die Handwerkskunst des Schreiners gefragt. Die Küchen können durch dreh-oder klappbare Elemente auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt werden, die Oberbauten sind häufig offen gestaltet, die Eckverbindungen sichtbar. In der Formgebung ist die Küche meist so ausgestaltet, dass sie fliessend in den Wohnraum übergeht und dessen Gestaltungselemente übernimmt. So ist in der Küche wieder häufiger ein Parkettboden zu sehen, die Küchenmöbel sind im gleichen Stil gehalten wie diejenigen im Wohnzimmer, und es werden von vornherein offene Regale und Nischen eingeplant für Pflanzen, Vasen, Kochbücher und sonstige Accessoires.
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Dampfabzüge und die Lampen. Lange Zeit wurden diese so unauffällig wie möglich in die Küche integriert. Nun dienen sie als wichtige Gestaltungselemente, werden offen gezeigt und tragen massgeblich zum beabsichtigten Charakter der Küche bei.
All diese gestalterischen Details eröffnen dem Schreiner auf dem Küchenmarkt neue Chancen. Denn Kreativität ist wieder gefragt, Handwerkskunst ist wieder gefragt und der natürliche Werkstoff Holz ist wieder gefragt. Die Küche ist mehr als nur eine Küche. Sie ist der Ausdruck von Lebensqualität. Bleibt zu hoffen, dass der Kunde auch bereit ist, den angemessenen Preis für dieses neue Wohngefühl zu bezahlen.
www.salonemilano.itVeröffentlichung: 05. Mai 2016 / Ausgabe 18/2016
Küchenkongress. Bereits zum 15. Mal traf sich die Schweizer Küchenbranche vergangene Woche zum Küchenkongress. In diesem Jahr stand das Erkennen und Nutzen der eigenen Werte im Zentrum der Veranstaltung, was für einen neuen Besucherrekord sorgte.
mehrLayout. Im Gegensatz zu einer Profiküche muss diejenige im privaten Haushalt neben den arbeits- und ablauftechnischen Ansprüchen auch persönlichen, individuell unterschiedlichen Ansprüchen genügen. Deren Planung lässt sich mit gezieltem Vorgehen deutlich verbessern.
mehrPaidPost. Es gibt nichts Umweltfreundlicheres als Leitungswasser. Die Filterarmatur Vital von Franke macht es auch besonders gesund, denn die Kapsel filtert Viren, Bakterien, Mikroplastik, Rost, Chlor sowie Hormone und Medikamentenrückstände heraus.
mehr