Ich will raus!

Wetterbeständig aus HPL und modular aufgebaut ist der jüngste Entwurf aus dem Hause OCQ. Bild: OCQ - Outdoor Cooking Queen

Küchen für Draussen.  Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Entwürfen für das Kochen im Grünen. Der Kundenkreis scheint aber nach wie vor überschaubar zu sein. Spannend ist das Feld für Schreiner trotzdem, weil Bedürfnisse und örtliche Gegebenheiten äusserst individuell sind.

Für viele ist es kein Thema. Wer aber die Möglichkeit hat, für den ist es eine Bereicherung. Es geht um das Kochen draussen, die Umsetzung einer Outdoor-Küche. Für die meisten Schreiner (noch) kein lukratives Betätigungsfeld, für deren Kunden aber eine Idee, von der sie oftmals gar nicht wissen, dass sie machbar ist. Dabei läuft das Thema schon einige Jahre, gerade weil das viel zitierte «Wohnzimmer im Grünen» ja tatsächlich sehr beliebt ist. Keine Möbelmesse ohne neuen Entwurf einer Aussenküche. So ist die Liste der Modelle und Hersteller von Outdoor-Küchen in Europa inzwischen auf eine ansehnliche Zahl angewachsen. Auch grosse Namen finden sich darunter. So hat etwa der italienische Hersteller Boffi den Entwurf «Minikitchen» von Joe Columbo aus den Sechzigerjahren vor einiger Zeit in Corian umgesetzt, was die kleine Küche zur «Minikitchen-Outdoor» werden liess.

Varianten bei der Konstruktion

Neben einer Vielzahl von Produkten, bei denen im Grunde einfach die Grillstation etwas erweitert wurde und so auch eine Rüstfläche zur Verfügung steht, ist es die Modulbauweise, die in Entwürfen häufiger gedacht wird. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je nach Kundenbedürfnis kann die Aussenküche individuell zusammengestellt werden und bis zu einer komplett ausgestatteten Küche anwachsen, die dann hinsichtlich der Funktionalität einer Wohnküche kaum nachstehen muss. Durch die Modulbauweise lassen sich auch Ecklösungen einfach realisieren. Die Montage auf Dachterrassen ist möglich, da die einzelnen Module relativ leicht und klein sind und sich so durch die Dachausstiege transportieren lassen. Dann meist fest installiert, verbleibt die Modulküche auch während der kalten Jahreszeit vor Ort und muss entsprechend eingepackt und vor der Witterung geschützt werden. Ebenso fest installiert sind in der Regel die Küchenblöcke. Dies nur schon wegen des Gewichts, wie etwa der neue Entwurf von Dade-Design. Der Küchenblock «The Concrete» mit zwei Metern Länge in Beton lässt sich mit einem Auszug aus Holz auf drei Meter verlängern und bringt es so auf das stattliche Gewicht von 700 Kilogramm. Am Stück geliefert, wird der Block mittels Kran und vier Lastanker-punkten platziert. Eine vollständige Küche für den Garten zu erschaffen, war auch der Anspruch des Designers Michael Schmidt, der für OCQ den Küchenblock «bbqube» entworfen hat. «Wenn man nur den Grill auf der Terrasse stehen hat, muss man für alle anderen Dinge und Abläufe beim Kochen und Grillieren ständig nach drinnen gehen», so Schmidt.

Mobile Lösungen sind vielseitig

Leichtere Kücheninseln auf Rollen, meist in Gestellkonstruktion, bilden die andere Linie, die von einigen Anbietern verfolgt wird. So auch von der Schreinerei Fankhauser + Schmutz in Langnau im Emmental. Deren Entwurf für eine Aussenküche sollte leicht, mobil und individuell konfigurierbar sein. «Wir haben keine eigene Ausstellung vor Ort, sondern lediglich einen kleinen Aussenbereich mit einigen Quadratmetern Fläche, auf der wir Terrassendecks zeigen. So kamen wir auf die Idee, diese Fläche zu nutzen und eine Aussenküche zu präsentieren, die nicht jeder hat», erklärt Beat Fankhauser, Inhaber und Geschäftsführer der Schreinerei.

Die Vorteile einer mobilen Variante liegen genauso auf der Hand: Bei begrenzten Platzverhältnissen und in gemieteten Liegenschaften lässt sich ein solcher Entwurf sinnvoll einsetzen. Da die Küche mobil und leicht ist, kann sie schnell an einem anderen Ort platziert werden. Sogar der Wechsel zwischen innen und aussen ist denkbar. Der schlichte, funktionale und gleichsam gefällige Entwurf der Emmentaler Schreinerei lässt sich je nach Bedürfnis des Kunden auf- und ausrüsten. Dafür hat sich Fankhauser verschiedene Ausstattungen und Materialisierungen überlegt, was eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe ist. Denn schon eine gute Grillierstation ist nicht so einfach. Bei der Aussenküche von Fankhauser + Schmutz setzt man deshalb auf ein Handelsprodukt, das sich bewährt hat.

Anspruchsvolle Aussenküche

«Wir haben uns im Entwurfsprozess oft überlegt, wie weit wir dabei gehen sollen. Braucht eine Aussenküche etwa einen Kühlschrank? Welche Arten von Kochfeldern eignen sich überhaupt für den Ausseneinsatz? Da haben wir sehr viele Produkte gesichtet», weiss Fankhauser zu berichten. Die Hersteller von Gaskochfeldern etwa geben in der Regel an, die Produkte seien für den Einsatz im Aussenbereich nicht geeignet. «Die Camping-Modelle sind optisch und auch qualitativ häufig nicht sehr attraktiv, weshalb der Frage nach dem geeigneten Kochfeld eine grosse Bedeutung zukommt», so Fankhauser. Schon dieses Detail zeigt, dass die Outdoor-Küche durchaus anspruchsvoll ist. Wer- den Produkte aus dem Innenbereich für die Küche draussen verwendet, stellt sich auch schnell die Garantiefrage.

Knackpunkte der Outdoor-Küchen

Der Schreiner mag bei der fachgerechten Materialisierung von Aussenküchen und der individuellen Ausstattung und Anpassung in einer starken Position gegenüber anderen Anbietern solcher Produkte sein. Die Knackpunkte liegen aber vor allem in den Details. Kommt ein Gaskochfeld zum Einsatz, sollte man etwa auch an den nötigen Windschutz denken. Elektrische Kochfelder sollten mit normaler Spannung von 230 V betrieben werden können, da es für den Aussenbereich kaum Lösungen für Drehstromanschlüsse in einer geeigneten Schutzklasse gibt. Je nachdem, ob eine entsprechende Installation vorhanden ist, kann so ein Punkt die mögliche Ausstattung nach Wunsch des Kunden infrage stellen. Eine dicht abschlies-sende Klappe zum Schutz des elektrischen Kochfeldes ist äusserst sinnvoll, aber auch hier bleibt die Garantiefrage mit dem Hersteller zu klären. Auch nicht ganz so einfach: die Wasserstelle. Wenn man in der Gartenküche auch Gemüse putzen oder sich schnell die Hände abwaschen kann, ist das sicher hilfreich. Einfach zu bewerkstelligen ist das Ganze, wenn nur ein Wasserschlauch mit Kaltwasserzufuhr angeschlossen wird. Soll auch Warmwasser verfügbar sein, muss der Boiler dafür entsprechend witterungsgeschützt eingebaut werden. Kann das Abwasser in dem einen Fall einfach in die Gartenfläche geleitet werden, ist diese Lösung gerade im urbanen Einsatz nicht immer möglich. Dann stellt eine extra zu erstellende Abwasserinstallation einen spürbaren Aufwand dar. Spass macht der Trend trotzdem. Vor allem, wenn ein Markt daraus wird.

ch

www.o-c-q.com
www.kaufmann-grillkitchen.de
www.roshults.se
www.dade-design.com
www.aussenkueche.ch

Veröffentlichung: 14. April 2016 / Ausgabe 15/2016

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