Hinter der Wandkulisse

Kleinformatige Platten erfordern präzise Wandkonstruktionen. Ansonsten kann es unschöne Überzähne geben. Bilder: Emilio Stecher AG

Wandverkleidungen.  Plättli, Mineralwerkstoff, Glas oder Stein – viele Materialien eignen sich für den Badbereich. Dabei darf aber die Unterkonstruktion nicht vergessen werden, denn sie bildet die Basis für eine hochwertige und langlebige Wandverkleidung.

An Holzunterkonstruktionen im Nassbereich werden häufig ganz spezielle Anforderungen gestellt. Im Idealfall werden diese bereits vom Planer durch die Festlegung der einzusetzenden Baustoffe und der passenden Schutzmassnahmen berücksichtigt.

Abzuklären gilt es zum Beispiel, welche Deckschicht später auf die Wandkonstruktion aufgebracht wird: «Eine mit Naturstein verkleidete Wand muss natürlich im Vergleich zu Plättli einiges an Gewicht aushalten», sagt Luigi Gioiello von der Emilio Stecher AG. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt das Format der Stein- oder Keramikplatten. Während grossformatige Platten gewisse Toleranzen in der Wand aufzufangen vermögen, tolerieren Mosaikplättchen keinerlei Unebenheiten.

Verschiedene Feuchtbereiche

Besonders im Badbereich bei Neu- und Umbauten setzt der Schreiner richtigerweise auf Wandkonstruktionen mit Gipsfaserplatten. Generell muss das Konstruktionsholz eine ausreichende natürliche Dauerhaftigkeit aufweisen. Unter normalen Bedingungen ist dafür Fichte oder Tanne meistens ausreichend. Bei erhöhten Anforderungen empfiehlt sich der Einsatz von Lärche, Douglasie oder auch Eiche. In extremen Fällen kommt man kaum um die Verwendung von Teak herum.

Ähnliches gilt für die Verbindungsmittel: Je nach Einsatzbereich sind korrosionsbeständige Schrauben zum Beispiel gemäss der Norm DIN EN ISO 12944-2 (siehe Box) zu benutzen. Für Räume mit hoher Feuchtebelastung wie Wäschereien, Brauereien, Molkereien oder Schwimmbäder müssen gemäss dieser Norm Schrauben der Kategorie C4 eingesetzt werden.

Damit die Klammer hält

Oft kommen bei Holzunterkonstruktionen in Verbindung mit Gipsfaserplatten aber Klammern oder Nägel als Verbindungsmittel zum Einsatz. Bei geringen Ansprüchen reichen hier verzinkte Stahlklammern und Nägel aus. Wie bei den Schrauben kommt man in Räumen mit hoher Feuchtebelastung jedoch nicht um die Verwendung von rostfreien Produkten herum. Generell sollten die Klammern eine Drahtstärke von über 1,5 mm und eine Rückenbreite von mindestens 10 mm aufweisen. Die Plattenhersteller empfehlen eine Einschlagtiefe von mindestens 25 mm. Bei der Verwendung von Nägeln sollten diese 8 mal den Nageldurchmesser betragen, welcher 2 bis 3 mm messen muss.

Die Stösse nicht vergessen

Ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf die Stabilität der Wandkonstruktion haben horizontale Plattenfugen, insbesondere bei einlagigen Ausführungen. Oberstes Ziel ist deshalb, solche Stösse zu vermeiden, was in vielen Fällen leider ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Aus statischer Sicht wird deshalb empfohlen, solche Fugen im oberen Bereich der Konstruktion zu platzieren. Ausserdem ist ein ausreichender Versatz einzuplanen, denn Kreuzfugen sind nicht zulässig.

Beim Einsatz von Gipsfaserplatten müssen die Stösse ausserdem verklebt werden. «Gerade bei Schreinern geht dies manchmal vergessen», bestätigt Luigi Gioiello. Das Verkleben sorgt für zusätzliche Stabilität und ergibt eine dichte Wandfläche; ein wesentlicher Aspekt, denn die Plättli- oder Steinfugen sind nicht absolut wasserundurch-lässig. Zudem wird die Unterkonstruktion beispielsweise auch im Falle einer undichten Silikonfuge geschützt. Deshalb empfiehlt es sich, den Kleber direkt auf die Plattenkanten aufzubringen und nicht auf der Unterkonstruktion.

Ein- oder zweilagig

Für das Verkleben gibt es spezielle Klebstoffe und Empfehlungen von den jeweiligen Herstellern. Die meisten Trockenbauer setzen mittlerweile auf eine zweilagige Konstruktion. Dabei reicht es aus, nur die Fugen der äusseren Schicht zu verkleben. Zu beachten gilt es zudem, dass die Fugenkleber eine relativ lange Aushärtungszeit von bis zu 36 Stunden aufweisen.

Alternativ können Gipsfaserplatten ohne Klebefuge wie Gipskartonplatten mittels Armierung verarbeitet werden. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich aber nur, wenn die Wand eine Tapete oder einen Anstrich als Deckschicht erhält, sprich weniger für Feuchtbereiche.

In Räumen mit besonders starker Feuchtebelastung wird zudem das Aufbringen einer Imprägnierung empfohlen. Manche Platten gibt es bereits ab Werk imprägniert. Die Beschichtung führt allerdings wiederum zu einer längeren Aushärtezeit des Fliesenklebers. «Wir setzen deshalb meistens auf spezielle, schnell trocknende Kleber», fügt Gioiello an.

Den Bogen geschnitten

Ein grosser Vorteil von Gipsfaserplatten ist ausserdem die Möglichkeit, relativ einfach gebogene Wandkonstruktionen zu realisieren. Je nach Material lassen sich Biegeradien von bis zu 1500 mm realisieren. Um dies zu erreichen, müssen lediglich die Zwischenräume der Unterkonstruktion entsprechend verkleinert werden. Noch kleinere Radien sind möglich, wenn man die Platten auf der Rückseite einschneidet. Dafür gibt es von den Plattenherstellern Tabellen mit Angaben zur benötigten Anzahl Einschnitte sowie deren Abstände.

www.stecher.chwww.fermacell.ch

DIN EN ISO 12944-2

Korrosivitätskategorien

C1, unbedeutend: Beheizte Gebäude mit neutralen Atmosphären wie Büros, Läden, Schulen oder Hotels

C2, gering: Unbeheizte Gebäude, wo Kondensation auftreten kann, wie Lagerhallen oder Sporthallen

C3, mässig: Räume mit hoher Feuchte und leichten Luftverunreinigungen wie Wäschereien, Brauereien und Molkereien

C4, stark: Chemieanlagen, Schwimmbäder, Saunen

ph

Veröffentlichung: 09. Oktober 2014 / Ausgabe 41/2014

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