Durch die Tür gelüftet

Mit in der Tür integrierten Verbundlüftern können Räume auch ohne direkten Anschluss an die Komfortlüftung zuverlässig belüftet werden. Bild: Pit Brunner

Raumklima.  Die dichte Gebäudehülle bei Neu- und renovierten Altbauten stellt erhöhte Ansprüche an die Lüftungskonzepte. Verbundlüfter stellen hier eine spannende Ergänzung zur Komfortlüftung dar, denn sie lassen sich auch in Türelemente integrieren.

Aktive Überströmer oder Verbundlüfter sind elektrische Systeme, die auch bei geschlossenen Türen für einen Luftwechsel in einzelnen Zimmern sorgen. Nicht vom Lüftungssystem versorgte Räume werden so mit wenig Aufwand dauerhaft belüftet. Es entsteht eine Satellitenlüftung mit Anschluss an den Hauptluftstrom, der beispielsweise durch die Komfortlüftung sichergestellt wird. Obwohl diese Lösung offenbar schon früher mehrmals angedacht wurde, waren lange Zeit keine standardisierten Produkte für den Wohnungsbau verfügbar.

Bedarf steigt

So gab es bereits vor über zehn Jahren Bestrebungen, einen Verbundlüfter zu entwickeln. Damals war jedoch der Bedarf am Markt und somit das Interesse der Industrie zu gering. Ganz anders gestaltet sich die Situation heute: In vielen bestehenden Objekten sind bei Sanierungen klassische Komfortlüftungssysteme nur sehr schwer oder gar nicht zu realisieren. Gleichzeitig hat eine Sensibilisierung bezüglich der Raumluftqualität und des Luftaustausches stattgefunden – nicht zuletzt auch aufgrund verschiedenster Schadenfälle.

Zusammen in die Tür integriert

Seit mehreren Jahren erfolgreich am Markt ist nun die RWD Schlatter AG aus Roggwil TG mit einem in die Tür integrierten Verbundlüftersystem. Dieses wurde zusammen mit der Erich Keller AG entwickelt. Das Unternehmen aus Sulgen TG verfügt im Innenausbau und auch im Bereich Klimasysteme über grosse Erfahrung. Ebenfalls mit von der Partie war die Häfele AG als Technologie- und Vertriebspartner.

Die Ziele waren klar: Der in die Tür integrierte Ventilator soll die Luft in geschlossenen Räumen aktiv austauschen. Dieser Vorgang darf weder störende Geräusche noch spürbare Zugluft verursachen. Und die Verbundlüftertür soll mindestens so schalldämmend sein wie eine gewöhnliche Zimmertür.

Interessanter Produktwettbewerb

Dabei herausgekommen ist ein Element mit integriertem Ventilator, der durch ein Doppel verdeckt und geschützt wird. Das System ist in der Lage, bis zu 60 m3 Luft pro Stunde zu befördern und dies bei einem Stromverbrauch von maximal 1,5 W. Der Schalldämmwert des Elementes liegt je nach Ausführung bei bis zu 30 dB, während der Lüfter höchstens 24 dB erzeugt.

Für die Stromzufuhr sorgt eine auf der Schlossseite angebrachte Schnittstelle zwischen Rahmen und Türblatt. Dies hat gleich zwei Vorteile: In der Regel befindet sich in der Wand auf dieser Seite ohnehin ein Lichtschalter. Von dort kann mit verhältnismässig kleinem Aufwand ein Kabel zur Schnittstelle im Rahmen geführt werden. Zudem wird so ganz einfach sichergestellt, dass der Lüfter nur bei geschlossener Tür in Betrieb ist. Diese Lösung gewann dann auch einen vom Verein Minergie und der Fachstelle Energie- und Gebäudetechnik der Stadt Zürich ausgeschriebenen Produktwettbewerb. Ursprünglich für Sanierungssituationen initiiert, brachte der Wettbewerb noch weitere spannende Entwicklungen hervor. Dazu zählt ein s-förmiger Verbundlüfter der Durrer-Technik AG aus Adligenswil LU. Dieser wird allerdings oberhalb von Türen in die Wand integriert, was grössere bauliche Massnahmen erfordert. Ebenfalls positiv bewertet wurde die Systemlösung des Instituts für Produkt- und Produktionsengineering der Fachhochschule Nordwestschweiz. Hier wurden die Lüfter in den Türrahmen eingebaut. Bei Sanierungsvorhaben lässt sich dieses System mit geringem baulichem Aufwand installieren. Allerdings benötigt die Technik Platz, was den Rahmen verbreitert und somit die lichte Durchgangsbreite verringert. Dennoch stellen diese beiden Varianten durchaus praktikable Alternativen für Neubauten oder umfangreiche Sanierungen dar.

Schlankere Komfortlüftung

Der Einsatz von aktiven Überströmern kann die Kosten für Komfortlüftungen reduzieren: Je nach Situation müssen zum Beispiel nicht mehr in alle Räume Lüftungsrohre verlegt werden, was Installationskosten und Platz spart. Dies hat zur Folge, dass die Komfortlüftung als Ganzes einfacher geplant und kompakter ausgeführt werden kann. Ausserdem sind auf diese Weise eingebaute Verbundlüfter sehr gut zugänglich und somit wartungsfreundlich. Beim in die Tür integrierten System muss lediglich das Doppel entfernt werden, um an die Technik zu gelangen, und allfälliger Staub lässt sich so ohne Weiteres mit dem Staubsauger entfernen.

Eine sorgfältige Abklärung der Situation vor Ort und eine seriöse Planung des Lüftungskonzepts durch Experten sind aber auch mit Verbundlüftern unabdingbar. Denn nur so hat man die Gewähr, dass diese wunschgemäss funktionieren.

www.rwdschlatter.chwww.erichkeller.comwww.haefele.chwww.durrer-technik.chwww.fhnw.ch

Forschung

VOC-Emissionen von Türen

Emissionen von Produkten und Bauteilen im Innenraum sind seit einigen Jahren ständig ein Thema. Im Fokus sind dabei insbesondere verschiedene Formen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC).

Seit 1. Januar 2012 gilt zum Beispiel in Frankreich ein strenges Bewertungs-und Klassifizierungssystem. Dabei werden Bauprodukte anhand der Ergeb- nisse von Prüfkammermessungen in vier verschiedene Emissionsklassen (A+, A, B und C) eingeteilt. Betrachtet werden Einzelstoffe und die Summe aller VOC. Entscheidend für die Einstufung eines Produktes ist jeweils der Parameter mit dem ungünstigsten Wert.

Türelemente untersucht

Deshalb haben das Fraunhofer Institut für Holzforschung, das Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI) und das IFT Rosenheim im gemeinsamen Projekt «VOC-Emissionen von Innentüren» mehrere Elemente genau untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass alle untersuchten Varianten von Innentüren inklusive Rahmen die in Deutschland geltenden Vorgaben ausnahmslos sehr deutlich unterschreiten.

Bei der Bewertung gemäss den französischen Emissionsklassen liessen sich die Produkte der Emissionsklasse A zuordnen. Sprich, man müsste lediglich Türen für die Emissionsklasse A+ separat betrachten.

Wohl nur in Ausnahmefällen testen

Die Forscher kommen also zu folgendem Schluss: Sollte es in Zukunft europäisch harmonisierte Emissionsklassen für Bauprodukte geben, ist eine Anerkennung von Innentüren als Produkte «wft» (without further testing), «wt» (without testing) oder zumindest eine fakultative Einstufung in eine der dann definierten Emissionsklassen vorstellbar. Das bedeutet, dass für Innentüren keine weiteren Prüfungen nötig wären, ausser wenn es besondere Anforderungen an das Emissionsverhalten gibt oder eine noch bessere als die definierte Klasse erreicht werden soll.

www.ift-rosenheim.de

ph

Veröffentlichung: 21. April 2016 / Ausgabe 16/2016

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