Drei Betriebe, eine Werkstatt


Jeder für sich allein lastet den Maschinenpark kaum aus. Doch dank der gemeinsamen Produktionsfirma sieht das anders aus. Bild: Stefan Hilzinger
Jeder für sich allein lastet den Maschinenpark kaum aus. Doch dank der gemeinsamen Produktionsfirma sieht das anders aus. Bild: Stefan Hilzinger
Zusammenarbeit. Die Holzinnovation Mörschwil AG ist das Produktionszentrum dreier Schreinereien bei St.Gallen. Die überbetriebliche Zusammenarbeit funktioniert seit 2008 und hat sich auch im jüngst erfolgten Generationenwechsel bewährt, sagen die Beteiligten.
Die Maschinenhalle ist gross, hell und stützenfrei an der langen Seite der Halle, räumlich abgetrennt, befindet sich der Bankraum. Die Werkstatt in Mörschwil SG sieht aus, wie man es von einer mittelgrossen Schreinerei erwartet. Doch die Werkstatt gehört nicht zu einem einzigen Betrieb, sondern gleich zu dreien: der Egger Schreinerei AG und der Schreinerei Bock AG, beide in Mörschwil, sowie der Meinholz.ch GmbH aus dem nahen Winden TG.
Seit 2008 arbeiten die drei Betriebe mit einem gemeinsamen Maschinenpark. Aber nicht nur CNC, Hobelmaschine und Co. setzen die Schreiner-Unternehmer gemeinsam ein, sondern auch das Personal. Die Vorgänger der heutigen Eigentümer gründeten dafür die Holzinnovation Mörschwil AG. Der Aktiengesellschaft gehört der Maschinenpark, bei ihr sind die rund 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einschliesslich Schreinerlernenden angestellt. Das Personal arbeitet in der Produktion und in der Montage.
Die seit 15 Jahren bestehende Kooperation hat sich bewährt, das sagen unisono die heutigen Eigentümer der drei Betriebe. Es sind dies Fabian Bock, der die Schreinerei Bock als Familienbetrieb in fünfter Generation führt, Thomas Eugster, von der Egger Schreinerei sowie Andreas Keel und Ricardo Fasciati von Meinholz.ch. Die Kooperation der drei Betriebe hat auch den Wechsel in die nächste Generation, der in den vergangenen Jahren über die Bühne ging, unbeschadet überstanden. «Die Jahre und die Erfahrung haben gezeigt, dass es funktioniert», sagt Fabian Bock. Mit der Holzinnovation AG hätten ihre Vorgänger seinerzeit eigentlich zwei grundlegende Problemstellungen gelöst: «Lohnt es sich für den Moment, selbst in neue Gebäude zu investieren?» und «Lohnt sich die Neuanschaffung dieser oder jener Maschine?». Die Räumlichkeiten waren bei der Schreinerei Bock gross genug für die Bedürfnisse aller Partner. Den Maschinenpark stellte man seinerzeit aus dem Fundus der drei Betriebe zusammen. Kleine Schreinerbetriebe lasten grössere und meist teurere Maschinen kaum je aus. Somit sind die Betriebskosten pro Stück zu hoch, die Wirtschaftlichkeit entsprechend tief. Ersatzinvestionen werden schwieriger bis unmöglich. Für die drei Partnerfirmen der Holzinnovation stimmen dagegen die Zahlen, primär dank besserer Auslastung. «Ja, die Rechnung geht für alle bisher auf», sagt Andreas Keel von Meinholz.ch. Die Zusammenarbeit hat sich als Win-win-win- Situation erwiesen.
Ebenso wichtig wie eine moderne Infrastruktur sind bei dieser Art von Kooperation die Spielregeln. Die drei Schreinereien sind gleichzeitig Teilhaber und Auftraggeber der Holzinnovation Mörschwil AG. Die AG stellt den drei Betrieben ihren Aufwand nach definierten Selbstkostenpreisen in Rechnung. «Die Holzinnovation ist nicht per se gewinnorientiert», sagt Thomas Eugster von der Egger Schreinerei AG. Über Neuanschaffungen entscheiden die drei Partner gemeinsam. Auch Personalfragen werden gemeinsam gelöst. Fabian Bock betont ausserdem: «Bei der Holzinnovation sind die Zahlen für alle vollkommen transparent. Und die Nachkalkulation der Aufträge ist knallhart.» Wenn einer der Partnerbetriebe sich bei einer Offerte verrechnet, kann das für ihn finanziell durchaus unschöne Folgen haben.
Eine genaue und weit vorausschauende Planung sei wichtig, das betonen alle vier Unternehmer. Jeweils mittwochs sitzen sie zusammen und besprechen die laufenden und anstehenden Aufträge. «Wenn ich jetzt schon weiss, was ich in zwei oder drei Monaten benötige, dann sage ich das in der Besprechung, und die benötigten Kapazitäten in der Produktion sind reserviert», sagt Andreas Keel. Und Thomas Eugster fügt an: «Es verlangt von allen Beiteiligten auch Flexibilität. Doch weil alle die gleichen Voraussetzungen haben, ist das eigentlich nie ein Problem.» Bis jetzt sei man eigentlich immer gut aneinander vorbeigekommen.
Bock, Eugster, Keel und Fasciati sind in erster Linie Verkäufer ihrer jeweiligen Schreinerei. Sie sind die Ansprechpartner der Kundschaft. Jeder macht Planung und Büro selbst, dazu kommt ein gemeinsamer Avor, der bei der Holzinnovation angestellt ist. Die drei Betriebe sind in der Region am Bodensee fest verankert und haben ihren Kundenstamm. Die Schreinereien sind Marken, darum gibt es für die Beteiligten auch keine Veranlassung, die drei Betriebe zusammenzuschliessen. Keine der Schreinereien strebt viel Wachstum an. «Niemand von uns will in die industrielle Fertigung», sagt Fabian Bock.
Es seien eher viele, dafür kleinere Aufträge, die in den drei Betrieben anfallen würden. «Doch dank des gemeinsamen Personalpools können wir auch grössere Aufträge annehmen, die wir als einzelne, kleine Firma nicht ausführen würden», sagt Andreas Keel. Fabian Bock nennt einen weiteren Grund, warum die Zusammenarbeit gut funktioniert: «Wir sind ähnlich alt und stehen an vergleichbaren Stationen im Leben, daher sind auch unsere Pläne für die Zukunft vergleichbar.»
www.holzinnovation.chwww.bock.chwww.meinholz.chwww.schreinerei-egger.ch
Veröffentlichung: 09. März 2023 / Ausgabe 10/2023
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