Doppelspurig «eingefahren»

Die Produktionsanlage besteht aus drei Arbeitsportalen. Die einzelnen Fensterteile werden automatisch durch die drei Stationen transportiert und je nach Einstellung bearbeitet. Bild: J. Stocker Fensterbau AG

ProduktionsanlageN.  Die J. Stocker Fensterbau AG wollte auch zukünftig auf dem Markt bestehen können. Deshalb entschied sie sich für die Neuanschaffung einer Produktionsanlage. Die In- betriebnahme war nervenaufreibend. Doch die neue Angebotspalette macht die Mühen wett.

Schreinerzeitung: Daniel Egli, Ihr Betrieb nahm 2011 eine neue, dreiportalige Produktionsanlage in Betrieb. Warum kam es dazu?
Daniel Egli: Die Produktanforderungen des Marktes steigen stetig. Um darauf reagie-ren zu können, entschied sich die Geschäfts- leitung bereits im Jahr 2008 für die neue Technologie in Form einer Weinig «Contu-rex 326». Ziel war es, zukünftig ohne grosse Neuanschaffungen, relativ schnell und flexibel ein neues Fenster präsentieren zu können.
Von der Entscheidung bis zur Inbetriebnahme vergingen also drei Jahre?
Ja, denn die Planung des Prototyps, speziell auf die Bedürfnisse unseres Betriebes zugeschnitten, nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Unser Anforderungsprofil lautete maximale Produktvielfalt bei hoher Flexibilität. So mussten sowohl die Fensterbausoftware «ProLogic», wie auch die Zerspanungswerkzeuge der Firma Oertli perfekt auf unser Maschinenkonzept abgestimmt werden. Ohne externe Unterstützung wäre das undenkbar gewesen. Linus Oehen von der Tre Innova stand uns in Planung und Umsetzung tatkräftig zur Seite.
Wie verlief die Inbetriebnahme?
Innert eines Monats wurden die ersten Fenster erstellt. Wir haben die verschiedenen Fenstersysteme schrittweise «eingefahren». Doch hätten wir parallel die alten Anlagen nicht im Einsatz behalten, wäre es zum Fiasko gekommen, denn wir mussten das Tagesgeschäft fristgerecht abwickeln. Die Hauptlast der Aufträge setzten wir weiterhin auf der Winkelcenter-Maschine «Unicontrol 10» und auf dem Umfälzungsautomaten «Univar» um. Die doppelspurige Produktion bei eingeschränkten Platzverhältnissen dauerte 16 Wochen. Zusätzlich musste der Osttrakt der Halle durch einen Kopfanbau erweitert werden, um das optimale Layout der Fensterfertigung zu gewährleisten.
Welche Aufgabe fiel Ihnen zu?
Ich war seinerzeit als Projektleiter und stellvertretender Geschäftsführer schwerpunktmässig im Objektbereich tätig. Die Neuanschaffung wurde unter der Leitung des damaligen Inhabers Hans Stocker realisiert. In alle wichtigen Entscheidungen wurde ich eingebunden.
Welche Veränderungen im Arbeits- prozess haben sich ergeben?
Wir stellten neu einen Produktionsleiter ein. Dieser ist mit der Maschine vertraut, kann sie eigenständig programmieren sowie Notfall-Management leisten. Weiter haben sich durch die vollautomatische Profilierung die Tätigkeiten der Produktionsmitarbeiter verändert. Und die Arbeitsvorbereitung im Büro muss noch detaillierter als bisher erfolgen.
Inwiefern veränderte sich die Arbeit in der Produktion?
Die Tätigkeiten veränderten sich unterschiedlich stark. Das erforderte ein Umdenken von allen Beteiligten. So ist die Maschinenbearbeitung für die Beschläge noch präziser und rationeller geworden, das heisst, Handarbeit ist nur noch beim Einbau der Teile nötig. Unabdingbar ist je- doch der Umgang mit dem Computer. Unsere Mitarbeiter setzten diese Neuerungen durchwegs positiv um. Dazu zählt auch das Zuordnen der profilierten Einzelteile zu den Fensterelementen mittels Erkennungsetikette. Das erfordert höchste Konzentration, denn Fehler bringen den Fertigungsprozess ins Stocken. Das vermeiden wir mit internen Job-Rotationen. Denkbar wären auch Teilzeitpensen.
Was muss in der Avor beachtet werden?
Die Holzbestellungen müssen exakt sein, denn wenn die Barcodes für die Bestellungen erzeugt sind, wird das Holz entsprechend beim Lieferanten gerüstet. Nachträgliche Änderungen der Codes werden von der Maschine nicht erkannt, das heisst, es müssen neue Etiketten manuell gelöst und aufgeklebt werden.
Das klingt nach sehr viel Mehraufwand. Würden Sie den Schritt wieder tun?
Wir würden es wieder tun, nachdem die üblichen «Kinderkrankheiten» nun überwunden sind. Die Inbetriebnahme kostete zwar Nerven, Kraft und Energie, aber wir können unsere einzigartige Produktvielfalt nun auch einem erweiterten Kundenkreis anbieten und wollen kantonsübergreifend auftreten. Rückblickend würden wir wohl einzig in der Umsetzung des Maschinenkonzepts anders vorgehen.
Was würden Sie bei der Umsetzung anders machen?
Unsere Anforderungen an die Vielfalt sind sehr hoch und wir wollten diese schnellstmöglich umsetzen. Das heisst, wir können 20 verschiedene Fenstertypen liefern und die Produkte quer mischen, was aber in der Einführungsphase viel Lehrgeld kostete. Deshalb würden wir beim nächsten Mal die meistverkauften Systeme priorisieren und dann schrittweise die Anlage erweitern. Dennoch gilt: Je mehr Flexibilität, desto langsamer.
Welche Bilanz ziehen Sie?
Die besondere Massgenauigkeit der profilierten Hölzer führt zur Top-Qualität beim Endprodukt. Durch die vollautomatischen Werkzeugwechsel können wir die diversen Konstruktionen in unterschiedlichen Stärken herstellen, was uns maximale Flexibiliät und Effizienz bietet. Zudem können Kundenwünsche und Produktanpassungen mit reduziertem Aufwand in kurzer Zeit günstig realisiert werden. Wir fühlen uns also fit, im Verdrängungsmarkt weiterhin bestehen zu können. Ausserdem möchten wir mit leicht gestiegenem Umsatz alle 21 Mitarbeiter weiterhin beschäftigen.

Neuanschaffung

Maximale Flexibilität

Daniel Egli übernahm zu Jahresbeginn 2012 die J. Stocker Fensterbau AG in Fenkrieden. Seit 2001 war er als Projektleiter und stellvertretender Geschäftsführer tätig. Unter dem frühe- ren Geschäftsinhaber Hans Stocker wurde die Entscheidung zur Anschaffung der Weinig «Conturex 326» gefällt. Dank langjähriger Rückstellungen ge- lang dies aus Eigenmitteln.

Als einer der ersten Fensterbauer der Schweiz nahm die Firma im Frühjahr 2011 die Maschine in Betrieb. Inzwischen konnten die Umsätze leicht gesteigert werden. Die Anlage fertigt bis zu 20 verschiedene Fenstertypen in Top-Qualität, präzise, günstig und in kurzer Zeit. Neue Fenstersysteme können fast beliebig ergänzt werden.

www.stocker-fenster.ch

mz

Veröffentlichung: 06. März 2014 / Ausgabe 10/2014

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