Die Wartung wartet noch

Der Türschliesser ist oft Quelle für eine beeinträchtigte Funktion. Auch der Lernende Jan Ewald sammelt Erfahrung bei der Fehleranalyse. Bild: Stefan Siegfried

Wartung und service.  Die regelmässige Wartung und Serviceleistungen rund um Türen sind ein grosses Thema in der Branche. Die Schreinerei Siegfried hat mehr als genug Arbeit, trotzdem unterzeichnet sie den ersten Wartungsvertrag mit einem Kunden. Was steckt dahinter?

Der erste Wartungsvertrag von Türen ist so gut wie unterschrieben. Es geht um knapp 60 Filialen eines Bankhauses mit insgesamt gut 200 Türen, welche die Schreinerei Siegfried AG in Grosshöchstetten BE gefertigt und montiert hat. Gerufen hat man das Team bislang sowieso immer, wenn irgendetwas klemmte. Wenn Firmeninhaber Stefan Siegfried das erzählt, klingt es fast so, als ob die Bank darum gebeten hätte und nun endlich bekommt, was sie wollte.

Nämlich Sicherheit bei den Türen. Für ein Geldhaus ein zentraler Aspekt, zumal in der jüngeren Vergangenheit verschiedene Vorkommnisse den Blick auf die funktionierenden Sicherheitsvorrichtungen geschärft hätten, erklärt Siegfried. Der Bank ist es wichtig, dass die Türen stets voll funktionsfähig sind. Dies gelte nicht nur für die einbruchhemmenden Türen in RC3, sondern auch bei den anderen. Sei es Brandschutz, Schallschutz oder auch bei den einfachen Türen.

Die Schreinerei Siegfried ist im positiven Sinne ein typischer Betrieb. Gut verankert in der ländlich geprägten Region, sind Türen längst nicht das einzige, aber ein zentra- les Betätigungsfeld. Man hat eigene brandschutzgeprüfte Türen und ist VSSM-Lizenzpartner bei einbruchhemmenden Türen. Das Unternehmen im Emmental arbeitet oft und viel mit Massivholz. Die Nachfrage aus der Region ist stark, weshalb man kein weiteres Standbein in Form von Wartungsverträgen für Türen bräuchte. So geht es mutmasslich manchem Betrieb. «Wir bearbeiten das Feld wenig bis gar nicht», so der Schreiner. Das liege daran, dass viel Arbeit in der Produktion vorhanden sei, wo Siegfried auch den Tätigkeitsschwerpunkt sieht. Man will jede Art von Tür mit zugesicherten Eigenschaften selbst produzieren können.

Strukturen entwickeln sich erst

«Im Bereich der Planung sind wir tendenziell eher unterbesetzt, und Wartungen zu bearbeiten, bedeutet auch immer einen gewissen administrativen Aufwand. Aber ich sehe, dass prinzipiell ein Markt für die Türenwartung vorhanden wäre», sagt Siegfried. In vielen Werkstätten und Büros klingt es ähnlich: zu wenig Leute und zu viel anderes zu tun. Die Wartung wartet noch.

Mit den Türen der Bank vollzieht Siegfried nun den Einstieg in das planmässige Wartungsgeschäft. Zu seinen Kunden pflegt er oft ein persönliches und vertrauensvolles Verhältnis und das über lange Zeit. Daher wollte er ihnen Wartungsverträge nicht aufdrängen. «Nicht jede Tür braucht eine jährliche Wartung. Das ist für eine einfache Tür zu viel», ist Siegfried überzeugt. Bei sicherheitsrelevanten Türen sei das anders, weshalb es eben nun bei den Bankfilialen vernünftig sei. «Wir haben für jede Tür der Filialen ein Protokoll und wissen so, was jede Tür können muss. In dem Protokoll wird alles hinterlegt, Funktionsprüfung und durchführender Monteur inklusive», sagt Siegfried. Das sei wichtig, weil die Schnittstellen der elektronischen Komponenten klar definiert sein müssen. Mit einem extra angeschafften Prüfgerät vergewissert man sich, dass die Tür die definierten Eigenschaften aufweist.

Muss nicht jährlich sein

Sofern kein Sicherheitsrisiko besteht, sei es sinnvoll, eine Tür dann zu warten, wenn etwas ansteht. «Das kann alle fünf Jahre sein. Warum sollte man eine normale Tür oder ein normales Schloss jährlich ansehen?», sagt Siegfried. Von seinen Partnern und Lieferanten höre er Ähnliches. Nicht ohne Grund würden nur für rund 10 % der komplexen Türen ein Wartungsvertrag bestehen. Auch die Norm sei eindeutig. Zwar sei der Bauherr für die jährliche Wartung und Instandhaltung verantwortlich, er sei aber nicht verpflichtet, einen Wartungsvertrag abzuschliessen.

Gleichzeitig nimmt die Anzahl der komplexen Türen zu und damit auch der Instandhaltungsaufwand. «Es wird vielerorts immer wichtiger, dass Türen permanent intakt sind. Wir erarbeiten deshalb zusammen mit den relevanten Branchenvertretern entsprechende Unterlagen, die auf der Höhe der Zeit den Schreinerinnen und Schreinern helfen sollen, das Feld der Wartung von Türen besser zu bestellen», sagt Elvedin Bahonjic, Projektleiter Technik und Betriebswirtschaft beim VSSM in Wallisellen ZH. Die aktuell verfügbaren Unterlagen seien nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand.

Es braucht praktikable Helfer

Stefan Siegfried hat, wie andere auch, eigene Unterlagen erstellt. Dennoch sieht er hier nicht den entscheidenden Faktor. Stattdessen seien es andere, praktische Fragen, die sich ihm stellen. «Wir arbeiten viel mit Revisionsunterlagen, einfach weil sie verlangt werden. Wenn wir jetzt noch eine Türplakette mit einem QR-Code hätten, damit man direkt mit kleinem Aufwand auf die Daten zugreifen kann, wäre das sehr hilfreich», erklärt Siegfried. Allerdings würden Bauherren in grösseren Objekten oft eine sichtbare Nummer zur Identifikation einer Tür fordern. Bei solchen Dingen wäre es wichtig, dass man die Datendurchgängigkeit im Blick hat. Genau daran denkt Bahonjic. «Ein kleiner QR-Code als Aufkleber im Falz reicht völlig aus, und die Daten müssen direkt ins System, samt der Planung von Wartungsarbeiten.»

Langsam anwachsen lassen

Für Siegfried ist klar, dass er die Strukturen für die Abarbeitung von Wartungsverträgen sauber aufsetzen muss. «Wir haben etwas Respekt davor, dass wir uns mit umfangreichen Wartungsverträgen zu viel aufladen, was wir dann am Ende gar nicht bedienen können. Natürlich ist es gut planbar, aber leider sind andere Projekte weniger gut planbar, was dann am Ende trotzdem schnell zu Druck führen kann.» Derzeit liege der Aufwand bei etwa 15 Arbeitstagen pro Jahr, schätzt Siegfried.

Ein weiterer Punkt dabei: Den alten Hasen mit 30 Jahren Erfahrung gibt es im jungen Team der Schreinerei nicht. Türenwartung und -service hat aber viel mit Erfahrung zu tun. «Wir können nicht über jeden Drehflügelantrieb Bescheid wissen. Dann ist es gut, wenn der Hersteller das übernimmt, und so ist es ja auch bei automatischen Türen, etwa von Gilgen. Bei anderen Marken übernimmt der Beschlaghändler bislang den Service», sagt Siegfried.

Trotz seines jungen Alters schon mit viel Erfahrung ausgestattet, ist Projektleiter Marco Strahm. «In den allermeisten Fällen meldet sich der Kunde mit der Auskunft: ‹Tür funktioniert nicht richtig›, und das ist es dann.» Die Tür vor Ort in Augenschein genommen, läuft es immer gleich ab, sofern es sich um eine Tür ohne spezielle Eigenschaften handelt. Nach der visuellen Einschätzung und einer Funktionsprüfung hängt Strahm als Erstes den Türschliesser ab. Dann höre man meist schon viel, etwa ob die Dichtung geklemmt wird und beim Öffnen Geräusche von sich gibt. Wenn die Tür aber gut schliesst und auch die Absenkdichtung richtig eingestellt ist, dann liege es meist am Türschliesser.

Die türtypischen Fehlerquellen kennen

Generell käme es aber darauf an, was die Tür können muss. «Da kommt es auch immer wieder zu Missverständnissen. Eine Schallschutztür etwa braucht einen guten Anpressdruck, um die Funktion erbringen zu können», sagt Strahm. Häufig sei der Türschliesser das Zünglein an der Waage. Das betreffe längst nicht nur die Auswirkungen vom Wechsel der warmen zur kalten Jahreszeit, sondern vor allem auch das Lüftungskonzept der Räume.

«Sind in einem Bürogebäude Fenster geöffnet, funktioniert es meist einwandfrei. Dann braucht man gar nicht erst zu checken. Das muss man ohne Druckausgleich testen, denn oft sind Büroräume sehr dicht, und dann braucht der Türschliesser mehr Druck», weiss der Schreiner. Wenn der Türschliesser nicht auf der geschützten Raumseite montiert ist, seien Probleme zudem vorprogrammiert. Und auch dort, wo Strom fliesse, finde sich oft der Grund für Fehlfunktionen. Andererseits melde eine elektrifizierte Tür eben auch, wenn etwa der Verriegelungskontakt nicht richtig hergestellt werden könne. Mit einem herstellerspezifischen Messgerät lassen sich solche Fehler lokalisieren.

Generell geht es viel um Funktionskontrolle. Etwa beim Schloss, der Absenkdichtung und auch ob das Türblatt ringsherum richtig an der Dichtung anliegt.

Einen einfachen Trick verrät Strahm diesbezüglich noch: Wenn man ein dünnes Blatt Papier einklemmt und es ohne Kraftaufwand herausziehen kann, genügt der Anpressdruck einer Schallschutzfunktion nicht. Doch was tun im konkreten Fall, etwa wenn eine Tür hängt? Dann kann es sein, dass die Bänder nicht richtig eingestellt sind, es kann aber auch eine Setzung der Bausubstanz sein, oder aber die schwere Glasfüllung ist nicht richtig verklotzt. Die Fehleranalyse ist dann nicht ganz so einfach, weshalb es wichtig ist, jemanden mit Erfahrung dafür zu haben. «Bevor ich gehe, teste ich die Tür zehn Mal. Wenn sie davon nur einmal nicht gut funktioniert, bleibe ich», sagt Strahm.

www.siegfriedag.chwww.vssm.ch

Christian Härtel

Veröffentlichung: 30. Mai 2024 / Ausgabe 22/2024

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