Die straff geplanten Umzugstage

Das Abschalten, Einpacken und Zügeln der Kantenleimanlage benötigte eine genaue Zeitplanung. Bild: Noah J. Gautschi

Neubau einer Schreinerei.  Im Dezember war es so weit: Die Vorbereitungsarbeiten waren abgeschlossen und die Lastwagen fuhren vor. Im vierten Teil der Serie begleitet die SchreinerZeitung den Umzug der Killer Interior AG in ihren Neubau im aargauischen Lupfig.

Vor wenigen Wochen war es nun so weit und die Killer Interior AG konnte die Produktion, den Zusammenbau und die Büroräume vom alten Standort Turgi AG nach Lupfig AG zügeln. In diesem Teil der Serie werden die Vorbereitungsarbeiten und der Umzug selbst etwas genauer angeschaut.

Jetzt wird es fassbar

Wenn eine Firma umzieht, hat das immer Auswirkungen auf die Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze. Die Killer Interior AG hat in den letzten Jahren ein Lean-Management eingeführt und die Mitarbeiter langsam auf die kommenden Veränderungen vorbereitet. Auf diese Weise konnte jeder bei der Neugestaltung seines zukünftigen Arbeitsplatzes etwas beitragen. «Wir spüren die Freude der Mitarbeiter. Jetzt, wo das neue Gebäude eingerichtet ist, nimmt das Ganze langsam Formen an und wird für die Mitarbeiter fassbar», sagt Marco Killer, Verwaltungsratspräsident der Killer Interior AG, und fügt an: «Am Anfang herrschte Euphorie und Aufbruchsstimmung, doch dann benötigte es viel Arbeit und Zeit von allen Beteiligten.»

Straffer Umzugsplan

Für den Umzug kam nur der Dezember infrage, denn dann ist die Retail-Branche im Weihnachtsverkauf und es fallen weniger Umbauarbeiten an. Bis am 8. Dezember 2017 lief die Produktion am alten Standort zu 100 Prozent beziehungsweise in anderthalb Schichten. Vom 11. bis 13. Dezember wurde alles vorbereitet, und die Maschinen liefen noch mit 20 bis 30 Prozent Auslastung. Ab dem 14. Dezember wurde die Kantenleimanlage abgebaut und an den neuen Standort transportiert. Ab dem 18. Dezember lief die Produktion am neuen Standort wieder mit 80 Prozent, und ab dem 21. Dezember konnte wieder mit 100 Prozent produziert werden. Als Back-up für den Notfall hatte der Ladenbauer eine Partnerschreinerei angefragt, ob diese bei Bedarf einspringen könnte. «Dank der genauen Planung und des reibungslosen Ablaufes mussten wir auf diese jedoch nicht zurückgreifen», sagt Marco Killer. Auf den nächsten Seiten folgt in drei Abschnitten ein genauer Blick auf die Vorbereitungsarbeiten, das Zügeln der Produktionsmaschinen und das weitere Vorgehen.

www.killer.ch



 

Wertvolle Vorarbeiten

 

Als Grundlage zum Erfolg des Firmenumzuges wurde eine Inventarliste erstellt. Es musste genau notiert werden, welche Teile und Maschinen vorhanden sind und was davon am neuen Standort noch gebraucht wird. Diese Fleissarbeit wurde im Rahmen einer Diplomarbeit der Berner Fachhochschule erstellt. Damit kein Durcheinander entstand, wurden Teams gebildet, welche die jeweiligen Arbeitsbereiche verpackten und beschrifteten. «Für die saubere Zuordnung beschrifteten wir jedes Paket mit den genauen Positionsangaben für den neuen Standort», sagt Atdhetar Elshani, Lean Agent bei der Killer Interior AG.

Die Produktion konnte mit diesem Konzept innerhalb von nur vier Arbeitstagen komplett von Turgi AG nach Lupfig AG zügeln. Dafür fuhren zwei Lastwagen permanent zwischen den Standorten hin und her. Nach der Fahrt kamen die Pakete auf die Auftragsbahnen in der neuen Produktionshalle. Von da aus verteilten die zugehörigen Teams diese an die neuen Arbeitsplätze.

Früheres Aufräumen zahlt sich aus

Die Arbeitsplatzoptimierungen, die in den letzten Jahren im Rahmen des neuen Lean-Management-Konzeptes umgesetzt wurden, vereinfachten den Umzugsprozess. «Wir konnten die Anpassungen der letzten Jahre praktisch alle 1:1 am neuen Standort übernehmen», sagt Elshani. Durch die schon getätigten Vorarbeiten musste im Bankraum keine zusätzliche Zeit für die Aussortierung und Entsorgung von alten oder überflüssigen Werkzeugen etc. aufgewendet werden.

«Wir konnten praktisch nur die aufgeräumten Werkstattwagen und leeren Tische zügeln», fügt Elshani an. Zudem waren im Zuge dieser Anpassungen viele Arbeitsplätze mit Rollen versehen und mobil gemacht worden. So konnten sie einfacher transportiert werden.

Alles an einem Ort

Das grosse Untergeschoss des neuen Geschäftssitzes erlaubt es der Firma, alle bisher externen Lager im eigenen Haus zu vereinen. Damit senkt sich der logistische Aufwand erheblich. Seit dem Umzug sind nun die Halbfabrikate und eingelagerten Werkstücke im eigenen Betrieb in Lupfig schnell und sicher abrufbar.





 

Der erste Schritt ist geschafft

 

Als alle Pakete und Maschinen am neuen Standort in Lupfig angekommen und platziert waren, zog Atdhetar Elshani eine positive Bilanz: «Bis jetzt ist uns noch nichts verloren gegangen und wir konnten den Zeitplan genau einhalten.» Es war wertvoll, dass in der Vorbereitung genau geklärt wurde, welche externen Partnerfirmen für welche Arbeit eingesetzt werden. «Wir standen zusätzlich zu unseren Maschinenpartnern auch mit Umzugsunternehmen im Kontakt», sagt Atdhetar Elshani. Weil der Umzug einer ganzen Produktion ein sehr komplexes Unterfangen sei und keine Firma genaue Eckdaten liefern konnte, habe sich Killer dazu entschlossen selbst zu zügeln.

Vorteile werden sichtbar

Schon in der Umzugsphase haben sich die Mitarbeiter über die zusätzlichen Möglichkeiten am neuen Standort gefreut. Nun kann man mit einem LKW oder dem Stapler direkt in die Produktion fahren, was das Abladen von Material sehr erleichtert. Auch der zusätzliche Platz und das grosszügige Layout ermöglichen ein noch angenehmeres Arbeiten. «Es bereitet mir Freude, dass die grosse Investition schon jetzt positiv bei meinen Mitarbeitern ankommt», sagt Marco Killer und fügt an: «Wir planen unsre Produktion auf viele Jahre hinaus und wollen mit dem Neubau auch ein klares Zeichen zum Produktionsstandort Schweiz setzen.» Parallel zum erfolgreichen Umzug der Produktion wurde ab dem 15. Dezember auch das Büro mit der ganzen Administration, Projektleitung und Planungsabteilung gezügelt. Wie sich die Belegschaft am neuen Arbeitsort eingelebt hat, folgt im fünften und letzten Teil dieser Neubauserie. Im Dossier auf www.schreinerzeitung.ch finden sich weiteren Informationen und Bildmaterial.

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Maschinen unterwegs

 

Die Maschinen, die vom alten Standort in die neue Fertigung übernommen wurden, mussten ebenfalls genau im Umzugsprozess eingeplant werden. Die grösste Maschine, die gezügelt werden musste, war die Kantenleimanlage mit Rückführungsanlage. «Die Maschine hatte einen Stillstand von lediglich drei Tagen. Anschliessend konnten wir wieder darauf produzieren», sagt Atdhetar Elshani.
Damit der Umzug des Maschinenparks so reibungslos funktionierte, machte der Betrieb genaue Abklärungen, wer was und wann zügelt. Bei der Kantenleimanlage wurde der Umzug direkt über den Maschinenhersteller erledigt. Bei den Standardmaschinen wurde der Händler mit ins Boot geholt. «Da wir regelmässig unsere Wartungsarbeiten durch diese Firmen ausführen lassen, war die externe Vergabe für uns ein logischer Schritt», erklärt Elshani. Vor allem bei den komplexen Anlagen fallen Installations- und Einstellarbeiten an, die nur der jeweilige Hersteller oder Händler fachgerecht ausführen kann.

Neue Anlagen für die Fertigung

Mit dem Entschluss, in einen Neubau mit mehr Platz umzuziehen, schaffte der Betrieb auch eine neue Zuschnittanlage mit Flächenlager und eine neue CNC-Maschine mit automatischer Beschickung an. Diese wurden direkt in der Produktion am neuen Standort montiert. Sie waren schon vor dem Einzug getestet und für die Fertigung vorbereitet worden.



 

Neubau LUPFIG

Die SchreinerZeitung begleitet in einer fünfteiligen Serie die Killer Interior AG bei der Planung, beim Bau und beim Umzug in ihr neues Betriebsgebäude im aargauischen Lupfig. Die Redaktion wirft einen genauen Blick auf die schreinerspezifischen Besonderheiten während der Planungsarbeiten, bei den spezifischen Anpassungen am Rohbau, beim auf den Arbeitsfluss ausgerichteten Innenausbau, beim Umzug und bei der nachfolgenden Einarbeitungsphase.

Herbst 16 Vorbereitungen

Frühjahr 17 Rohbau

Herbst 17 Ausbau

Winter 18 Umzug

Frühjahr 18 Rückblick

NJG

Veröffentlichung: 08. Februar 2018 / Ausgabe 6/2018

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