Der Lehrer in der Schnupperlehre
Die Hauswirtschaftslehrerin Christa Josi ist beim Schreiner Fred Luginbühl am schnuppern. Bild: PD
Die Hauswirtschaftslehrerin Christa Josi ist beim Schreiner Fred Luginbühl am schnuppern. Bild: PD
Ausbildung. Wie sich Schüler bei der Schnupperlehre fühlen, können Lehrer oft nicht nachvollziehen, weil sie selbst nie in dieser Lage waren. Das soll sich mit dem Projekt «Kollegiumstag» ändern.
In Spiez BE geht man neue Wege. Der Gewerbeverband Spiez schickte zusammen mit dem Schulzentrum Längenstein die Oberstufenlehrer in die Schnupperlehre. Der Grund dafür ist einfach: Die Lehrer sollen sich in die Schüler einfühlen können. «Lehrer haben gelernt zu lernen und zu lehren, aber oft haben sie nicht gelernt zu ‹arbeiten›», sagt Patrick Balmer, Mitinitiant des Projekts «Kollegiumstag» und Ausbildungsverantwortlicher beim Gewerbeverband Spiez.
Die meisten Lehrer haben eine akademische Laufbahn. Sie absolvierten also nie eine Berufslehre. Das Projekt setzt sich zum Ziel, diesen Lehrern die handwerklichen Berufe und das lokale Gewerbe näher zu bringen. Auch sollen sie so ein besseres Bild der Berufslehre erhalten. Balmer stellt besorgt fest: «Ist ein Schüler gut in der Schule und er möchte eine Berufslehre machen, dann raten die Lehrer oft davon ab. Sie empfehlen dem Schüler ein Studium. Das ist doch schade. Ich finde, wir sollten der Berufslehre die gleiche Chance geben wie dem akademischen Weg.»
Beim Lehrer-Schnuppertag machte auch die Schreinerei Luag aus Krattingen BE mit. Fred Luginbühl, Geschäftsleiter der Schreinerei, sieht den Tag als Bereicherung. Es sei wichtig, die Lehrpersonen kennenzulernen, die die Schüler in der Lehrstellensuche begleiten. So können man die vielen Blindbewerbungen vermeiden und müsse den Schülern nicht frustrierende Absagen senden. «Der Lehrer weiss am besten, wo ein Schüler seine Stärken hat. Er kennt auch sein Umfeld und kann darum eine Einschätzung machen, welcher Schüler in welchen Schreinerbetrieb passt. Wir wollen schliesslich nicht nur einen Lernenden, der wegen seinen Fähigkeiten passt, sondern auch einen, der sich menschlich gut integriert», sagt Luginbühl.
Am Projekttag steht die Hauswirtschaftslehrerin Christa Josi an der Werkbank. Sie bekommt von Luginbühl die gleiche Aufgabe zugewiesen, wie jeder Schnupperlehrling auch. Sie soll ein Gesicht, mit Augen, Mund und gezackten Haaren auf ein Brett übertragen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Vorder- und Rückseite millimetergenau übereinstimmen müssen. Danach wird das Gesicht ausgesägt, Mund und Augen müssen mit verschiedenen Werkzeugen ausgearbeitet werden.
Am Ende des Tages zieht Josi eine positive Bilanz. Ihr habe der Wechsel vom Lehrer zum Stift neue Horizonte eröffnet: «Zum Beispiel vergisst man, wie schwierig es ist, wenn man etwas ganz neu lernen muss.» Die Schüler halten am Schnuppertag unter Umständen ein Werkzeug zum ersten Mal in der Hand. Das verlange von den Ausbildnern viel Geduld und Wohlwollen.
Am Abend trafen sich Lehrpersonen und Projektteilnehmer aus dem Gewerbe zum gemeinsamen Apéro und tauschten sich angeregt über den Kollegiumstag aus. Die Initianten blicken zufrieden mit der ersten Ausgabe des Projekts zurück. Auch die Projektteilnehmer wünschen sich für die Zukunft eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Lehrbetrieben und den Schulen und können sich eine zweite Ausgabe in zwei Jahren gut vorstellen.
ids
Veröffentlichung: 16. Dezember 2019
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