Der Feuchte einen Schritt voraus

Anblick des Grauens: So kann es aussehen, wenn dem Feuchteschutz zu wenig Beachtung geschenkt wird und der Schimmel sich durch die Fugen frisst und ausbreitet. Bild: Fotolia, Heiko Barth

Feuchteschutz.  Wenn der Schreiner sich dem Badezimmer annimmt, entstehen tolle und einzigartige Geschichten. Neben dem Spiel mit verschiedenen Materialien und der Koordination der Arbeiten, muss auch ein Auge auf den Feuchteschutz geworfen werden.

Der Schreiner plant, fertigt und montiert ganze Badezimmer im Alleingang. Diese Markterweiterung bietet viele Chancen und passt perfekt zum Schreiner. Jedoch sollte er ein grosses Augenmerk auf den Feuchteschutz legen. Ansonsten wird das Traumbad nach einiger Zeit zu einem Grauen für den Schreiner und seinen Kunden. Das Badezimmer ist einer der meistbeanspruchten Räume in einem Gebäude. Diese Tatsache hat der Schreiner in der Planung zu berücksichtigen. Vor dem Design sollte immer die Beanspruchung, die Eigenschaften und die Konstruktion der einzelnen Komponenten stehen.

Die Lage des Badezimmers

Das Badezimmer wird heutzutage architektonisch besser in die Raumplanung einbezogen als das früher der Fall war. Allerdings findet sich der Schreiner bei einem Werkauftrag öfter in älteren Objekten wieder. Das Badezimmer wurde hier in die hinterste Ecke eines Ganges gezwängt, wo kein anderer Raum mehr platziert werden konnte. Mehrheitlich verfügt das Badezimmer über keine natürliche Belüftungsmöglichkeit und statt dessen wurden Ventilatoren installiert. Diese haben gegen den in grossen Mengen anfallenden Wasserdampf fast keine Chance. Der bei der Badbenutzung entstehende Wasserdampf wird von der Raumluft aufgenommen, diese ist jedoch bald einmal gesättigt.

Die restliche Feuchtigkeit muss jetzt irgendwie zwischengepuffert oder abgeführt werden. Das ist ohne eine natürliche Belüftung zum Beispiel in Form eines Fensters nur begrenzt möglich. Ein leistungsfähiger Ventilator kommt mit etwa 50 bis 60 % der gesättigten Luft klar. Der Rest verbleibt im Raum. Diese Tatsache hat in die Planung mit einzufliessen, um konstruktiv und präventiv gegen die Feuchte anzukommen (siehe SZ-Nr. 40/2012, Seite 8).

Gefährliche Trends

Bis an die Decke geflieste Badkonzepte machen einen tollen Eindruck und bringen den designorientierten Kunden zum Schwärmen. Das grosse Problem dieses Ausführungstrends ist jedoch das Fehlen der Pufferflächen, um die Restfeuchte aufzunehmen. Die gesättigte Luft trifft auf die kälteren Fliessen, kondensiert und fliesst nach unten. Dort trifft sie auf die Silikonfuge, und da der Boden auch gefliest ist, verbleibt das Kondensat dort und bildet somit eine optimale Lebensgrundlage für den Schimmel. Dieses Problem kann der Schreiner vermeiden, indem er Baustoffe mit Feuchtepuffer in seinen Badezimmerbauten verwendet. Das kann zum Beispiel in Form einer nicht bis an die Decke gefliessten Wand und der Verwendung von Mineralputz oder Silikatfarben geschehen. Diese Puffer bestehen aus Materialien, die der gesättigten Luft, Feuchte entziehen und sie anschliessend wieder an die trockene Luft abgeben. Hier ist immer darauf zu achten, dass die als Feuchtepuffer verwendeten Materialien die Feuchte auch vertragen und nicht selbst zum Element mit Feuchteschaden werden.

Richtiges Lüften wirkt Wunder

Damit die Feuchtigkeit schnellstmöglich an die trockene Luft zurückgegeben werden kann, muss ein Luftaustausch stattfinden. Das geschieht am besten und effizientesten durch eine richtige Lüftung.

Hier ist der Kunde in der Pflicht, diese durchzuführen, und der Schreiner als Planer kann dem Kunden die richtige Lüftung erklären und auf die Gefahren für das Bad und den restlichen Wohnraum hinweisen. Beim Bad muss unterschieden werden, ob es eine natürliche Belüftung, also ein Fenster hat oder nicht. Mit der richtigen Lüftung kann die Feuchtigkeit aus dem Bad gebracht werden und man erhöht dessen Lebensdauer enorm. Die Belastung für Fugen und Bauteile wird verringert und das Wohlfühlklima steigt (siehe Box).

Sammelpunkt Silikonfuge

Wie angedeutet ist die Silikonfuge im Badbereich stark belastet. Feuchtigkeit in Form von Wasser oder feuchte Luft, die bei der Badbenützung anfallen und an den Wänden kondensieren: Alles trifft sich nach einiger Zeit im Bereich der Fuge. Und somit ist hier die grösste Gefahr für Schimmelbildung und für Schäden, infolge einer zu hohen Beanspruchung. Wegen dieser Belastung muss die Fuge regelmässig kontrolliert und wenn nötig ausgetauscht werden, damit keine Schäden an angrenzenden Bauteilen entstehen. Bei der Erneuerung einer Silikonfuge gilt es die folgenden Punkte zu beachten:

1. Entfernen der alten Silikonfuge

Zuerst müssen die alten Fugen komplett entfernt werden. Hierfür gibt es auf dem Markt spezielle Silikonmesser oder man benützt ein dünnes Cuttermesser.

2. Einsatz des Silikonentferners

Die restlichen Silikonrückstände können mit speziellen Silikonentfernern beseitigt werden. Dabei wird der Entferner mit einem Pinsel auf die Silikonresten aufgetragen. Nach der vorgegebenen Einwirkzeit sollten sich die Resten zersetzt haben und können mit einem Tuch weggewischt werden.

3. Vorbereitung der Fuge

Damit der neue Silikon eine richtige Verbindung zum Untergrund aufbauen kann, sollten die Fugen mit einer Silikongrundierung behandelt werden. Da diese Grundierungen auf Fliessen oder Einbauten Spuren hinterlassen können, ist es ratsam, die umliegenden Bauteile mit Klebeband abzudecken.

4. Besondere Vorbereitungen

Bei Metall: Hier muss darauf geachtet werden, dass keine Fettrückstände mehr vorhanden sind.

Bei stark saugenden Materialien: Zum Beispiel bei einer mineralgebundenen Platte, muss diese speziell grundiert werden.

5. Die Fugentiefe

Die Fugenbreite und die Fugentiefe sind massgeblich voneinander abhängig. Die meisten auf dem Bau gezogenen Fugen sind im Verhältnis zur Fugenbreite zu tief.

Hier muss mit passenden Fugenbändern die Tiefe verringert werden. Die Fugenbänder sollten von selbst und gut in der Fuge halten.

6. Die neue Fuge ziehen

Besonders im Badbereich ist die Verwendung von Silikon mit erhöhter Feuchtebeständigkeit, einem Sanitärsilikon, ratsam. Diese Silikone sind schimmelresistenter, wenn sie richtig verwendet werden. Beim Ziehen der Fuge mit der Dichtstoffpistole ist auf ein gleichmässiges Tempo zu achten. Die Fuge muss richtig gefüllt sein und darf keine Lufteinschlüsse aufweisen. Ein wichtiger Vorbereitungsschritt ist die passend zur Fuge abgeschnittene Spitze. Es sollte ebenfalls immer darauf geachtet werden, eine neue und saubere Spitze zu verwenden.

7. Die neue Fuge abziehen

Wenn schon ein Sanitärsilikon verwendet wird, ist darauf zu achten, die fertige Fuge nicht mit einem normalen Spülmittel abzuziehen. Spezielle Glättemittel erhalten die Wirkung gegen Schimmel. Wichtig ist es, alle verwendeten Mittel einer Fuge vom selben Hersteller zu verwenden, so können die Eigenschaften nochmals verbessert und die Beständigkeit gewährleistet werden.

Die Broschüre «Schimmel in Wohnräumen» findet man auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit.

www.bag.admin.ch/themen/chemikalien

Richtig lüften

Lüften mit Fenster: Nach dem Duschen soll das Fenster geöffnet und die Badezimmertüre geschlossen werden. So normalisiert sich die Luftfeuchte und verteilt sich nicht in der ganzen Wohnung. Dies ist eine grosse Gefahr, denn so kann sich die Feuchtigkeit in der ganzen Wohnung ausbreiten und führt dort ebenso zu Schäden.

Lüften ohne Fenster: Beim Bad ohne Fenster ist die Badtür nach dem Duschen offen zu lassen und es soll auf kürzestem Weg durch ein anderes Zimmer quer gelüftet werden. Die anderen Türen in der Wohnung sind geschlossen zu halten, damit sich die feuchte Luft nicht in der restlichen Wohnung verteilen kann.

NJG

Veröffentlichung: 09. Oktober 2014 / Ausgabe 41/2014

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