Der digitale Blick nach draussen

Je nach Systemlösung hat man von überall her Zugriff auf seinen Türspion. Bild: Assa Abloy (Schweiz) AG

Türspione.  Mit einer digitalen Kamera als Guckloch der Tür kann diese zum vernetzten Teil der Haustechnikanlage werden und für etwas mehr Sicherheit sorgen. Damit alles passend funktioniert, sollte sich der Schreiner genau in die Materie einlesen und die Produkte kennen.

Wie praktisch alle Gebrauchsgegenstände bekamen auch Haustüren in den letzten Jahren den digitalen Wandel zu spüren. Sei es in Form von elektromechanischen Schlössern, Türüberwachungssystemen oder modernen Zutrittslösungen.

Der Schreiner kann bestehende Türen mittels digitalem Zubehör modernisieren und so für den technikaffinen Kunden neue Angebote generieren. So existieren zum Beispiel unzählige digitale Alternativen zum herkömmlichen Türspion, welche einerseits für etwas mehr Sicherheit sorgen und anderseits einer bestehenden oder neuen Tür ein wenig digitalen Flair verleihen.

System- oder Einzellösungen

Steht der Wunsch nach einem digitalen Türspion an, sollte zuerst abgeklärt werden, ob dieser im Gebrauch für sich alleine oder in einem System funktionieren soll. Einzellösungen funktionieren in sich geschlossen und können je nach Produkt einfach an jedes beliebige Türblatt oder an eine Aussenwand montiert werden. Oftmals werden solche Einzelprodukte zudem über eine Batterie oder Solarstrom angetrieben, was eine zusätzliche Stromzufuhr überflüssig macht. Systemlösungen können ebenfalls an der Tür oder an der Aussenwand montiert werden, benötigen jedoch zusätzlich eine Verbindung zur bestehenden Haustechnik oder zu einer passenden App. Die Verbindung erfolgt meistens per Kabel oder Wlan und muss deshalb bereits vorgängig in der Planung berücksichtigt werden. Auch werden Systemlösungen öfters direkt über das Stromnetz versorgt, was eine fixe Stromversorgung am Montageort erfordert.

Beide Systeme haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile, was den Einbau, den Betrieb und die Investitionskosten angehen. Der Schreiner kann seiner Kundschaft also eine Vielfalt an Möglichkeiten anbieten, je nachdem, was dieser wünscht oder welche Systeme er schon verbaut hat. Weiter bieten digitale Systeme mehr Freiheiten als der klassische Spion, was die Positionierung der Kamera angeht.

Fixer Monitor oder mobile App

Anstatt über einen direkten optischen Kanal, wie beim klassischen Türspion, funktionieren die digitalen Ableger über eine Kamera. Die generierten Bilddaten der Kamera werden auf einem Bildschirm im Innenbereich oder auf Wunsch direkt auf ein Smartphone oder Tablet ausgegeben. Die Lösungen mit der App machen den Türspion nochmals mobiler und ermöglichen beispielsweise auch eine Überwachung von unterwegs.

Wird eine Lösung mit Monitor gewählt, sollte auf eine akzeptable Auflösung geachtet werden. Ob es sich um einen Touchdisplay oder einen Monitor mit Tastenbedienung handelt, ist Geschmackssache.

Klingeln, sprechen und aufnehmen

Einige der digitalen Türspione bieten zusätzlich die Möglichkeit an, direkt darüber zu kommunizieren. So können die Kameras je nach Ausführung auch als Gegensprechanlage und Klingelersatz eingesetzt werden. Gekoppelt über eine App auf dem Smartphone wäre es so beispielsweise denkbar, von unterwegs oder aus der Badewanne dem Paketboten vor der Haustür Anweisungen zu geben oder den Staubsaugerverkäufer wegzuschicken.

Verbunden mit einer App auf einem mobilen Gerät oder einer Haustechnikanlage, speichern einige Geräte sogar, ausgelöst durch einen Bewegungsmelder, automatisch Schnappschüsse der Personen vor der Tür. Solche Funktionen sind jedoch immer mit Vorsicht zu geniessen, da Aufnahmen von Fremden rechtlich heikel sind.

Genau abklären, was erlaubt ist

Auf der Internetseite des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten EDÖB sind unter dem Punkt «Videoüberwachung durch Private» Merkblätter und Fakten zur Thematik zusammengetragen. So muss sich beispielsweise beim Einfamilienhaus der Aufnahmebereich auf das eigene Grundstück beschränken und darf ohne Einverständnis nicht auf das Nachbarsgrundstück oder öffentliche Bereiche fallen. Bei Stockwerkeigentum handelt es sich beim Bereich vor der Haustür meistens ebenfalls um einen gemeinsam genutzten Abschnitt, weshalb hier das Einverständnis der anderen Hausbewohner erforderlich werden kann.

Die Videoüberwachung muss zudem verhältnismässig und zweckmässig sein, was vor allem den Punkt der Datenspeicherung betrifft. Hier sollten Aufnahmen laut EDÖB nach 24 Stunden wieder gelöscht werden.

Die Videoüberwachung muss transparent, das heisst, klar erkennbar sein.

Vor dem Einsatz einer Kamera, sollte man sich in die Materie einlesen und bei Ungereimtheiten Rat bei einem Experten oder direkt beim EDÖB einholen.

www.edoeb.admin.ch

Selbstständige Überwachung

Die neue wetterfeste All-in-one-Kamera der Marke «Yale» des Herstellers Assa Abloy ist im Innen- und im Aussenraum einsetzbar. Sie ermöglicht in Kombination mit der «Yale View App» Live-Ansichten, Echtzeit-Gespräche und Bewegungsmeldungen von Zuhause. Wenn beispielsweise in Abwesenheit dem Bewohner eine Lieferung zugestellt wird, sendet der Bewegungsmelder eine Nachricht auf die App. Über die Kamera kann der Nutzer dann den Boten sehen und mit ihm per eingebauter Audioanlage kommunizie- ren. Dank Nachtsichtfunktion von bis zu 10 Metern ist auch am Abend oder in der dunkleren Jahreszeit gut erkennbar, wer vor der Haustür steht. Als Abschreckung fungiert das eingebaute Spotlicht zusammen mit einem Signalton.

www.assaabloy.ch

Kompakt und direkt auf der Tür

Der digitale Türspion DTS3218 vom Sicherheitsanbieter Abus ist eine kompakte Lösung für neue und bestehende Türen. Er besteht aus einem 0,3-Megapixel-CMOS-Sensor und einem 3,2 Zoll grossen TFT-Display auf der Innenseite. Der Blickwinkel der Kamera beträgt 105 Grad. Er kann für Türstärken bis zu 110 Millimeter eingesetzt werden und wird über vier AAA-Batterien betrieben. Diese reichen laut Hersteller für bis zu 2000 Bildschirmaktivierungen.

www.abus.com

Die Kamera im Griff

Die Werding Edelstahlbeschläge GmbH aus dem deutschen Melle ist spezialisiert auf die Fertigung von Türbeschlägen, Türgriffen und Rammschutzbügeln. Mit ihren Kamera-Griffen hat das Unternehmen eine Alternative zu den aufgesetzten Türspionen entwickelt. Momentan sind die Edelstahlgriffe im Rundrohr 30 Millimeter, im 30 × 10 Millimeter grossen Flachstahl und 30 × 20  Millimeter messenden Rechteckrohr erhältlich. Je nach Griffart sind Standardlängen von 1200 bis 1600 Millimeter Standard, weitere Längen sind auf Anfrage möglich. Als Monitor dient ein 4,3-Zoll-TFT-Display mit Edelstahlrahmen, welcher je nach Bedarf aufgesetzt oder flächenbündig montiert werden kann. Die Kamera hat einen Sichtbereich von 110 Grad und filmt mit 1,3 Megapixel. Das System wird über vier AAA-Batterien betrieben. Zusätzlich ist auch eine Kombination mit einem «Ekey-Arte»-Fingerleser möglich.

www.werding.de

Vernetzte Möglichkeiten

Mit dem digitalen Türspion DP1 Smart Door Viewer vom Haussicherheitstechnik-Hersteller EZVIZ, wird jedes Guckloch zu einem vernetzten Teil des Hauses. Die hochauflösende Kameraobjektivlinse wird über ein gesichertes Kabel durch das Guckloch verbunden. Ausgestattet mit Infrarot-Adaptivtechnologie bietet der DP1 sogar Nachtsicht. Beobachten kann man die Bilder über das Touchdisplay auf der Innenseite oder per Remote-Viewing-Funktion auf einer Smartphone-App. Über eine Gesichtserkennungs-Software kann eine Bibliothek von Vertrauenspersonen angelegt werden. Der integrierte Gong, das Mikrofon und der Lautsprecher, machen den DP1 zusätzlich zur Video-Türklingel. Ebenfalls kann das Produkt mit Sprachdiensten, wie beispielsweise «Alexa», mit weiteren Smartgeräten vernetzt werden.

www.ezvizlife.com

Drahtlos überwacht

Die IC-6220DC vom Netzwerkentwickler und Hersteller Edimax ist eine drahtlose Kamera, die im bestehenden Türspion eingesetzt wird. Sie kann anschliessend über ein verbundenes Smartphone angesteuert werden. So kann man die Personen vor der Tür hören und auch mit ihnen sprechen, ob man sich zu Hause oder irgendwo unterwegs befindet. Die Kamera bietet Nachtsicht bis zu drei Meter und sorgt mit dem passiven Infrarot-Sensor für eine präzise Bewegungserkennung im Eingangsbereich. Beim Einsatz bleibt die ursprüngliche Funktion des Türspions erhalten, sodass dieser auch analog genutzt werden kann.

www.edimax.com

Automatische Aufnahmefunktion

Der elektronische Türspion «Door eGuard 8 200» von Burg-Wächter hat einen integrierten Gong und eine Aufnahmefunktion. Burg-Wächter ist ein Hersteller von elektronischen und mechanischen Schlössern, Zutrittskontrollen, Briefkästen, Tür- sowie Fenstersicherungen, Tresoren, Kassetten, Kamera- und Videotechnik.

Der Türspion speichert automatisch 25 Bilder. So kann man beim Nachhausekommen jederzeit checken, wer während der Abwesenheit geklingelt hat. Mit einer externen Micro-Speicher-Karte können bis zu 2000 Fotos gesichert werden. Beobachtet und angesteuert wird der digitale Türspion über ein hochauflösendes 4-Zoll- TFT-Display.

www.burg.biz

 

NJG

Veröffentlichung: 12. September 2019 / Ausgabe 37/2019

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