Das viel passierte Tor zur Werkstatt
Das vom Schreiner genau auf seine Bedürfnisse abgestimmte Werkstatttor bietet viele Möglichkeiten. Bild: SZ, Noah J. Gautschi
Das vom Schreiner genau auf seine Bedürfnisse abgestimmte Werkstatttor bietet viele Möglichkeiten. Bild: SZ, Noah J. Gautschi
Torbau. Wenn der Schreiner sein eigenes Werkstatttor baut, ist es sehr wichtig, dass er sich mit den Grundlagen des Torbaus auseinandersetzt. Die verschiedenen Torarten und Torgrössen müssen auf die Umgebung und Nutzung abgestimmt sein.
Ob es nun der Werkstattschrank, eine kleine Trennwand oder der Znüni-Tisch ist, der Schreiner baut in seinen Betrieben vieles selber. Ein selbstgebautes Werkstatttor bekommt man jedoch nicht so häufig zu Gesicht.
Das hat auch damit zu tun, dass ein Werkstatttor ein zentrales Element im Arbeitsablauf einer Schreinerei darstellt. Viele Abläufe tangieren das Tor und bei falscher Planung entstehen Störungen, die über einen längeren Zeitraum gesehen grosse Auswirkungen haben. Zudem gibt es ein grosses Angebot an fertigen Werkstatttoren. Bei einer Neuanschaffung, der Betriebsrenovation oder dem Betriebsneubau stellt sich jedoch die Frage des selbstproduzierten Tores. Ein Werkstatttor muss einiges erfüllen, um den vollen Nutzen für den Betrieb zu gewährleisten.
Am gezeigten Beispiel der Schreinerei Heiniger Design GmbH aus Wohlhusen BE hat der Eigentümer Jürg Heiniger sein Werkstatttor selbst gefertigt und montiert. Wie sich das Tor im Alltag schlägt, was für Planungsgedanken einflossen und ob er sein Tor wieder selbst bauen würde, verrät Jür-gen Heiniger im Interview (siehe Box Seite 9).
Je nach Nutzung und Gegebenheiten gelten für das Tor andere Bestimmungen. Bevor man mit der Auswahl des Tores und der Planung beginnt, ist es deshalb ratsam, abzuklären, welche Vorschriften man im eigenen Fall beachten muss. Prinzipiell gilt beim Torbau das Bundesgesetz über die Sicherheit von technischen Einrichtungen und Geräten. Dann sollten die Richtlinien der Suva für Türen, Tore und Fenster beachtet werden. Je nach Besonderheiten kommen weitere Gesetze, Richtlinien oder Normen hinzu. So müssen die VKF-Bestimmungen erfüllt sein, wenn es sich um einen Brandabschnitt handelt; bei automatisiertem Betrieb kommt die EN 60204 zum Zuge. Viele Informationen enthält auch die Empfehlung für Industrietore aus dem Jahre 1994, von der früheren Schweizerischen Gesellschaft für Logistik. Die gesetzlichen Abklärungen bilden die Grundlage und sollten im weiteren Evaluationsprozess, je nach Änderungen oder zusätzlichen Bestandteilen, erneut verglichen und ergänzt werden.
Anschliessend muss sich der Schreiner die Frage stellen, was für Aufgaben das Tor im späteren Gebrauch erfüllen muss. Hier kann am einfachsten eine kleine Evaluation durchgeführt werden. Durch die Muss- Soll- und Wunsch-Kriterien werden die Anforderungen schnell ersichtlich. Als Zweites bestimmt man die Benutzung des Tores. Wird es nur von Personen begangen, wird es allenfalls auch mit Fahrzeugen, zum Beispiel einem Gabelstapler, benutzt oder fährt der Monteur täglich zu seiner Werkzeugkiste hindurch. Hier sollte auch definiert werden, ob Personen und Fahrzeuge dieselbe Öffnung verwenden oder ob die Durchgänge getrennt sein sollen. Als Drittes wird die Frage nach dem richtigen Tortyp gestellt und welche Torgrösse die richtige für den Betrieb ist.
In Schreinereien kommen vor allem Falttore zum Einsatz. Je nach Situation oder Bedarf kann jedoch ein anderer Tortyp mehr Sinn ergeben. Hier eine kleine Übersicht:
Flügeltore/Schwenktore benötigen viel Platz im Schwenkbereich und dieser muss immer freigehalten werden.
Pendeltore können auf beide Seiten geöffnet werden. Es braucht auf beiden Seiten einen genügend grossen Schwenkbereich. Pendeltore sind nur bedingt dicht.
Schiebetore brauchen Platz für den seitlichen Schiebebereich und können gut automatisiert werden. Wenn das Schiebetor am Boden läuft, ist kein speziell verstärkter Sturz nötig, da dieser nur als Führung dient.
Falttore brauchen spezielle Beschläge und genügend Platz, um das Faltpaket zu verstauen.
Kipptore arbeiten mit einem Gegengewicht oder einer Feder. Es geht im geöffneten Zustand Durchgangshöhe verloren. Kipptore können einfach automatisiert werden.
Rolltore benötigen genügend Platz im oberen Bereich für den Rollmechanismus. Die Durchfahrt ist erst bei ganz geöffnetem Tor möglich. Rolltore können ebenfalls einfach automatisiert werden.
Seitenrolltore sind geeignet für schnelllaufende automatische Tore. Die Dichtheit ist bei Seitenrolltoren weniger gut wie bei normalen Rolltoren.
Rundlauftore funktionieren ähnlich wie das Rolltor, jedoch rollen sie sich beim Öffnen nicht auf, sondern fahren ganzflächig zurück. Deshalb braucht es genügend Platz, um das Tor zu verstauen. Die Absicherung des Bewegungsraumes ist sehr aufwendig in der Umsetzung und es geht eine Wandfläche verloren.
Bei der Entscheidung ist es ratsam, das eine oder andere Tor in natura anzusehen und sich mit den Benützer auszutauschen. Allenfalls kann eine Kombination von verschiedenen Tortypen die optimale Lösung für den einen oder anderen Schreiner sein.
Ein wichtiger Aspekt des Torbaus ist der Einbezug der Umgebung. So sollte das Tor mit Markierungen versehen sein. Zum Beispiel können so Durchgänge für Personen und Paletten getrennt oder die korrekte Laufrichtung gesteuert werden. Eine gute Markierung kann mithelfen, dass Personen und Material besser geschützt werden und weniger Schäden entstehen.
Auch die Wahl der richtigen Farbe sollte einen Gedanken wert sein. So sind Tore in der Regel in hellen Farbtönen gehalten, um einen Unterschied von der Öffnung zum geschlossenen Tor zu schaffen. Bei dunkler Farbwahl sollte eine helle Markierung auf dem Tor vorgesehen werden, um eine Verwechslung zu vermeiden.
Die Tordurchsicht ist ein weiteres zentrales Element bei jeder Art von Tor. In der Regel sollte in der Höhe von 1 bis 2 m eine Sichtmöglichkeit vorhanden sein, um Kollisionen zu vermeiden. Bei Aussentoren kann in den Toren auch Fensterfläche generiert werden, um im Vergleich zur Bodenfläche das vom Arbeitsgesetz verlangte Verhältnis zu erreichen. Zudem ist es eine gute Möglichkeit, um zusätzliches Licht in die Werkstatt zu bringen.
Wenn bekannt ist, wer und was das Tor benützen wird, kann die benötigte Öffnung definiert werden. Hier gilt der Grundsatz, dass Öffnungsbereiche als Lagerfläche verlorengehen. Somit ist gut zu überlegen, ob und wie viel Durchgangsmass benötigt wird. Als minimale Torhöhe gelten 2100 mm. In den Schreinereien wird oft mit Torhöhen von 2500 bis 3000 mm gearbeitet. Sobald ein normaler LKW das Tor passieren muss, gilt die Mindesthöhe von 4200 mm und eine Breite ab 4000 mm. Beim Werkstatttor beginnt die Breite bei 1400 mm und kann beliebig erweitert werden.
Ob selbstgebaut oder zugekauft, wenn der Schreiner beim neuen Werkstatttor einige Punkte beachtet, kann er seinen Betriebsfluss optimieren und die täglichen Arbeiten erleichtern.
Jürg Heiniger, der Inhaber der Schreinerei Heiniger Design GmbH in Wohlhusen BE, erzählt der SchreinerZeitung, weshalb er sein Werkstatttor selbst geplant, gefertigt und montiert hat.
Veröffentlichung: 05. Februar 2015 / Ausgabe 6/2015
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