Damit die Schiebetür in der Bahn bleibt

Oft handelt es sich um spezielle Situationen, wie hier in einem Treppenaufgang. Bild: TT Türenfabrik Turbenthal

Montage.  An der Decke montierte Schiebetürschienen müssen während ihrer Lebensdauer hohe dynamische Lasten aufnehmen können. Eine bewusste Wahl der Befestigungsmittel und eine gewissenhafte Montage beugen unangenehmen Garantiefällen vor.

Schiebetüren kommen überall dort zum Einsatz, wo es nicht genügend Platz für gewöhnliche Drehtüren gibt. Der Trend hin zur offenen Raumgestaltung hat den Schiebetüren nun zusätzlichen Schub verliehen. Nebst den praktischen Aspekten sind somit vermehrt auch gestalterische Ansprüche in den Fokus gerückt.

Herausfordernde Situationen

Für den Monteur ist der Einbau solcher Elemente teilweise eine echte Herausforderung – gerade, weil Schiebetüren oft in speziellen Situationen gefragt sind. Beinahe jeder Monteur kennt Fälle, in denen es kaum Platz zum Montieren der Schiene und zum Einhängen der Tür gab, der Untergrund ungenügend war oder die Erwartungen des Kunden schlicht nicht erfüllt werden konnten. Das führt dann zu Mehraufwänden, Nachtragsarbeiten oder im schlechtesten Fall zu Garantiefällen.

Der Bereich Technik und Betriebswirtschaft des VSSM musste diesbezüglich in der Vergangenheit schon Gutachten erstellen. Im Fokus war dabei auch immer die Befestigung der Schiene, die je nach Situation grossen dynamischen Belastungen ausgesetzt ist. «Bei grösseren Aufträgen mit vielen Schiebetüren ist eine Expertise natürlich besonders ärgerlich, weil dann alle überprüft und eventuell nachgebessert werden müssen», sagt VSSM-Experte Simon Schneider. Zu diesem Zeitpunkt ist aber die Schiebetürtasche schon verkleidet und verputzt oder gestrichen. Das macht eine Kontrolle und nachfolgende Reparatur recht aufwendig.

Das Gewicht kennen

Wichtig sind die Vorabklärungen und eine saubere Planung, damit sich der Monteur vor Ort möglichst auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann. «Es gibt beispielsweise immer wieder Fälle, in denen sich die Beteiligten nicht bewusst sind, wie schwer die Schiebetür überhaupt ist», teilt die Koch Group AG mit. Dabei stellen Beschlägehersteller wie auch -händler entsprechende Berechnungs- und Planungshilfen zur Verfügung, damit der richtige Beschlag ausgewählt werden kann.

Zugelassene Befestigungsmittel

Kaum Informationen finden sich aber in den Unterlagen der Schiebebeschläge zu den Befestigungsmitteln. Die meisten Schienen sind für 5er-Schrauben vorbereitet, und die Hersteller geben die entsprechenden Abstände vor. Bezüglich Wahl der Schrauben und Dübel verweisen sie auf die Anbieter von Befestigungstechnik. Dort sind die Spielregeln eigentlich klar definiert: Für die Montage von statisch belasteten Bauteilen über Kopf dürfen nur jene Befestigungsmittel verwendet werden, welche der Hersteller für die jeweilige Einbausituation auch freigegeben hat. Bei Schiebetüren kommt hinzu, dass durch die Bewegungen auch dynamische Punktlasten auftreten.

Konkret gibt es nur einige wenige Kunststoffdübel, die vom jeweiligen Hersteller überhaupt für die Überkopfmontage in gerissenem Beton freigegeben sind (siehe Box). Und bei diesen gelten ganz bestimmte Bedingungen bezüglich Setztiefe und Dicke des Anbauteiles. Unter anderem aus diesem Grund setzen zum Beispiel Deckenbauer auf Betonschrauben oder Stahlanker. Letztere kommen aber bei der direkten Deckenmontage der meisten Schiebetürschienen kaum infrage, weil die Schraubenköpfe schlicht zu gross sind.

Bei den 7,5er-Betonschrauben war dies teilweise auch ein Problem, obwohl es diese mit Senkkopf gibt. Inzwischen sind aber 6er- und 5er-Betonschrauben mit entsprechend kleineren Köpfen verfügbar.

Schrauben und Dübel bewusst wählen

In der Praxis werden dennoch viele Schiebetürschienen mit gewöhnlichen Kunststoffdübeln an die Decke montiert. Auch wenn das in verschiedenen Situationen funktionieren mag: Kommt es zu einem Garantiefall, hat der Schreiner schlechte Karten. «Wir achten darauf, dass die Monteure die richtigen Schrauben verwenden und dass sie in der Betondecke tief genug bohren können», sagt Mark Müller, Montageleiter der Zürcher TT Türenfabrik Turbenthal AG. Zudem muss sichergestellt sein, dass alle Schrauben in den vom Beschlaghersteller vorgegebenen Abstand gesetzt werden können und richtig ziehen.

«Ist das nicht der Fall, braucht es allenfalls ein Setzholz», sagt Müller. So kann man die Befestigungspunkte freier wählen und verteilen. Zusätzliche Stabilität kann zudem das Abstützen der Schienenenden in der Tasche und auf einer allfälligen Anschlagleiste bringen. Beim schwungvollen Auf- und Zuschieben der Tür entstehen dort beim Anschlagen grosse Hebelkräfte. «Bei sehr grossen und schweren Schiebetüren bringen wir deshalb auch mal zwei statt nur einen Gummipuffer an», sagt Mark Müller.

Vorsicht bei Schallschutzdübeln

Erschwerend kommt hinzu, wenn die Bauherrschaft eine schallhemmende Montage fordert. Zwar gibt es dafür spezielle, mit Gummi ummantelte Schallschutzdübel. Für diese gelten aber die gleichen Regeln wie beim gewöhnlichen Kunststoffdübel, was die Überkopfmontage in gerissenem Beton angeht. Zusätzlich bedenken muss man dabei, dass Schallschutzdübel wesentlich geringere Lasten aufnehmen können als normale Kunststoffdübel. Aufgrund des grösseren Durchmessers eignen sie sich zudem nicht für die Durchsteckmontage. Als Alternative gäbe es spezielle Schallschutzbügel für die Deckenmontage, wie zum Beispiel den «SoundEx» von der Hawa Sliding Solutions AG. Ebenfalls eine Verbesserung bewirken können Unterlagen aus schallhemmenden Materialien, welche die Schiene zumindest teilweise von der Decke entkoppeln. Auch gegenüber Deckenverkleidungen sollte man die Schiene unbedingt mit einem Schwedenschnitt trennen, also mit einer ausreichend grossen Fuge. Sonst treten aufgrund der dynamischen Belastungen unschöne Risse oder sogar Ausbrüche zutage.

Befestigung der Bodenführung

Ein Dauerthema ist ausserdem die Befestigung der Bodenführung. Insbesondere bei Schiebetüren mit einer Tasche kommt es häufig vor, dass der Bodenleger den Belag nicht genügend weit in die Tasche hineinlegt. Mit etwas Schiftholz lässt sich dieses Problem zum Glück meistens beheben. Schwieriger wird es, wenn auch der Estrich nicht weit genug hineinreicht. Dann befindet sich genau dort, wo die Führung hinkommen sollte, ein tiefes, schräg abfallendes Loch. Dieses lässt sich nur schwer ausschiften, zumal der Platz meistens sehr beschränkt ist. Diesbezüglich sind Schiebetürfutter aus Stahl im Vorteil: «Dort sind die Löcher für die Führung in einem Steg vorbereitet und mit einem M-Gewinde versehen. So kann man sie einfach montieren oder austauschen», sagt Montageleiter Mark Müller. Für den Holzbereich bieten die Beschlägehersteller auch spezielle L-Winkel an. Sie werden an der Innenseite der Taschenverkleidung oder an der Wand befestigt und die Führung darauf montiert. Je nach Einbausituation lohnt sich diese Investition, weil man sich so das Improvisieren ersparen kann.

Koordination ist schwierig

Solche Details müssten eigentlich schon bei der Planung berücksichtigt werden. Aber oft sieht die Realität auf der Baustelle doch wieder anders aus. Denn gerade bei Schiebetüren sind häufig noch mehrere Handwerker wie der Baumeister, Maler, Gipser und Bodenleger involviert. Gemäss Mark Müller macht dies eine Planung und Koordination manchmal sehr schwierig. «Zumal man sehr oft zuerst die Schiene montieren muss und erst zu einem späteren Zeitpunkt die Tür einhängt.» Dann ist es zu spät, um mit wenig Aufwand etwas ändern zu können. Je nach Schiebetürsystem gilt das auch für das Austauschen der Laufwagen oder Nachrüsten von Öffnungs- und Schliessungsdämpfungen. Schienen mit Wartungsöffnungen oder ein Aufnahmeprofil erlauben einen Austausch der Laufwagen oder das Nachrüsten von Dämpfungen. Allerdings ist das auch wieder eine Preisfrage, die man dem Kunden erklären muss.

Die Schiene sauber halten

Immer wieder für Probleme sorgen verschmutzte Laufschienen. Darin befindliches Bohrmehl, Holz- und Metallspäne oder sonstiger Staub beeinträchtigen die Laufruhe. Längerfristig führt dies bei den Laufrollen zu Schäden und einer Verkürzung der Lebensdauer. Für den Monteur bedeutet dies, dass er die Schiene nach dem Einbau gewissenhaft reinigen muss. Dafür bieten manche Hersteller auch spezielle, dem Schienenprofil angepasste Reinigungsutensilien an. «Nach der Montage kleben wir die Schiene immer gleich ab, damit sich möglichst kein neuer Schmutz ansammelt», sagt Mark Müller.

Die Realität zeigt, dass es bei der Montage von Schiebetüren zahlreiche Faktoren zu beachten gilt. Nicht immer lassen sich alle Schwierigkeiten umschiffen oder ideal lösen. Ist man sich aber der neuralgischen Stellen bewusst, kann man so manche heikle Situation im Voraus erkennen und entsprechend reagieren.

www.tt-tueren.chwww.vssm.chwww.koch.ch

Gerissener Beton

Bei Betondecken ist auf der Unterseite grundsätzlich von gerissenem Beton auszugehen. Durch das Eigengewicht und zusätzliche Belastungen hängt die Decke leicht durch. Auf der Oberseite entsteht eine Druckzone, auf der Unterseite eine Zugzone mit feinen Rissen. Sogenannte risstaugliche Befes- tigungsmittel müssen in der Lage sein, diese zu überbrücken, um die Lasten weiterhin sicher zu verankern.

ph, ph

Veröffentlichung: 05. März 2020 / Ausgabe 10/2020

Artikel zum Thema

17. Oktober 2024

Lösungen für historische Türen

Denkmalschutz.  Schmale Türflügel benötigen weniger Raum beim Aufschwenken und lassen nur so viel durch die Öffnung wie nötig. Müssen historische Gebäude renoviert werden, kommt es nicht selten bei den Eingangstüren verdeckt zu grösseren Veränderungen.

mehr
17. Oktober 2024

Sandwich, je nach Geschmack

Mittellagen.  Was bei Zimmertüren eher selten ein Thema ist, daran arbeiten Türenhersteller für Funktionstüren immer wieder: eine Mittellage, die mehrere gewünschte Funktionen der Tür in sich vereint. Die SZ hat zwei Hersteller nach ihren Vorlieben beim Sandwich-Aufbau befragt.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Türen