Clever aus dem Weg geräumt

Breite Durchgänge im Brandfall sicher verschlossen: eine Spezialität mit Raumsparfunktion. Bild: Jos Berchtold

Raumspartüren.  Wenn der Platz beengt ist, der Durchgang frei bleiben muss oder die räumliche Situation weder normale Drehtüren noch Schiebelösungen zulässt, schlägt die Stunde der Speziallösungen. Entweder mittels einer veränderten Öffnungsgeometrie oder als Falttür.

Üblicherweise öffnen sich Drehtüren innerhalb von Gebäuden in die Räume hinein.Doch manchmal geht es eng zu, vor allem bei Umbauten und Umnutzungen von Gebäuden. Bei beengten Platzverhältnissen kann sich eine Tür als störend und unpraktisch erweisen, manchmal auch erst, wenn die Wohnung fertig möbliert ist und benutzt wird. Dann kommt das böse Erwachen, etwa wenn Regale und Schränke im schmalen Vorratsraum nur sehr begrenzt platziert werden können oder man sich beim Eintritt in den neu installierten, separaten Toilettenraum zwischen Lavabo und Tür hindurchzwängen muss. Was auch häufiger vorkommt, als man meinen mag: dass zwei winklig zueinander platzierte Türen sich im täglichen Gebrauch stören. Sei es auch nur, weil eine offenstehende Tür ein Fenster verdeckt und dadurch das Licht gar nicht oder nur eingeschränkt in den Raum fallen kann.

Im Prinzip auch für breite Durchgänge

In besonderem Masse führen enge Gegebenheiten und normale Türformate bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu lästigen und beschwerlichen Alltagsabläufen. Wenn man mit einer Drehtür an die Grenzen oder den nächsten Schrank stösst, sind andere Lösungen gefragt. Eine Schiebetür kann dann eine Möglichkeit sein, aber auch diese ist aufgrund von baulichen und räumlichen Gegebenheiten nicht immer umsetzbar. Dann schlägt die Stunde der Raumspartüren und damit auch der massgefertigten Lösungen vom Schreiner. Zwei Prinzipien kommen beim Raumsparen trotz Drehtüren zum Einsatz: die Verlagerung des Drehpunktes in Richtung Türmitte mittels eines Gelenkbeschlages oder das Teilen und Falten des Türblattes.

Die Anzahl der am Markt befindlichen Lösungsangebote ist recht überschaubar, weshalb sich manche Schreiner auch selbst auf den Weg gemacht haben, eigene konstruktive Lösungen und Beschläge zu entwickeln. Denn in den dicken Katalogen der Anbieter sucht man den nötigen Beschlag meist vergeblich.

Eins nach dem anderen

Von einer Raumspartür im herkömmlichen Sinne zu sprechen, scheint angesichts der möglichen Dimensionen von «Trigostar» eher unpassend. Vielmehr lassen sich mit der Eigenentwicklung der Drehfalt-Tür aus dem Hause Jos. Berchtold in Zürich Durchgänge von mehr als neun Metern Breite mit freier Bahn ausstatten.

Trotzdem folgt das Prinzip jenem einer Raumsparlösung. Ein Drehflügel klappt auf einen Bandflügel, und das Türen-Paket lässt sich sodann platzsparend an der Wand verstauen. Das Ganze kann auch vierteilig in doppelflügliger Ausführung umgesetzt werden. Für den Brandfall ist die Tür ebenfalls gewappnet, weil die automechanische Technik die selbsttätige Schliessung ermöglicht. Zum Einsatz kommt «Trigostar» deshalb oft in Spitälern, Museen oder auch Hochhäusern. Der Klappflügel kann auch als Fluchtwegtür konzipiert werden.

Geordneter Ablauf

Dabei geht es der Reihe nach zu. «Der Klappflügel löst sich erst, wenn der Bandflügel verriegelt ist», erklärt Felix Meier, CEO der Jos. Berchtold AG, die Idee dahinter. Das geschieht über die eigens entwickelte Mechanik automechanisch. Beim Öffnen löst sich die Verrieglung des Bandflügels, wenn der oben angebrachte Beschlag in das Gegenstück des Klappflügels eingreift. Dafür muss dieser vollständig andocken. Erst dadurch wird die Entriegelung aktiviert, und das «Paket» lässt sich komplett öffnen. Umgekehrt fällt die Türanlage im Brandfall der Reihe nach selbsttätig zu. Jos. Berchtold bietet das patentierte System auch Schreinerkolleginnen und -kollegen an. Das eigene Furnier könne, falls gewünscht, dann natürlich zur Beschichtung beigesteuert werden. Damit auch sonst alles klappe und zusammenpasse, montiere man die erste Türanlage meist zusammen mit dem Partnerbetrieb.

www.josberchtold.ch

Geeignet für alle

Wird der Drehpunkt einer Tür in Richtung Mitte des Türblattes verlagert, braucht es einen stabilen Beschlag, der das Gewicht und die wirkenden Hebelkräfte bei der Benützung dauerhaft aufnehmen kann. So dachte man auch bei der Bach Heiden AG in Heiden AR. Heraus kam bereits vor vielen Jahren ein eigener Beschlag, der für einen zweiten Drehpunkt des Türblattes sorgt. Das Ergebnis: eine Raumersparnis von 0,32 m2 bei einem lichten Rahmenmass von 900 mm der Tür «Jaso». Damit lassen sich auch schwierige räumliche Situationen meistern.

Durchgängig barrierefrei

Durch das deutlich reduzierte Schwenkmass der Raumspartür eignet sich diese auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Gehbehinderte Menschen können auch mit Rollstuhl den Türdurchgang deutlich bequemer bedienen.

Die Tür «Jaso» steht den Kolleginnen und Kollegen offen. Denn auch Bach Heiden bietet die Lösung mit verschiedenen Zargen und freier Oberflächengestaltung anderen Schreinereien an.

www.bach-heiden.ch

Wenn richtig Platzmangel herrscht

Für den Fall, dass es richtig eng zugeht, hat der Südtiroler Türenhersteller Rubner eine Lösung. Die in der Mitte des Blattes geteilte Falttür benötigt nur etwa die Hälfte des Platzes beim Öffnen wie eine herkömmliche Drehtür.

Damit die Bewegung leicht von der Hand geht, ist durch das «Einknicken» in der Türmitte oben eine Schiebeführung montiert. Die Konstruktion ist deshalb stets mit Futterstock ausgebildet. Ver- und entriegeln lässt sich der Faltmechanismus mittels einer Drehmuschel. Das Ganze fertigt Ruber auf Mass nach Kundenwunsch, wobei nur glatte Türmodelle des Herstellers dafür geeignet sind.

Daneben bietet das Unternehmen auch noch eine weitere Raumsparlösung mit dem Beschlag «Ergon» an. Dieser verschiebt den Drehpunkt der Tür über einen Gelenkarm in Richtung der Türmitte. Neben einem reduzierten Platzbedarf beim Öffnen der Tür bietet das Modell eine Besonderheit: Sie lässt sich nach innen und aussen öffnen.

www.rubner.com

Schwingt in beide Richtungen

Eine Tür, die stumpf zwischenschlagend in der Zarge sitzt und lediglich über zwei Gelenkarme und eine oben verdeckt montierten Laufschiene geführt wird, kann nach beiden Seiten schwingen. Das Modell «Swing» von Dana ist so konzipiert, dass der Flügel auf beide Seiten öffnet. Das Türblatt der Schwingtür reicht dabei in beide angrenzenden Räume, was aus der Drehpunktverlagerung in Richtung Mitte des Türblattes mit beidseitigem Öffnen resultiert. Mit einer magnetischen Zuhaltefunktion ausgestattet, bleibt das Türblatt in geschlossenem Zustand stabil und schwingt laut Hersteller nicht bei jeder kleinen Bewegung nach. Weiter ist «Swing» mit einem Dämpfungsmechanismus ausgestattet. Das Türblatt soll so in beliebigen Positionen offen stehen bleiben. Da von beiden Seiten stets stossend geöffnet werden kann, braucht es keinen Drücker, sondern nur Stossgriffe. Bänder oder eine Führungsschiene im Boden gibt es bei «Swing» ebenfalls nicht.

Entscheidender Vorteil der Konstruktion ist die grössere Planungsfreiheit samt einfacher Bedienbarkeit, sofern die bauliche Situation vor Ort eine Öffnung in beide Richtungen zulässt.

www.jeld-wen.ch

Christian Härtel, ch, ch, ch, ch

Veröffentlichung: 02. Dezember 2021 / Ausgabe 49/2021

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