Automatische Drehflügeltüren

Automation.  Bei der Planung und dem Einsatz von Drehflügeltüren, die sich selbst öffnen und schliessen, müssen die Systeme an die jeweilige Umweltsituation angepasst werden. Die erhältlichen Komponenten müssen richtig zusammenspielen und die Sicherheit gewährleisten.

Die Automation im Türenbereich wird bei Kunden ein immer gefragteres Thema. Die automatischen Systeme bieten sich für den Einsatz bei Zutrittskontrollen, barrierefreien Zugängen und im Brandschutzbereich an. In diesem Artikel wird ein Blick auf die Grundlagen und Planungsknackpunkte der Drehflügeltürantriebe und auf die gesetzlichen Besonderheiten der Maschinenrichtlinie geworfen.

In Zusammenarbeit mit dem Hersteller

Durch die vielen Faktoren, die bei einer Automation von Drehflügeltüren zusammenspielen müssen, ist es für den Schreiner ratsam, früh mit einem spezialisierten Planungsbüro oder direkt mit einem Hersteller Kontakt aufzunehmen. «Ein Schreiner kann eine solche Planung und Konzeption nicht alleine ausführen», sagt Beat Gugger, Fachberater bei der Gretsch-Unitas AG aus dem bernerischen Rüdtligen. Jede Automationsplanung muss individuell auf die jeweilige Situation angepasst sein und darf den Lauffluss des Benutzers nicht stören.

In einem Fluss und ohne Störung

Eine zentrale Rolle im Alltagsgebrauch spielen die Öffnungssensoren. Läuft man auf eine Tür zu, muss der Bewegungssensor die Tür so ansteuern, dass das System die Tür entriegelt und diese öffnet, ohne den Lauffluss des Benutzers abzubremsen. Hier spielt die richtige Position der Sensoren eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel darf bei Schleusentüren der Sensor nicht in den Schwenkbereich der zweiten Tür reichen, sonst stören sie sich gegenseitig. Bei den Öffnungssensoren unterscheidet man zwischen drei Arten:

  • Der Infrarotsensor erkennt thermische Veränderungen innerhalb seines Erfassungsbereiches. Diese Sensorart hat den Nachteil, dass sie bei einem Benutzer mit Mütze und gesenktem Kopf die Gesichtstemperatur nicht erkennt. Auch in Situationen, wo ein Objekt vor dem Benutzer kommt, zum Beispiel beim Schieben eines Einkaufswagens, stimmt so die Öffnungszeit nicht, da der Wagen nicht erkannt wird.
  • Radarsensoren erkennen durch ein permanentes Wellensignal die Bewegungen in ihrem Erfassungsbereich.
  • Richtungserkennende Radarsensoren erkennen, in welche Richtung ein Benutzer geht, und ermöglichen somit ein sehr präzises Ansteuern der Drehflügeltürantriebe und eine Optimierung des Laufflusses.

Für die Anpassung der Türautomation an den optimalen Lauffluss des Benutzers spielen der Anlaufweg und die Anlaufdistanz eine entscheidende Rolle. Je nach Einbausituation können Benutzer unterschiedliche Anlaufwege nehmen. «Hier muss genau definiert werden, wie viele Sensoren benötigt werden und an welcher Stelle sie montiert werden», sagt Beat Gugger.

Die Umwelt nicht vergessen

Wenn die Anlaufwege richtig festgelegt und die Sensoren richtig positioniert sind, darf die Umwelt nicht vernachlässigt werden. Wenn die Türen nach aussen hin öffnen, was bei einem Fluchtweg der Fall ist, muss darauf geachtet werden, dass beim Öffnen keine Gefahr für Dritte entsteht. «Stellen Sie sich vor, die Tür öffnet auf ein Trottoir hin und verletzt die Fussgänger oder öffnet sich bei jedem vorbeigehenden Passanten», sagt Gugger.

In solchen Fällen kann mit einer natür- lichen Absperrung in Form einer Rabatte oder mit dem Zurückversetzen der Tür ins Gebäudeinnere Abhilfe geschaffen werden. Um die Sicherheit im Gebrauch zu gewährleisten, kommen Hilfsmittel zum Einsatz, die eine Verletzung des Benutzers nahezu ausschliessen:

  • Ein Einklemmschutz wird auf der Bandseite angebracht, um zu verhindern, dass sich jemand die Finger in den Spalt stecken kann. Durch die grossen Kräfte wäre ein solcher Unfall verheerend.
  • Mit einer aufgesetzten Sensorleiste , die auf beiden Seiten des Türblattes angebracht wird, merkt das System, wenn sich im Schwenkradius ein Gegenstand oder eine Person aufhält, und bremst den Vorgang ab.
  • Die neue Flatscan-Technik vom belgischen Sensorspezialisten BEA wird an einer oberen Ecke der Tür angebracht. Der Sensorbereich kann sehr einfach und genau eingestellt werden. Je nach Einbausituation kann ein Flatscan die Funktion der Sensorleiste und den Einklemmschutz gewährleisten.

Da eine automatisierte Drehflügeltür als Maschine zählt, gilt für deren Einbau die Maschinenrichtlinie.

Regelung für Sicherheit und Wartung

In der Maschinenrichtlinie zählen Bauteile, die über eine Steuerung und einen Antrieb automatisch bedient werden können, als Maschinen, die für den Einbau in Gebäuden vorgesehen sind.

Somit muss für automatische Drehflügeltüren eine individuelle Risikobeurteilung erstellt werden. Vorlagen zum Ausfüllen bieten die jeweiligen Hersteller und der VST an. «Die Risikobeurteilung muss von einem spezialisierten Mitarbeiter durchgeführt werden», sagt Armin J. Brazda, Teamleiter Türsysteme & Notausgänge bei der BSW Security AG aus Zürich. Und ergänzt: «Es benötigt eine regelmässige Schulung und Routine, um mit den rasanten Entwicklungsschritten der Hersteller Schritt zu halten.» Nach der Montage muss das Werk funktionsfähig abgenommen und an den Kunden übergeben werden. Nur auf diese Weise kann der Handwerker sicherstellen, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme alle Richtlinien korrekt eingehalten wurden. Eine weitere Vorgabe aus der Maschinenrichtlinie ist die Durchführung einer jährlichen Systemwartung. «Bei diesen Wartungsverträgen ist es wichtig, das Türsystem als Ganzes zu warten und zu prüfen», sagt Brazda. Einige Hersteller decken in ihren Wartungsverträgen bloss ihre eigenen Systemkomponenten ab.

Laut den Herstellern ist das Thema Automation auch in privaten Haushalten ein immer grösseres Thema. «Wenn sich der Schreiner auf dieses interessante und herausfordernde Thema einlassen will, sollte er im Betrieb einen Spezialisten ausbilden und laufend weiter schulen», sagt Brazda. So kann dem Kunden immer die neueste Technik und die notwendige Sicherheit geboten werden.

Im Anschluss werden einige Drehflügeltürantriebe von unterschiedlichen Herstellern vorgestellt.

www.g-u.comwww.bsw.swisswww.tueren.ch

Mit Power für zwei

Speziell zur Automatisierung von Drehschwenktüren stellt die deutsche Geze GmbH multifunktionelle Türsysteme mit dem Namen «Powerturn» her. Ganz neu entwickelte die Firma eine Variante für ein zweiflügeliges Drehtürsystem mit einem manuell öffnenden und einem automatisierten Türflügel. Eine Besonderheit des «PowerturnF-IS/TS»-Beschlages ist die durchgängige Antriebsoptik über beide Türflügel. Das System bewegt Türen mit bis zu 600 Kilogramm und Brandschutztüren mit bis zu 300 Kilogramm automatisch. Das Antriebsgehäuse beherbergt auch die im Brandschutz notwendige Schliessfolgeregelung, die dafür sorgt, dass die Türflügel im Brandfall auch nach der Benützung der flüchtenden Personen wieder einwandfrei kontrolliert schliessen. Durch die «Smart Swing»-Funktion lassen sich auch grosse und schwere Brandschutztüren mit Schliess-federn mühelos mit einer Hand öffnen. Diese Funktion reduziert gleichzeitig den Energieverbrauch in der Daueroffen-Position und dem Alltagsbetrieb. Die «Powerturn»-Türsysteme können über das «BACnet»-Schnittstellenmodul «IO 420» in ein intelligentes Gebäudemanagementsystem integriert werden. Diese zusätzliche Funktion ermöglicht den Einsatz in «Smart Buildings», wo die Türflügel beispielsweise über ein Bedienterminal mit einem Gebäudemanagementsystem angesteuert werden können.

www.geze.com

Ein modulares System

Die Anforderungen an Antriebe für Drehflügeltüren hängen stark von der späteren Nutzungsart ab. Die Dorma Schweiz AG aus St. Gallen hat hierfür einen modularen Drehflügeltürantrieb entwickelt. Ob bei barrierefreien Zugängen, im Brandschutz oder beim kontrollierten Zutritt können so die jeweils benötigten Bausteine kombiniert werden. Die flexible Konfiguration der «ED 100»- und «ED 250»- Systeme hat den Vorteil, dass der Kunde nur für die benötigten Funktionen bezahlt. Je nach System funktionieren die Drehflügeltürantriebe bei Türgewichten von maximal 100 oder 250 Kilogramm und Türbreiten von 1100 oder 1600 Millimetern.

www.dorma.com

Der Antrieb sitzt im Sturz

1951 hat das Schweizer Traditionsunternehmen Tormax in Davos die erste elektrohydraulische Drehflügeltür Europas installiert. Aufgrund immer höherer Ansprüche an die Ästhetik im Innenausbau hat die Firma ihre umfassende Palette automatischer Türsysteme mit einem für den Benutzer unsichtbaren Drehflügeltürantrieb erweitert. Der Antrieb des «iMotion 1302.KI» sitzt komplett im Sturz und entfaltet seine Kraft direkt über dem Drehpunkt des Türflügels. Das Gestänge wird im Türprofil versteckt und ist von aussen nicht mehr ersichtlich. Die Sturzblende besteht aus eloxiertem Aluminium und lässt sich bei Bedarf bemalen oder mit einer Blende für den Verputz versehen. Das System kann für 1- und 2-flüglige Anlagen verwendet werden und funktioniert bei Türgewichten von bis zu 125 Kilogramm.

www.tormax.com

Der Allrounder

Der «ECO ETS 73» der deutschen Eco Schulte GmbH verfügt über einen starken Antrieb, der Türen mit Flügelgewichten von bis zu 250 Kilogramm und 1600 Millimetern Flügelbreite sicher öffnet und schliesst. Der Drehflügeltürantrieb ist dadurch für die Automation von Aussentüren mit hohen Windlasten oder sehr schweren Brandschutztüren geeignet. Das eingebaute Netzteil bietet die Möglichkeit, mehrere externe Bedien- und Sicherheitselemente und Motorschlösser anzuschliessen. Dadurch kann bei vielen Anwendungen auf separate Netzteile verzichtet werden. Für die Montage des «ECO ETS 73» stehen Kombinationsvarianten mit Normalgestänge und Gleitschiene zur Auswahl. Die Montagevarianten sind sowohl in einer Standard- als auch Brandschutzvariante zugelassen. Der Beschlag kann mit demselben Antrieb vor Ort auf «Low Energy» oder «Full Power» eingestellt werden. So lässt sich je nach Bedarf eine schnellere Öffnung bei stark benutzten Durchgängen oder eine gedrosselte Öffnung im privaten Bereich einstellen.

www.eco-schulte.de

Für geräuschsensible Bereiche

In Einsatzbereichen, die barrierefreie Zugänge benötigen, spielt oftmals die Geräuschkulisse eine wichtige Rolle. Bei der Entwicklung des Drehflügeltürantriebs «DTR» hat Gretsch-Unitas ein besonderes Augenmerk auf die Eindämmung der Betriebsgeräusche gelegt. Der robuste elektromechanische Antrieb hat eine einstellbare Winddruckfunktion, eine integrierte mechanische Schliessfolgeregelung bei zweiflügeligen Anlagen und ist «Push-toGo»-aktivierbar. Die Montage kann mit einer Gleitschiene oder einem Scherenarm erfolgen.

www.g-u.com

njg

Veröffentlichung: 23. Juni 2016 / Ausgabe 25/2016

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