Auftragslage und Fertigungstiefe
Die Herstellung von speziellen oder über-grossen Türen in der eigenen Werkstatt las-sen sich die Schreiner nicht nehmen. Bild: Simonswerk GmbH
Die Herstellung von speziellen oder über-grossen Türen in der eigenen Werkstatt las-sen sich die Schreiner nicht nehmen. Bild: Simonswerk GmbH
Produktion. Röhrenspan, Massivholzkanten und MDF-Deckschicht – der Aufbau eines gewöhn-lichen Türblatts ist ziemlich einfach. Trotzdem stellen Schreinereien diese nur noch selten selber her. Das hat aber verschiedenste Ursachen, die auch Auswirkungen auf die Zulieferer haben.
In den verschiedensten Bereichen kann der Schreiner vermehrt auf Halb- oder Fertig-fabrikate zurückgreifen. Dies gilt auch für das Türensegment: Gemäss einer Marktstudie der Berner Fachhochschule (BFH) stellt heute ein Betrieb wenige bis gar keine Türen von Grund auf selber her. Bis vor etwa 20 Jahren war es nicht unüblich, sogar einfache Zimmertürblätter in der eigenen Werkstatt herzustellen.
Diesen Teil der Produktion übernehmen heutzutage verschiedenste grosse und mit-telgrosse Betriebe, die sich auf die Herstellung von Türen spezialisiert haben. So bezieht auch die Schreinerei M & K Iten aus Morgarten meistens Halbfabrikate von einem der zahlreichen Lieferanten. «Sofern es das Format und die Lieferfrist zulässt», ergänzt Markus Iten. Die Rohlinge wie auch die Rahmenfriese werden dann auf dem Bearbeitungszentrum (BAZ) fertig bearbeitet.
Der Einzug der CNC-Maschinen hat auch die Türenproduktion in den Schreinereien nachhaltig verändert. Arbeitsschritte, die bis anhin mit der Kehlmaschine, dem Kettenstemmer sowie mit Lehren und Handoberfräsen durchgeführt wurden, erledigt man nun mit einer Aufspannung auf dem BAZ innert kürzester Zeit. Insofern besteht eine Chance für den Schreiner, auch ein-zelne Türen rationell zu bearbeiten. Diese wird auch wahrgenommen, denn gemäss Stefan Frei vom Türenlieferanten Variotec steigt der Verkauf von Rohlingen nach wie vor. «Allerdings nimmt auch der Verkauf von komplett fertig bearbeiteten Elementen zu», sagt Frei.
Einige Schreinereien haben also mit Kapazitätsproblemen zu kämpfen. Die Konzentration der Produktion auf ein BAZ kann aus-serdem zu Engpässen beim Materialfluss führen. Dies bekommt dann die Türenproduzentin Riwag aus Arth sehr direkt zu spüren. «Wir sind vermehrt der Auftragspuffer für die Schreinereien. Das sieht man sehr gut an unserer Produktionskurve, die wie ein Börsenkurs ständig schwankt», sagt Mit- inhaber Dino Rickenbach.
Einen weiteren Faktor ortet Stefan Frei bei den steigenden Anforderungen an die Türen: «Viele Schreiner und Planer können oder wollen nicht mehr auf dem Laufenden sein, was die Vorschriften und Beschläge anbelangt.» Kein Wunder, denn Brandschutz- und Aussentüren sind komplexe Bauteile. Fehler bei der Planung und Ausführung können im schlechtesten Fall enorme Zusatzaufwände und Kosten mit sich bringen. «Nebst den fehlenden Kapazitäten ist dieses Risiko insbesondere für kleinere Betriebe manchmal einfach zu gross», sagt Frei.
Ein Umstand, der zwar auf die Schreinerei von Markus Iten nicht zutrifft. Und dennoch entscheidet man sich manchmal für den Einkauf fertiger Türen: «Im Bereich von einfachen Futtertüren ist der Preis ein entscheidender Aspekt», sagt Iten dazu. Gerade in diesem Bereich scheint die Schreiner- und auch die Türenbranche den Druck aus dem Ausland zu spüren. Ausländische Anbieter drängen vermehrt direkt auf den Schweizer Markt. Dabei werden nicht nur die Türen geliefert, sondern sie werden auch gleich montiert. «Wir kennen mittlerweile mehrere solcher Fälle in unserer Region», sagt Dino Rickenbach und fügt an, «einige Schreinereien und Kunden von uns haben aufgrund solcher Konkurrenzangebote Ausschreibungen verloren.»
Solche Erfahrungen macht auch die Variotec, die ihrerseits die Türprodukte vom Mutterhaus in Deutschland bezieht. «Vor allem bei grossen Projekten im tieferen Preissegment hat man da fast keine Chance», bestätigt Frei.
Beide Lieferanten sind allerdings derselben Meinung: Sich auf diesen Preiskampf einzulassen, wäre fatal. «Vielmehr sollten wir uns zusammen mit den Schreinern durch gute Beratung, Qualität und Flexibilität abheben», zeigt sich Stefan Frei überzeugt. Flexibilität heisst zum Beispiel, dass der Schreiner wie erwähnt den Vorfertigungsgrad individuell bestimmen kann. Dies macht sich unter anderem bei der Rahmenproduktion bemerkbar. Egal ob der Schreiner das Türblatt als unbearbeiteten Rohling oder Fertigprodukt bezieht – den Rahmen produziert er in vielen Fällen selbst. «So kann er den Rahmen vorzeitig montieren und das Blatt je nach Bedarf und Produk- tionsauslastung später liefern», sagt Dino Rickenbach.
Auch komplexere Türen mit Ausschnitten und speziellen Oberflächen können die Zulieferer bieten. Solche Bauteile stellt Markus Iten aber nach wie vor in der eigenen Werkstatt her. «Vor allem Blätter mit spe-ziellen Formaten oder exklusiver Gestaltung produzieren wir selber», sagt Iten. Manch einem Schreiner ist hier die Gefahr zu gross, dass zum Beispiel aufgrund eines Missverständnisses bei der Bestellung ein Fehler passiert. Das ist dann nicht nur ärgerlich, sondern bringt zudem auch den Liefertermin in Gefahr.
Verschiedene Anbieter von Türen haben deshalb Bestellmöglichkeiten im Internet geschaffen. Mit einfachen und klaren Formularen lassen sich die gewünschten Bauteile zusammenstellen. «Etwa die Hälfte aller Bestellungen gehen bei uns aber immer noch per Fax ein, einige wenige sogar per Post», erzählt Rickenbach.
www.mkiten.chwww.variotec.chwww.riwag.chVeröffentlichung: 27. November 2014 / Ausgabe 48/2014
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