Analyse und Wirkung

Bei der Schreinerei Ettinger gab der geplante Ersatz der Leuchtstoffröhren den Impuls zur umfassenden Energieanalyse. Bild: Monika Hurni

Energieeffizienz.  Schreinereien haben ein grosses Potenzial zur Einsparung von Energie. Eine Betriebsanalyse der Professionellen Energieberatungsstelle für KMU (Peik) hilft dabei, dieses zu erkennen und individuell auf den Betrieb abgestimmt auszuschöpfen.

«Die billigste und umweltfreundlichste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen und deshalb gar nicht erst produzieren müssen.» Mit diesem Satz bringt das Bundesamt für Energie (BFE) die Thematik der Energieeffizienz auf den Punkt. Und da setzt auch die Professionelle Energieberatungsstelle für KMU (Peik) bei ihren individuellen Betriebsanalysen an. Eine solche Analyse hat auch Stefan Ettinger für seine Firma in Anspruch genommen. Er ist Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Landquart GR. «Wir waren dabei, uns über den Ersatz unserer Leuchtstoffröhren zu informieren, und sind schliesslich über den VSSM auf die Peik-Beratung gestossen», erklärt er.

Gut investierte Zeit

Wird auf der Peik-Website eine Beratung gebucht, so kommt eine Fachperson im Unternehmen vorbei, nimmt in einer rund zwei bis vierstündigen Begehung die vorhandenen technischen Systeme unter die Lupe und beurteilt deren Energieeffizienz. Dabei sei das Wissen des Zuständigen für die Technik im Betrieb eine wertvolle und wichtige Informationsquelle, erklärt Roman Marty von der Peik-Geschäftsstelle. Als Grundlage für eine Beurteilung dient ausserdem der Energieverbrauch der vergangenen Jahre. Es habe rund einen halben Tag gedauert, um die Daten für die Analyse aufzubereiten, sagt Stefan Ettinger. Dies sei jedoch gut investierte Zeit gewesen, da er sich dabei selber gewisse Gedanken gemacht habe, und je mehr Daten zur Auswertung bereitstehen, desto detaillierter wird auch der Bericht. «Ich habe mir gedacht, dass es gut ist, zu wissen, wo viel Energie verbraucht wird, und womöglich kommt etwas dabei heraus, woran man überhaupt nicht gedacht hat.»

Strukturierter Massnahmenplan

Rund zwei Monate hat es gedauert, bis Ettinger den Bericht vorliegen hatte – eine detaillierte Aufstellung der aktuellen Situa-tion mit massgeschneiderten Lösungsansätzen zur Steigerung der Energieeffizienz. Gegliedert ist der Bericht in Sofortmassnahmen, kurz- und mittelfristig rentable Massnahmen. Unter die Sofortmassnahmen, also Betriebsoptimierungen, die ohne oder mit sehr geringen Investitionen umsetzbar sind, fiel bei der Schreinerei Ettinger beispielsweise der Ersatz der Leuchtstofflampen, die Optimierung der Druckluftanlage und ein allfälliger Ersatz der Lufterhitzer in der Produktion. Bei den kurzfristig rentablen Massnahmen mit einem Payback – also einer Zeitspanne bis zur Deckung der Ausgaben – von weniger als vier Jahren in der Produktion und weniger als acht Jahren bei der Infrastruktur war insbesondere die fehlende Wärmerückgewinnung bei der Monoblocklüftung im Spritzraum ein Thema.

Als mittelfristig rentable Massnahmen mit einer längeren Amortisationszeit als vier, bzw. acht Jahre wurde eine Abwärmenutzung der Druckluftanlage aufgeführt. Dies jedoch mit dem Vermerk, dass eine solche Investition wohl erst bei einem Gerätewechsel Sinn macht. «Die klare Einordnung der möglichen Massnahmen erleichtert mir die Investitionsplanung der nächsten Jahre», sagt Stefan Ettinger.

Kleine Anpassungen haben Potenzial

Beim Betrieb mit seinen zwölf Mitarbeitenden haben sich bei der Analyse keine immensen Energiefresser herauskristallisiert. Dies hängt unter anderem auch damit zusammen, dass das vierstöckige Gebäude, in dessen Erdgeschoss die Schreinerei untergebracht ist, nicht zur Schreinerei gehört und deshalb nicht in die Berechnungen einbezogen worden ist. Tatsächlich ist aber auch dieses mit Photovoltaik-Modulen auf dem Dach und an der Fassade sehr gut ausgestattet. Doch wie sich bei der Auswertung gezeigt hat, führen nicht nur die grös-seren Investitionen zu einer Verbesserung der Energieeffizienz. In der Summe bergen auch die kleineren Massnahmen ein beachtliches Potenzial.

Im Fall der Schreinerei Ettinger liegt das Einsparungspotenzial der Sofort- und der kurzfristig rentablen Massnahmen bei rund 11 000 Franken pro Jahr. Dies entspricht einer Einsparung von rund 21 Prozent gegenüber dem heutigen Zustand. Ettinger will die Umsetzung der Massnahmen nun Schritt für Schritt angehen.

Genau darauf ist der Peik-Bericht in seiner Ausführung ausgelegt. Die Möglichkeiten zum Einsparen von Energie sind erfasst und sowohl in ihrer Machbarkeit als auch in finanzieller Hinsicht klar eingeordnet, sodass die Erkenntnisse den Unternehmerinnen oder Unternehmern als langfristiges Werkzeug zur Steigerung der Energieeffizienz dienen.

Förderbeiträge im Auge behalten

Während bei VSSM-Mitgliedern ein Pauschalbetrag für die Beratung ausgemacht wurde (siehe Kasten) ist dies bei Nichtmitgliedern nicht der Fall. Daher kann der Ursprungsbetrag je nach Betriebsgrösse, Aufwand und Komplexität leicht schwanken. Vom Bund werden 50 Prozent der Kosten übernommen, maximal aber 2500 Franken. Zu beachten gilt es in Bezug auf die Finanzen auch die im Peik-Bericht erwähnten Fördermöglichkeiten, die bei einer Verbesserung der Energieeffizienz und dem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen in Anspruch genommen werden können. Mögliche Fördergelder sind in einer Datenbank abgebildet und können unter energiefranken.ch eingesehen werden.

Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Gerade in einer Schreinerei gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Energieeffizienz zu verbessern. So haben der VSSM und die Peik ein Infoblatt mit neun Tipps erstellt, mit welchen der Stromverbrauch ohne grossen Aufwand deutlich gesenkt werden kann. «Ein guter Anfang ist dabei die Sensibilisierung der Mitarbeitenden», betont Roman Marty.

Die Tipps sind als erste Orientierungshilfe gedacht. Die Betriebsanalyse geht aber weit darüber hinaus, da sie individuell auf die Gegebenheiten des jeweiligen Unternehmens abgestimmt ist und damit konkrete Handlungsvorschläge inklusive möglicher Kosten und Amortisationszeiten beinhaltet. Damit können Schreinerinnen und Schreiner ihre Betriebskosten senken und gleichzeitig einen Beitrag leisten zur ökologischen Nachhaltigkeit.

www.peik.ch/vssmwww.energiefranken.chwww.ettingerag.ch

 

Nachgefragt

Empfehlungen als Grundlage für die Investitionsplanung

Roman Marty von der Peik-Geschäftsstelle ermittelt das individuelle Energiesparpotenzial von Betrieben.

Schreinerzeitung: Weshalb raten Sie Schreinereien zu einer Energieberatung?

Roman Marty: KMU mit jährlichen Energiekosten von über 20 000 Franken erhalten eine Analyse ihres Betriebes mit Empfehlungen zum Energiesparen. Diese bieten auch eine gute Grundlage für die Investitionsplanung und weisen ausserdem auf mögliche Fördergelder hin.

Welches sind die häufigsten Empfehlungen in Schreinereien?

Klassische Massnahmen in Schreinereien sind Beleuchtungsersatz, Reduktion von Geräten im Stand-by-Modus, Behebung von Druckluftleckagen, Ersatz von Kompressoren, bedarfsgeführte Druckluftproduktion und Senkung vom Netzdruck, Optimierung der Absaugung, Photovoltaik und eine Kombination mit Elektrofahrzeugen.

Wie ist Ihr vorläufiges Fazit?

Einige der untersuchten Betriebe waren erfreulich sensibilisiert auf die Thematik. Dennoch konnten in allen Betrieben zusätzliche Massnahmen und Optimierungen aufgezeigt werden, um die Energie noch effizienter ein- setzen zu können.

Vergünstigung für VSSM-Mitglieder

VSSM-Mitglieder profitieren bei einer Peik-Beratung gleich doppelt. Zum einen von einem zwischen den beiden Parteien ausgemachten Pauschalbetrag von 4800 Franken, zum anderen von einem Förderbetrag in der Höhe von insgesamt 3600 Franken von EnergieSchweiz. So beträgt der zu bezahlende Betrag 1200 Franken respektive 1589 Franken inklusive Mehrwertsteuer.

www.vssm.ch

Monika Hurni, MH

Veröffentlichung: 29. August 2024 / Ausgabe 35/2024

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