Zwischen Familienhort und Kunstobjekt

Bild: Küche Schweiz

Swiss kitchen Award 2023.  Vor mehreren Hundert Gästen übergab «Küche Schweiz» vergangenen Donnerstag in Baden AG die Preise für die schönste Küche und den besten Küchenumbau in diesem Jahr. Die Wahl der Fachjury fiel auf zwei Projekte mit viel Holz.

Wer weiss? Vielleicht prüft und rangiert in wenigen Jahren schon ein kühler Algorithmus die vielen eingereichten Küchenprojekte? Doch beim sechsten Swiss Kitchen Award war es eine Jury aus Fleisch und Blut und noch keine künstliche Intelligenz, welche die eingereichten Dossiers prüfte.

Unter der Leitung von Präsident Andrin Schweizer nahm sich die Jury einen Tag Zeit, die 107 Bewerbungen um die schönste Küche der Schweiz respektive den besten Küchenumbau 2023 zu sichten und daraus jeweils acht nominierte Projekte auszuwählen. Daraus wiederum wählt das Publikum je die drei ersten Plätze und die Jury unabhängig davon noch ein Gewinnerprojekt pro Kategorie.

Die Küchenbranche feiert sich

Am vergangenen Donnerstag war es nun so weit, die Swiss Kitchen Awards zu überreichen. Im Trafo in Baden AG feierte der Branchenverband Küche Schweiz die Preisverleihung. Nicht nur die hohe Zahl eingereichter Projekte zeigte, wie gross das Interesse an dem Preis ist, sondern auch die stattliche Anzahl von mehr als 400 Gästen vor Ort. «Es gibt wohl keinen Anlass, an dem so viel Schweizer Küchenkompetenz an einem Ort versammelt ist», war an dem Abend zu hören. Networking war denn auch ein Gebot der Stunde. In locker-witziger Weise führte erneut Radio- und Fernsehmoderator Sven Epiney durch den Abend. Die jeweils schönste Küche und den besten Küchenumbau hat die Fachjury aus den acht nominierten Projekten ausgewählt. Wie Jurypräsient Andrin Schweizer vor der Bekanntgabe der Preisträger erklärte, zeigten sich der Jury zwei Tendenzen: Einerseits gebe es viele Küchen, die sichtlich den Mittelpunkt des Familienlebens darstellten, andererseits habe es auch Projekte unter den eingereichten 107, bei denen die Ästhetik und weniger die Funktion im Zentrum stünden.

Die Küche als das Herz des Hauses

Beim Award für die «Beste Küche 2023» wählte die Jury das Projekt «Scheunenküche». Eingereicht hatte es Boris Egli von BE Architektur aus Rieden bei Baden AG. Gefertigt hat die Küche die Schäfer Schreinerei AG in Dielsdorf ZH. Die Küche ist in einem Neubau in einem landwirtschaftlich geprägten Weiler. Die Jury war vom ganzen Konzept des Neubaus überzeugt. «Küche und Haus bilden eine gestalterische Symbiose – sind quasi eins. Der Kreis der Küchenevolution schliesst sich. Als versorgendes Herz des Hauses. So beschreibt der Architekt diese Küche. Und das bringt es unserer Meinung nach auf den Punkt», fand die Jury. In der Kategorie Umbau holte sich das Projekt «Haus am Hollenweg» den Jury-Preis. Hergestellt hat die Küche die Schreinerei Weber AG in Seewen SO. Bei Umbauten sei es häufig so, dass Kompromisse gemacht werden müssten, nicht so beim Siegerprojekt, ist die Jury der Meinung. «Mit absoluter Kompromisslosigkeit wurde hier ein Konzept bis ins letzte Detail konsequent umgesetzt.» Mit grossem Jubel nahmen die Preisträger die Awards entgegen. Besonders gross war die Freude bei den Vertretern der Schreinerei Weber, holte ihre Küche doch im Publikumswettbewerb noch eine Bronze-Medaille.

Das Publikum hat andere Favoriten

An der Online-Abstimmung auf der Website des Awards wurden dieses Jahr 11 431 gültige Stimmen abgegeben. Das sind 52 Prozent mehr als noch 2021. Auch dies zeigt laut Küche Schweiz das grosse Interesse am Preis. Bemerkenswert ist, dass das Publikum andere Projekte auf den ersten Rang setzte als die Fachjury. Folgende Projekte schnitten beim Publikum am besten ab:

Schönste Küche 2023 (Publikum)

  • Gold: «Origami» von Brunner Küchen AG, Bettwil AG (Architekt: Vinova Architects GmbH, Zofingen)
  • Silber: «La Luna» von Stuber Team AG, Rotkreuz ZG (Architekt: Barmettler Architekten GmbH, Cham)
  • Bronze: «La Catrina» von Erich Zellweger AG, Speicher AR (Architekt: Bureau Hindermann GmbH, Zürich)

Bester Küchenumbau 2023 (Publikum)

  • Gold: «Nouvelle Cuisine» von Baumann + Eggimann AG, Zäziwil BE (Architekt: Bernhard von Erlach, Bern)
  • Silber: «Cucina Vivace» von Albert Speck AG, Oberwil ZG (Architekt: Hamoo Innenarchitektur, Baar ZG)
  • Bronze: «Haus am Hollenweg» von Schreinerei Weber AG, Seewen SO (Architekt: Staehelin Meyer Architektur AG, Basel)

Verhaltener Optimismus

Wie geht es der Branche? Auch diese Frage beschäftigte die Gäste an dem Abend. Marc Herzog, Präsident von Küche Schweiz, zeichnete ein vorsichtig positives Bild, auch wenn der Markt in diesem Jahr um 10 Prozent zurückgegangen sei und die Aussichten für 2024 durchzogen seien. «Es zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont», sagte Herzog. Allein schon das zu erwartende Bevölkerungswachstum sei ein positiver Treiber, denn alle bräuchten Wohnraum.

www.kueche-schweiz.ch

Stefan Hilzinger

Veröffentlichung: 23. November 2023 / Ausgabe 47/2023

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