Zwei Seiten und ein weites Feld

Unter Dach fühlt sich das Holzhandwerk auch für Begrenzungen zuständig. Draussen verliert sich seine Spur. Bild: Talenti

Zäune aus Holz.  Sonnen- und Sichtschutzelemente in Holz sind oft das Metier von Holzbauern und Schreinern. Sobald es aber unter den freien Himmel geht, sind sie eher Zaungäste. Dabei spielt die Gestaltung von Grundstückszäunen für das Gesamtbild eines Hauses eine zentrale Rolle.

Für den Schreiner ist die Einfriedung eines Geländes sprich der Sichtschutz oder Gartenzaun – wenn überhaupt – ein Randthema. Das Feld bestellen andere. Allen voran die Selbermacher, die sich dabei aus dem Angebot an Fertigteilen von Holzfachmärkten, Zaunfabriken oder dem örtlichen Sägewerk bedienen. Soll es etwas individueller sein, sind spezialisierte Zaunbau- und auch Gartenbauunternehmen meist die erste Wahl. Manchmal aber gelangt das Augenmerk der Grundstücksbegrenzung bis zum Architekten und zu einem Gartenzaun, der als gestalterischer Kontrapunkt oder in Einheit mit dem Baukörper in der Landschaft entworfen wird. Grundstücksabschlüsse aus Holz kommen in solch hochwertiger Ausführung dann jedoch weniger zum Zuge. Stattdessen sind es in solchen Fällen meist Metallzäune, vom Architekten entworfen und handwerklich gefertigt. «Wenn Zäune individuell gestaltet und angefertigt werden, sind diese nur selten aus Holz, sondern in aller Regel aus Metall», bestätigt Marcel Kohler, Geschäftsleiter der Kohler Zäune AG im zürcherischen Birmensdorf. Ein wichtiger Grund dafür sei, dass einem hochwertigen Metallzaun eine deutlich längere Lebensdauer unterstellt werde, und auch hinsichtlich der Pflege sei dieser deutlich einfacher zu handhaben.

Alle Latten am Zaun

Das Geschäftsfeld ist also erstmal nicht besonders attraktiv. Zudem dominieren überwiegend Standardlösungen den Zaunbau aus Holz. «Wir haben manchmal Schreiner und Holzbauer als Kunden, die verlangen vor allem Standardzäune», sagt Armin Külling, Leiter Zaunbau bei der Pletscher und Co. AG in Schleitheim SH. Die Zaunfabrikanten fertigen die Elemente wie etwa Staketen- und Lattenzäune meist auf Lager, sodass die Montage zum Teil auch recht langer Elemente zügig vorangeht. Auch Steigungen des Geländes können in der Vorfabrikation mitberücksichtigt werden. Es liegt natürlich auf der Hand, dass der Preisunterschied solcher Elemente zu eigens angefertigten und vor Ort montierten Zäunen beträchtlich ist.

Themen sind ähnlich Terrassendecks

Die entscheidenden Vorbehalte gegenüber Holzzäunen sind die Lebensdauer und der Pflegeaufwand. Dabei schneiden Letztere gar nicht schlecht ab, wenn einige fachliche Voraussetzungen erfüllt werden. In der Literatur finden sich Hinweise auf Holzzäune, die bis zu 60 Jahre ihren Zweck erfüllt haben. Heute gehen viele von einer Lebensdauer von gerade mal 15 Jahren aus. «Meist kommt druckimprägniertes Fichtenholz zum Einsatz. Das hält etwa 15 bis 20 Jahre», sagt Külling. Es komme aber darauf an, wo der Zaun stehe, welches Holz in welcher Güte eingesetzt werde, und vor allem auch darauf, ob die Konstruktion fachgerecht ausgeführt werde. Denn noch mehr als bei anderen Bauteilen ist die Lage des Zaunes rund um das Haus ein entscheidender Faktor. Auf der Wetterseite, im Schatten und noch von starkem Bewuchs umgeben, kann das Holz nur schwerlich trocknen. Es stellt sich dann oft eine Ausgleichsfeuchte des Holzes von über 20 % ein, was holzzerstörenden Pilzen einen guten Nährboden bietet. «Entscheidend ist deshalb die Belüftung des Holzes», sagt Külling, und damit auch die richtige Konstruktion von Zaunelementen. Wie bei einem Terrassendeck auch sind deshalb Abstände so zu wählen, dass Feuchtigkeit rasch wieder abtrocknen kann. Was eigentlich bei einem Zaun als stehendes Element weniger Schwierigkeiten bereitet als bei einem Terrassendeck, sorgt trotzdem immer wieder für Schwierigkeiten. Gerade bei Elementen, die vor allem einem Sicht- und Windschutz dienen sollen, werden Hölzer dicht zueinander montiert, wodurch sich Wasser lange halten kann. Einfache Massnahmen für eine lange Haltbarkeit gibt es viele.

Die Konstruktion ist entscheidend

So wäre es eigentlich ein Leichtes, die Traversen als Verbindungen zwischen den Pfosten, manchmal auch Steher genannt, oberseitig schräg auszuführen, damit Wasser schnell abgeführt wird. Auch die Tropfkante in Form einer Nut an der unteren Schmalkante der Traverse gehört zum konstruktiven Holzschutz. Dennoch wird das meist nicht gemacht. Pfosten, Staketen und Latten brauchen genügend Abstand zum Boden. Fünf Zentimeter werden als ausreichend angesehen, sofern kein Bewuchs vorhanden ist oder dieser regelmässig zurückgeschnitten wird. Auch das wird aus optischen Gründen oft nicht eingehalten. Die Beanspruchung so verbauten Holzes steigt aber in Gebrauchsklasse vier, für die nur wenige Hölzer geeignet sind.

Senkrecht stehendes Holz wie Pfosten, Latten oder Staketen sollte unten wie oben schräg angeschnitten sein. Nur dann kann das Wasser schnell abgeführt werden. Auch Zierformen, wie sie früher oft eingesetzt wurden, können diesen Zweck erfüllen, weshalb man gerade die oberen Enden mit spitz zulaufenden Formen versehen hat. Auch ein Witterungsschutz in Form von Blechen für die Pfosten und eine luftig angebrachte Querüberdeckung der Latten schützen das besonders empfindliche Hirnholz der Konstruktion. Ein solches oberes Querfries kann auch als Dachprofil ausgebildet sein und unterseitig zwei Nuten als Tropfkante aufweisen. So kann auch dieses «Opferholz» ein stattliches Alter erreichen.

Eine weitere Fehlerquelle sind die Pfostenträger. Nicht jedes Modell gewährleistet eine rasche Abtrocknung. Steht ein Holzpfosten in einem «Schuh», ist der Schaden programmiert, denn es bleibt schliesslich der Knackpunkt der vielen Verbindungspunkte. Wo Quer- mit Längsholz mittels Schrauben verbunden wird, entstehen Problemzonen. Hier gibt es ebenfalls eine einfache Lösung. Distanzscheiben, etwa aus UV-beständigem Polyamid mit sieben Millimetern Dicke, können zwischen Querriegel und Latte mitverschraubt werden. Solche Scheiben gibt es beim Beschlaghändler für kleines Geld, aber mit grosser Wirkung. Scheiben aus Metall sind weniger geeignet, weil sie schnell die Problematik der Verfärbung mit sich bringen können. Generell sollten Verbindungsmittel aus Edelstahl verwendet werden, um Reaktionen des Holzes ausschliessen zu können.

Holz lieber so belassen

Die Wahl des richtigen Holzes bringt nur dann etwas, wenn konstruktiv alles stimmt. «Meist kommt druckimprägniertes Holz zum Einsatz, das hält etwa 15 bis 20 Jahre. Eine fachgerechte Konstruktion vorausgesetzt, kann unbehandeltes Lärchenholz ähnlich lange halten», sagt Külling. So mancher Holz- und Zaunlieferant bietet auch splintfreies Lärchenholz an, was die Lebensdauer verlängert. Wie bei den Terrassendecks aus Holz klafft zwischen Erkenntnis und Wirklichkeit oft eine Lücke.

Dagegen hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass eine Oberflächenbeschichtung im bewitterten Bereich am Ende mehr Schwierigkeiten mit sich bringt, als Lösungen zu bieten. Inzwischen raten viele Experten dazu, das Holz entweder natürlich zu belassen oder aber mit einem impägnierenden Ölanstrich zu versehen.

Eigene Entwürfe wären interessanter

Zäune werden von Menschen schon seit Jahrtausenden gebaut, vor allem auch mit Holz. Früher hatte der Zaun vor allem eine schützende Funktion, heute ist das Gespräch über den Zaun auch ein verbindendes Element. Die Einfriedung hat so eher einen symbolischen Charakter. Weil Zäune so alt sind wie menschliche Siedlungen, haben sich auch viele regionaltypische Varianten herausgebildet. Gehäuft findet man die unterschiedlichen Zauntypen zur Inspiration in den Freilichtmuseen, wie etwa auf dem Gelände des Ballenbergs in Hofstetten bei Brienz BE (siehe Medientipp auf Seite 66).

Dagegen wirken heutige Latten- und Staketenzäune meist eher uninspiriert. Objekt- und regionaltypische Gestaltung findet kaum statt. «Wir merken aber, dass individuell gestaltete Zäune sowie Sichtschutzelemente aus Holz wieder öfter nachgefragt werden», erklärt Külling. Diese lägen einfach im derzeitigen Trend der Natürlichkeit, und auch das freundliche Antlitz dürfte dabei eine Rolle spielen. «Handelt es sich um spezielle Anfertigungen, steht dahinter meist ein Architekt», bestätigt Külling die Einschätzung seines Kollegen Kohler. Das macht das Thema Holzzaun für Schreiner und Holzbauer wieder interessanter.

www.zaun-kohler.chwww.pletscherzaun.ch

ch

Veröffentlichung: 14. Mai 2020 / Ausgabe 20/2020

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