Wunsch nach ewig gleicher Schönheit
Optisch durchlaufende Holzflächen bis zur Dachkante sind zwei völlig unterschiedlichen Verhältnissen ausgesetzt und reagieren auch entsprechend. Bild: Adler; Holzbau Meiberger
Optisch durchlaufende Holzflächen bis zur Dachkante sind zwei völlig unterschiedlichen Verhältnissen ausgesetzt und reagieren auch entsprechend. Bild: Adler; Holzbau Meiberger
Farbveränderungen. Gerade der moderne Holzbau und die gezielte Anwendung edler Holzoberflächen stellen besondere Anforderungen an ihre Langzeitwirkung. Farbliche Veränderungen gehören zum Lauf der Zeit, die geplanten Wirkungen sollen aber dennoch erhalten bleiben.
Besonders moderne Bauten fallen durch oft riesige Fenster oder ganz verglaste Fronten auf. Das führt zu lichtdurchfluteten Räumen. Kommen zusätzlich noch Oberlichter dazu, fühlt man sich schon mal fast wie in der freien Natur. Umso schöner ist diese Wirkung vor allem dann, wenn natürliche Oberflächen aus Holz dazukommen. Helle Hölzer lassen jede Konstruktion leichter erscheinen und farbige, dunklere Sorten wirken besonders warm und edel.
Wenn dann noch der Aussenbereich einfach optisch in den Raum hineinläuft, scheint nur ein wenig Fensterglas eine kaum wahrnehmbare Barriere zu bilden – jedenfalls solange alles ganz neu ist.
Dieses neue Bauen mit den verlockenden Möglichkeiten im Fensterbereich schafft Probleme, die bei traditionellen Holzbauten nur in einem wesentlich geringeren Mass Auswirkungen zeigten. Auch wenn Bäume uralt werden und auch perfekt ausgeführte Arbeiten aus Holz enorm lange Freude bereiten können, unterliegen Massivholz und Produkte daraus einem Alterungsprozess. Über laufende Forschungen in der Schweiz, die helfen sollen, Eigenschaften von Holz steuern zu können, hat die SchreinerZeitung schon einmal berichtet (siehe SZ Nr. 7/2016, Seite 6). Was sich ausserhalb oder innerhalb eines Gebäudes befindet, ist vollständig unterschiedlichen Klimazonen ausgesetzt, wodurch entsprechend andere Kriterien zu verschiedenen Veränderungen führen.
Draussen greifen das Wetter und die Sonneneinstrahlung die Holzoberfläche an. Ist diese ungeschützt, zersetzt sich die oberste Schicht und wird je nach Holzart sowie Lage des Gebäudes unterschiedlich grau. Durch diesen Prozess gibt es einen gewissen Eigenschutz, wodurch der Zerfall deutlich verlangsamt wird. Je nachdem, wie die Flächen dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, geschieht diese Veränderung unterschiedlich schnell – Fassaden erhalten somit oft ein geflecktes Aussehen, was gerade in städtischen Gebieten nicht mehr so gerne in Kauf genommen wird.
Im Inneren geschieht grundsätzlich das Gleiche. In einem geschlossenen Raum kann aber das Klima einigermassen konstant gehalten werden, wodurch weniger Spannungen im Holz aufkommen. «Der UV-B-Anteil ist die kürzeste auf der Erdoberfläche auftretende Wellenlänge des Sonnenlichts. Sie ist verantwortlich für die meisten Zerstörungen im Lackfilm», erklärt Stefan Koller, Geschäftsführer der Votteler AG in Schwarzenbach SG. «Das Fensterglas lässt nur noch den UV-A-Anteil und das sichtbare Licht durch. Der durchgelassene UV-A-Bereich reicht trotzdem aus, um das Holzlignin zu zerstören.» Denn UV-Strahlung verändert den Holzbestandteil Lignin fotochemisch und ist mitverantwortlich für die entstehenden Farbveränderungen.
Holz wäre kein so tolles natürliches Produkt, wenn individuelle Faktoren nicht auch noch berücksichtigt werden müssten. Denn nicht nur das Lignin, sondern auch die Inhaltsstoffe der einzelnen Sorten bestimmen den Veränderungsverlauf. Helle Hölzer werden teilweise massiv dunkler und farbige sowie dunkle Hölzer werden intensiver oder bleichen aus. Bei beiden kann es zudem zu mehr oder weniger starken Vergilbungen kommen. Wie kann aber eine Oberfläche so geschützt werden, dass die ursprüngliche Farbe möglichst lange erhalten bleibt?
Wohl jeder Hersteller von Mitteln zur Veredelung von Holzoberflächen versucht in diesem Bereich optimierende Ergebnisse zu erzielen. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Pigmenten: «Weisspigmente werden bei farbigen Lacksystemen für den aktiven UV-Schutz eingesetzt», sagt dazu Stefan Koller. «Zudem werden Mikropigmente bei Beizen eingesetzt, welche mit blossem Auge nicht sichtbar sind und wie kleine Sonnenschirmchen auf der gebeizten Holzoberfläche wirken.» Pigmente verdecken aber je nach Dichte die Holzstruktur und somit das, was diese Fläche eigentlich ausmacht. Gerade im Aussenbereich garantiert das aber einen Langzeitschutz.
Ein grosser Wunsch von Herstellern und Anwendern ist der weitmöglichst farblose Schutz. Möglichst muss man alleine schon deshalb sagen, weil jedes Beschichtungsmaterial selber auch den Veränderungen durch das Sonnenlicht unterliegt. Sogar diese müssen bei den Rezepturen mit berücksichtigt werden. Einige Lacke haben eine Eigenfarbe, die durch Sonnenlicht stark zunehmen kann. «Mithilfe moderner Lichtschutzmittel können Farbveränderungen im Holz abgeschwächt und hinausgezögert werden», sagt Albert Rössler. Er ist der Leiter von Forschung und Entwicklung der Adler-Werk-Lackfabrik in Österreich. «Dazu sind einerseits modernste UV-Absorber, die das Holz wie eine Sonnenbrille vor Lichteinfluss schützen, neben sogenannten Radikalfängern in den Lacken integriert. Letztere neutralisieren sehr reaktive Moleküle, die durch das Licht im Lack entstehen und dessen Gebrauchseigenschaften schädigen könnten.»
Lichtschutz mit einer verzögernden Wirkung ist in vielen Bereichen erhältlich. Wasserbasierte Lacke sind laut Rössler heute Lösemittellacken in diesem Punkt ebenbürtig. Ein Produkt von Adler dient speziell dem Schutz vor Vergilbung, worauf ja ge-rade die im Trend liegende Eiche sehr anfällig ist. Das Spezielle an diesem Lack ist aber, dass er UV-härtend ist und dennoch vor UV-Strahlen schützt.
Im Bereich der Innenlasuren führt die Firma ein System mit einem Lichtschutz zur Stabilisierung des Lignins, womit das Erscheinungsbild bei Nadelhölzern deutlich länger gehalten werden kann. Ebenfalls zum Ligninschutz produziert die Romanshorner Firma Werner Bieri AG eine Holzgrundierung für den Aussenbereich. Denn solange kein Lignin abgebaut wird, bleibt auch die nachfolgende Holzbeschichtung besser im Untergrund verankert.
Je nach der Art des Holzes können Lichtschutzmittel in einem Fall einen Schutz bieten, im anderen Fall aber überhaupt keine Schutzfunktion erfüllen oder sogar zu negativen Effekten führen. «Das Holz durch eine höhere Dosierung schützen zu wollen, ist nicht realisierbar, denn bei einem Überschuss kann es zu einem unnatürlichen Alterungsfarbton des Holzes kommen», erklärt Albert Rössler. «Moderne Möbellacksysteme enthalten daher die bereits opti-male Menge an Lichtschutzmitteln, aber hier liegen effektiv Grenzen.»
Die Wirkung der Lichtschutzsysteme ist immer holzartenspezifisch, was eine Abstimmung der Lichtschutzimprägnierungen auf die zu schützende Holzart oder Holzartengruppen erforderlich macht. Die Hersteller sind sich einig: Eine Allroundlösung von Fichte bis Nuss ist derzeit nicht verfügbar. Für den Schreiner bleibt also vorerst nur, sich fallbezogen an seinen Lacklieferanten zu wenden.
www.votteler.comwww.adler-lacke.comwww.bieriholzlacke.chVeröffentlichung: 19. Mai 2016 / Ausgabe 20/2016
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