Wie wir in Zukunft kleben


René Graf eröffnete die zweite Tagung zum Thema Holzverklebung an der BFH Biel. Bild: Noah J. Gautschi
René Graf eröffnete die zweite Tagung zum Thema Holzverklebung an der BFH Biel. Bild: Noah J. Gautschi
Klebstoffe. Bereits zum zweiten Mal kamen Forscher und Unternehmer aus dem Klebstoffbereich an der Berner Fachhochschule in Biel zusammen. Im Rahmen der Tagung «Neue Perspektiven für die Holzverklebung» zeigten sie ihre Innovationen für die Holzbranche.
Das Verkleben einzelner Werkstücke, Beschläge und Materialkompositionen gewinnt in der Holz- und Baubranche zunehmend an Bedeutung. Für die dazu speziell benötigten konstruktiven und ökologischen Anforderungen forschen Fachleute aus der Klebstoffbranche laufend an neuen Methoden und Produkten. Zum gemeinsamen Austausch trafen sich die Forscher und Unternehmer Ende Oktober zum zweiten Mal im Rahmen der Tagung «Neue Per- spektiven in der Holzverklebung» in der Aula der Berner Fachhochschule in Biel (BFH). Über 100 Fachleute aus der Holz- und Klebstoffbranche besuchten die Veranstaltung mit neun Fachreferaten und tauschten sich an der begleitenden Fachausstellung aus.
Moderne Holzwerkstoffe, Holzbauten und Möbelstücke sind ohne eine zuverlässige und wirtschaftliche Verklebung kaum mehr denkbar. So sagte auch René Graf, Direktor Departement Architektur, Holz und Bau der BFH, in seiner Ansprache, dass Flugzeuge schon vor 20 Jahren geleimt wurden. Dieser Schritt findet jedoch jetzt erst im Bausektor Anerkennung. Eventuell hat dies mit Hemmungen oder fehlendem Vertrauen in die für den Anwender fremde Materie zu tun. Und auch Klaus Richter, Professor an der Technischen Universität München, sah die Zukunft bei den Verklebungen.
Bei den herkömmlichen Verklebungen passieren im Alltag nur noch wenige Fehler. Damit alle neuen Anforderungen abgedeckt werden können, müssen jedoch die Verfahrenssicherheit und die Lebensprognosen der unterschiedlichen Produkte anwendungsspezifisch funktionieren.
Die immer grösser werdende Bandbreite, welche moderne Klebstoffe abdecken müssen, wurde bei den Referaten ersichtlich. Holger Militz, Professor an der Georg-August-Universität in Göttingen DE, zeigte die Unterschiede einer Verklebung bei modifizierten Hölzern auf. Bei der richtigen Klebstoffwahl kommt es stark auf die eingesetzte Holzart und die Modifizierungsmethode an. In neuen Testverfahren arbeiten die Forscher mit Methoden wie beispielsweise der Plasmabehandlung, um die Oberflächenhaftung zu verbessern.
Christian Garbin vom Klebstoffhersteller Artimelt AG aus dem luzernischen Sursee machte auf die Möglichkeiten von Hotmelt-verklebungen im Bausektor aufmerksam. Hier ist das Schweizer Unternehmen beispielsweise gerade an der Entwicklung einer Butylband-Alternative. Aber auch Unterwasserverklebungen oder das «Debonding on Demand», also das wiederlösbare Kleben auf Zeit, sind Möglichkeiten der Hotmelt-technologie.
Der Einsatz synthetischer Mittel ist eine Problematik in vielen modernen Produkten. In der Klebstoffherstellung sind diese Substanzen oft vorhanden.
Manfred Dunky von der deutschen Kronospan GmbH zeigte die natürlichen Alternativen zur Klebstoffherstellung auf. Den Vorteilen, wie beispielsweise dem Umwelt- und Gesundheitsschutz, stehen die Nachteile der Verfügbarkeit in grossen Mengen, die Wasserfestigkeit und die regionalen natürlichen Unterschiede gegenüber. Zudem muss beachtet werden, dass «natürlich» nicht gleich «gesund» bedeutet. Die Ethik und die Hygiene spielen beim Einsatz tierischer oder pflanzlicher Stoffe ebenfalls eine zentrale Rolle.
Reto Frei, Leiter Fachbereich Holz an der BFH, gab Einblick in die aktuelle Forschung nach einer Formaldehyd-Alternative. Der Stoff HMF (Hydroxymethylfurfural) wird durch die Umwandlung von Kohlenhydraten, wie beispielsweise Fruktose, gewonnen. Eine der ersten Anlagen zur Herstellung von HMF wurde 2014 von der Schweizer Firma AVA Biochem aus Muttenz BL in Betrieb genommen.
Ingo Mayer, Professor an der BFH Biel, ging auf den Wandel der Emissionsanforderun-gen im Markt ein. Die VOC-Emissionen rücken immer mehr ins Licht, und in Werkverträgen oder öffentlichen Ausschreibungen werden oftmals schon Raumluftqualitäten vorgegeben. Dazu benötigt es ein Raumkonzept, in welchem Material, Konstruktion und auch die Lüftung geregelt sind. Hier stellen OSB-Platten mit einem sehr hohen VOC-Wert im Moment ein Problem dar. In der deutschen Kommune München sind OSB-Werkstoffe deshalb in öffentlichen Bauten verboten.
Die laufenden Forschungen und Entwicklungen sind beeindruckend und zeigen das grosse Potenzial der Klebstoffe auf. Für einen wirtschaftlichen Einsatz müssen sie aber noch näher an die Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten der traditionellen Klebstoffe herankommen.
www.ahb.bfh.chVeröffentlichung: 08. November 2018 / Ausgabe 45/2018
In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.
mehrWer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen.
mehrPaidPost. Jedes Jahr steht bei den Schreiner-Lernenden die IPA an: die praktische Arbeit, die innert vorgegebener Zeit hergestellt wird. Hier die diesjährigen Projekte.
mehr