Wichtel für Schreinereien

Bild: Speedmaster

Halbfabrikate.  So manche Minifirma ohne eigene Werkstatt arbeitet mit Zulieferanten und bietet qualitativ gute Produkte an. Die Vergabe von Aufgaben macht aber auch für andere Schreiner Sinn, denn damit bleibt Zeit für die eigenen Stärken, und die Preise stimmen.

Wer heute in einer konkurrenzfähigen Qualität und zu ebensolchen Preisen Korpusmöbel aus Plattenmaterial anbieten möchte, muss einiges in seine Fertigungsanlagen investieren. Das gilt sowohl für Küchen und Badezimmermöbel als auch für viele Einbauschränke. Nur schon die ausrissfreie Bearbeitung mit einer Nullfugen-Bekantung verlangt einen technischen Einrichtungsgrad, der nach einer sehr guten Auslastung verlangt, um zu rentieren.

Wer also seine Hauptauslastung nicht in diesem Bereich hat, ist als Unternehmer sicher an Lösungen interessiert, die es ihm erlauben, vor allem seine eigenen Fähigkeiten voll auszuspielen. Gesucht sind dann Zulieferanten, die auf ihrem Gebiet absolute Spezialisten sind und die gewünschten Qualitäten sicherstellen.

Normteile im Korpusbereich

Die Speedmaster GmbH mit ihren Werken in Österreich und Deutschland ist ein solcher Spezialist für den Korpusmöbelbau und bietet dem Schreiner vom einfachen Zuschnitt bis zum kompletten Möbel alle Fertigungsstufen an. Damit das zuverlässig und schnell funktioniert (das Angebot lautet: 48 Stunden ab Werk), erfolgt die Bestellung online über einen Konfigurator. Der definitive Preis ist so unmittelbar ersichtlich, was eine grosse Sicherheit bei der Auftragsabwicklung mit dem Endkunden bietet. Wenn mit einer Zulieferfirma gearbeitet wird, ist neben den produktionstechnischen Vorteilen somit auch die Preissicherheit gewährleistet. In diesem Fall besteht über den Konfigurator auch Klarheit über alle Detaillösungen. Gibt es keinen Konfigurator, helfen kompetente Mitarbeiter im Innen- und Aussendienst weiter, die sich mit dem Produktbereich auskennen.

Individuelle Fertigung mit Formteilen

Auch bei der Meyer AG in Ennetbürgen NW kann man lieferfertige Produkte beziehen. Das Angebot reicht bis zur auf Hochglanz polierten Lackoberfläche. Es stehen verschiedene 5-Achs-Bearbeitungszentren (Baz) zur Verfügung. Zudem ist alles vorhanden, was zur Fertigung von Formteilen inklusive Belegen mit HPL-Platten oder zum dreidimensionalen Furnieren benötigt wird. Das sind alles Arbeiten, die ein grosses Wissen und Können verlangen und dadurch sehr spezielle Kundenwünsche erst möglich machen. Im Gegensatz zur reinen Korpusmöbel-Produktion gibt es hier keine normierten Lösungen. Gefertigt wird individuell nach Kundenwunsch.

Vermeidbare Stolpersteine

Die jeweiligen Ausführungen erfolgen aufgrund von klaren Vorgaben des Schreiners. Und weil sich dieser zwar mit seinem Kunden abgesprochen hat, was geliefert werden soll, selber aber nicht jeden Produktionsschritt kennen kann, sollte schon in einer sehr frühen Planungsphase der Kontakt zu einem Zulieferanten gesucht werden. So erhält man verbindliche Preisangaben, die zum Offerieren nützlich sind.

Gerade um beispielsweise im Vakuumpressverfahren Formteile herstellen zu können, braucht es entsprechende Schablonen. Diese haben meist auch einen direkten Zusammenhang mit der Unterkonstruktion des gewünschten Produktes. Deshalb muss diese gleich mit hergestellt werden, damit der Aufwand gering und die Kosten somit tief gehalten werden. Wer die Unterkonstruktion eines geschwungenen Empfangskorpus selber baut und dann den Spezialisten für die Verkleidung ruft, hat schon vieles umsonst gemacht.

Möbelprogramme für Schreiner

Die Solid GmbH in Buttisholz LU geht fast schon den umgekehrten Weg: Die massiven Tisch-, Stuhl-, Bank- und Regalmodelle der Firma werden – über die gesamte Fertigungstiefe gestuft – ausschliesslich dem Schreiner angeboten. Das heisst, dass von einem Modell auch nur der Fertigungsplan bezogen werden kann oder einzelne Komponenten wie die Tischplatte.

Der Schreiner übernimmt die Ausführung, die er gut kann, und überlässt Solid den Rest. Der Planungsaufwand entfällt oft, und mit einer Endkundenpreisliste kann der Schreiner seinen Kunden beraten. Schickt er dann diesen Kunden nach Buttisholz in die Ausstellung, wird dort die Beratung übernommen und weitergeführt.

Interessant ist, dass offenbar etliche Kunden mit sehr tiefen Preisvorgaben seitens eines Schreiners in die Ausstellung kommen, obwohl sie den normalen Preis zahlen würden. Auch wenn sie dann noch zusätzliche Artikel kaufen – und diese zum Normalpreis –, wird die Verrechnung über den Schreiner abgewickelt, der den Kunden geschickt hat. Bei Massivholztischplatten geht es um die perfekte Ausführung, damit die Platte sich später nicht verziehen kann, und auch um den Bildaufbau der Maserung. Wenn ein Kunde verschiedene Versionen ansehen kann, findet er auch zum Unikat nach seiner Vorstellung. Die Produktion solcher Blätter hinterlässt viele kürzere Holzabschnitte. Wenn man diese für andere Zwecke verwenden kann, zeigt sich das in den Materialkosten des Tischblatts.

Routiniert mit fünf Achsen

Die Möbelfabrik Muotathal Paul von Rickenbach AG in Muotathal SZ ist gut eingerichtet, wenn es um die Herstellung von Massivholzplatten geht. Mit ihrer halbautomatischen Plattenpresse lassen sich solche mit einer Länge bis sieben Metern herstellen. Was die Tischplatten anbelangt, werden diese über Solid an den Schreiner verkauft. Somit kann man sich in Muotathal auf die reine Produktion konzentrieren, ohne einen zusätzlichen Aufwand zu haben – eine Zusammenarbeit, die allen nützt.

Die Firma ist spezialisiert auf die CNC-gestützte Verarbeitung von Massivholz. Auf den verschiedenen 5-Achs-Baz wird fast alles gefräst, was sich Kunden aus Holz wünschen. Selbst so kleine und aufwendige Frästeile wie die Schalen von Taschenmessern werden produziert.

Normale Aufgabenteilung

Computergesteuerte Fräsarbeiten benötigen absolut exakte Vorgaben ohne jeglichen Interpretationsspielraum. Wer täglich komplexe Aufgaben mit einem 5-Achs-Baz ausführt, verfügt über sehr viel Routine und sorgt dafür, dass er auch die passenden Programme und Hilfsmittel hat. Fräsprogramme werden daher grundsätzlich von der Zulieferfirma erstellt – nur schon aus Sicherheitsgründen. Bei den Zeichnungen ist das etwas anderes: Diese müssen vom Schreiner kommen, denn dieser weiss, was mit dem Kunden abgemacht worden ist.

Weil heute normalerweise mit einem CAD-Programm gezeichnet wird, sollten gute Vorgaben kein Problem sein. Dem ist aber offenbar nicht immer so, denn auch diesbezüglich braucht es viel Routine.

Wenn nur schon Eckpunkte nicht absolut sauber gezeichnet sind, stimmen die Daten nicht und es kann kein Fräsprogramm erstellt werden. Die Datei muss repariert werden, was zusätzliche Kosten verursacht, für die der Zulieferant nicht verantwortlich ist.

Zusatzangebot zum Nachrechnen

Das Problem mit fehlerhaften Dateien ist auch bei der Firma CNC Holz im bündnerischen Tiefencastel bekannt. Wie die anderen Hersteller bietet sie an, 3D-Daten selber aufgrund von 2D-Vorgaben zu erstellen – eine wirklich gut vermasste Skizze ist dann bereits hilfreicher als ein schlecht ausgeführter CAD-Plan.

Wenn der Zulieferer den Plan erstellt, werden zudem nur die Teile dreidimensional gezeichnet, die es zum Fräsen braucht. So gesehen kann es entlastend und auch gesamthaft günstiger sein, wenn sich der Schreiner schlicht auf seine wirklichen Stärken konzentriert. Oft geht es ja nur um den Teilbereich einer grösseren Aufgabe. Wer jetzt gleich an die eigene Wertschöpfung denkt, sollte mit einbeziehen, dass es auch noch ein «Schöpfen» geben sollte.

Grenzen immer weiter verschieben

CNC Holz unterscheidet sich bei den Fräsarbeiten von den Muotathalern dadurch, dass sie weniger ganz kleine Dinge fräsen und dafür problemlos grosse, schwere Teile produzieren. Am liebsten aus Massivholz, aber es kann auch mal Kunststoff oder dergleichen sein. Immer wieder werden Objekte für Künstler geschaffen und dann auch wieder spezielle Formschalen für Betonarbeiten. Mit der zusätzlichen Einrichtung, um selber Objekte einscannen und im CAD weiter bearbeiten zu können, bieten sich immens viele Möglichkeiten.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer Halbfabrikate herstellen lässt, kann sehr viel Zeit und Geld sparen, wenn er seinen Zulieferanten von Anfang an mit einbezieht. Zudem erhält er Qualitäts-, Preis- und Terminsicherheit sowie vielleicht neue, bessere Lösungen vom Spezialisten.

www.speedmaster.atwww.meyer-systeme.chwww.solid-holz.chwww.moebelfabrik-muotathal.chwww.cncholz.ch

ab

Veröffentlichung: 24. Januar 2019 / Ausgabe 4/2019

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