Komfort, der nachhaltig überzeugt


Das Spiel mit Polstern und Nähten kannden Komfort und die Wertigkeit einer Schreinerarbeit nachhaltig steigern. Bild: Steffen Raumkonzept AG
Das Spiel mit Polstern und Nähten kannden Komfort und die Wertigkeit einer Schreinerarbeit nachhaltig steigern. Bild: Steffen Raumkonzept AG
Polsterung. Wirklich gute Innenausbauten mit Sitzmöbeln stehen oder fallen mit einer ebenso perfekten Polsterung dieser Möbel. Schreiner müssen das zwar nicht selbst ausführen, doch wenn sie Bescheid wissen, können sie Gespräche mit Kunden in zufriedenstellende Bahnen lenken.
Personen, die Handwerksbetriebe aufsuchen, haben einen Wunsch, den sie nicht als Serienprodukt im Handel bekommen können. Sie wünschen somit eine Einzelanfertigung, welche genau ihren Anforderungen entspricht. Je nach Können und Erfahrung des Handwerkers erfolgt ein Beratungsgespräch, die Planung, die Konstruktion und dann die Ausführung des Wunschproduktes – ein Aufwand, der normalerweise deutlich teurer ist als ein Gross-Serienprodukt. Entsprechend soll sich das Resultat auch von solchen abheben, einen Mehrwert aufweisen und lange halten.
Schreiner haben mit ihrer Arbeit eine Schlüsselfunktion, wenn es um Innenausbau, Möbel und Raumausstattungen geht. Kunden benötigen oft noch etwas mehr, als der Schreiner selbst anfertigen kann. Dieser muss es aber mit einplanen, und er macht bei seinem Kundenkontakt oft auch die Hauptberatung. Betrifft der Auftrag auch die Erschaffung von Sitzmöbeln, helfen ihm eigene, grundsätzliche Polsterkenntnisse, gleich richtig in das Gespräch einzusteigen und den Kunden optimal abzuholen. Schliesslich haben die Art und der Komfort der Sitzmöbel auch einen starken Einfluss auf Gestaltung und Konstruktion dieser Schreinerarbeit.
Dass immer ein höherer Komfort und eine ansprechendere Ausführung möglich sind, kann der Kunde nicht unbedingt wissen. Wenn er nach dem Gespräch die einfachste Lösung – die mit der Grundplatte, mit Schaumstoff darauf und einem Bezugsstoff überspannt – ausgewählt hat, ist das hoffentlich eine bewusste Entscheidung. Nach dem Vorgespräch und unbedingt vor jeglicher konkreter Planung muss der ausführende Polsterer hinzugezogen werden, um mitzuberaten und die Konstruktion samt allen notwendigen Details festzulegen.
Die Steffen Raumkonzept AG in Herzogenbuchsee BE arbeitet viel mit Schreinereien zusammen. Fritz Steffen fragt jeweils nach der Bestimmung des Raumes und des Sitzmöbels darin, denn von einer schlichten Holzbank mit aufliegenden Polsterkissen bis zu einem Lounge-Gruppenpolster ist es eine weite Strecke mit vielen Möglichkeiten und mit mehr oder weniger grossen Preisunterschieden. Zuerst stellt sich bei einem Polstersitz die Frage, ob eine Grundplatte oder ein Polsterrahmen bepolstert werden soll – dabei sind sowohl Rahmen mit liegenden als auch stehenden Rahmenfriesen üblich, was die Tragfähigkeit, aber auch die Gesamthöhe beeinflusst. Auch Zweckmässigkeit schliesst einen Komfort nicht aus. Bei Steffen geht man selbst bei einer Grundplatte immer von einem Schaumstoff in verschiedenen Härtegraden und mehreren Lagen aus. Eine weiche obere Lage bietet den Komfort des definierten Einsinkens, und die festere Lage zuunterst verhindert den unangenehmen Kontakt mit der Platte. Wie straff oder weich eine Polsterung sein kann, hängt auch mit der gewünschten Höhe des Polsters zusammen.
Der Schaumstoff wird kantenbündig auf die Grundplatte geklebt und darüber – bis über die Plattenkante – ein Vlies aus Polsterwatte aufgebracht. Auf der Watte kann sich der Bezugsstoff bei den Belastungswechseln bewegen, die Oberfläche fühlt sich zudem weicher an, und die Übergänge werden kaschiert.
Der Bezugsstoff wird um die untere Plattenkante gezogen und dann an der Platte befestigt. Damit der Stoff nicht aufscheuert, muss die Kante gerundet sein. Und fräst der Schreiner noch einen flachen Falz in die Platte, kann der Stoff plattenbündig eingelassen und darüber ein Deckstoff angebracht werden. Da bei jeder Belastung Luft aus dem Schaumstoff entweichen und anschliessend wieder eindringen können muss, dürfen entsprechende Öffnungen nicht vergessen werden.
Autositze verfügen über Polsterrahmen mit einer Unterfederung aus Nosag-Federn und dem Schaumstoffaufbau darüber. Diese wellenförmigen Federn ermöglichen, bei geringem Platzbedarf und einfacher Montage, eine Polsterung, die stundenlanges Sitzen erlaubt und jahrelang hält. Das geht auch sehr gut bei Holzrahmen mit parallel verlaufenden Friesen, wie Silas Hodel aufzeigt. Er ist der Produktionsleiter der Stebatura AG in Döttingen AG.
Etwas straffer geht das Ganze auch mit einer Gurtbespannung statt der Federn. Ineinander verflochten werden dabei vorgespannte, elastische Gurte auf den Rahmen geklammert. Die hohe Zugkraft der Gurte erfordert aber einen entsprechend verstärkten Rahmen. Gurte können bei jeglichen Formen von Aussparungen verwendet werden. So lassen sich beispielsweise geschwungene Sitzbänke aus Multiplexplatten fertigen, deren ebenso geschwungene Innenausschnitte mit einer Gurtbespannung versehen werden. Auch hier braucht es für einen planen Übergang entsprechende Falzfräsungen im Holz.
Den absoluten Sofakomfort gibt es mit einer Federkern-Unterlage aus Spiralfedern, wie man sie von Matrazen für Betten kennt – was die mit Abstand teuerste Variante ist.
Besonders konturierte Rückenteile können gut mit Polsterrahmen mit geformten Seitenteilen gemacht werden. Das ist dann Schreinerarbeit. Da die dynamische Belastung kleiner als bei einem Sitz ist, reicht es, entsprechende Gurte nur horizontal anzubringen.
Alternativ schneiden die Schaumstofflieferanten solche Rückenformen aber auch aus den grossen Schaumstoffblöcken. Auch das muss mit dem Polsterer genau besprochen werden. Bei der Stebatura AG hat man sich gleich selbst eingerichtet und kann auf der eigenen CNC-Anlage alle Formen aus den Blöcken schneiden.
Veröffentlichung: 06. Februar 2025 / Ausgabe 5/2025
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