Teppiche vom Schreiner. Es gibt Schreinereien, die zum Komplettieren ihrer Produktpalette neben Bodenbelägen aus Holz und Holzwerkstoffen auch Teppiche anbieten. Die wenigsten fördern jedoch dieses Geschäftsfeld aktiv. Dabei sprechen zahlreiche Vorteile für die textilen Beläge.
«Wir stellen fest, dass die Nachfrage bei den Teppichen wieder zugenommen hat.» Toni Mazenauer, Seniorchef der Schreinerei M Mazenauer AG aus Appenzell befasst sich seit Jahrzehnten mit textilen Bodenbelägen. Er führt die Zunahme vor allem auf den Komfort zurück, den moderne Teppiche bieten. Dazu gehören für ihn unter anderem der geringe Aufwand für die Pflege, Vorteile im Bezug auf den Schall sowie mit der Staubentwicklung zusammenhängende Gesundheitsaspekte.
Für den Schreiner nichts Unbekanntes
Eigentlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass eine Schreinerei, die Bodenbeläge verlegt, auch Teppiche anbietet. Fragt man bei diesen Unternehmen nach den Gründen, lassen sich die Antworten in drei Kategorien einteilen: Entweder geht es darum, sein Angebot zu komplettieren oder es handelt sich um ein Überbleibsel, «das man schon immer gemacht hat», oder die Schreinerei hofft auf mögliche Folgeaufträge. Letztere können aus beiden Richtungen zustande kommen. Einerseits weil der Kunde zusätzlich noch einen Teppich wünscht, andererseits kann ein verlegter Teppich zum Türöffner für Folgeaufträge werden.
Es fällt aber auch auf, dass es nur wenige Schreinereien gibt, die das Teppichgeschäft aktiv fördern. Eine davon ist die M Mazenauer AG. Sie versteht sich als Gesamtanbieter im Wohnbereich, bei dem die Kunden alles aus einer Hand erhalten. Teppiche gehören in diesem Geschäftsfeld zweifellos dazu. Ausser den Bodenbelägen bietet die Schreinerei Küchen, Möbel und viele andere Innenausbauarbeiten an. Dazu kommen aber auch Vorhänge und Betten mit komplettem Inhalt.
Eignung wurde früher geprüft
«Als vor über 40 Jahren unser Unternehmen gegründet wurde, verlegten wir schon Teppiche. Das haben wir seither beibehalten.» Toni Mazenauer erzählt, dass er sich als junger Schreiner zusätzlich das Bodenlegerhandwerk aneignete. Dies war nicht nur aus fachlicher Sicht notwendig. Zu dieser Zeit musste jeder, der Bodenbeläge einkaufen wollte, eine sogenannte Wiederverkaufsprüfung ablegen. Sie entsprach eigentlich einem Händlerschutz und wurde später auch wieder abgeschafft. Kandidaten mussten damals ihr Können unter anderem im Offertwesen beweisen. Neben dem theoretischen umfasste die Prüfung zusätzlich auch einen praktischen Teil, bei dem es Teppiche, Novilon und PVC-Beläge korrekt zu verlegen galt.
Bei rund einem Viertel der Bodenbelagsaufträge der M Mazenauer AG kommen heute Teppiche zum Einsatz. Dementsprechend beschäftigt das Unternehmen einen Spezialisten, der nur Bodenbeläge ausführt. Um die Kapazität zu erhöhen, erhält dieser bei Parkettarbeiten oft Unterstützung von Kollegen aus der Schreinerei. Es werden aber auch alle andern üblichen Bodenbeläge verlegt wie Kork, Linoleum oder PVC.
Zusammenarbeit mit einem Spezialisten
Für die Firma von Theo Graf in Rafz bilden die Bodenbeläge eines von drei wichtigen Standbeinen neben der Schreinerei und dem Fensterbau. Für den Unternehmer ergänzen sich die drei Abteilungen gut: «Aufgrund des Bauablaufes kommen zuerst die Fenster. Erhalten wir den Auftrag, haben wir die Möglichkeit, uns für die Küche oder für Schreinerarbeiten zu empfehlen. Und oft folgen dann auch noch die Böden, wo wir alle Beläge anbieten.»
Die eigenen Mitarbeiter verlegen ausser den «schreinernahen» Produkten wie Parkett und Laminat auch Teppiche. Wenn es aber sehr anspruchsvoll wird, etwa bei Treppentritten, zieht Theo Graf einen Bodenleger bei, mit dem er oft zusammenarbeitet. «Für uns lohnt es sich aber nicht, im Objektgeschäft mitzumachen, dort sind die Preise eindeutig zu tief», erklärt der Unternehmer. hw
Vorteile von Teppichböden
Lärmmindernd
Teppiche schlucken die Trittgeräusche erheblich und vermindern das Übertragen des Raumschalls. Sie absorbieren je nach Produkt unterschiedlich viel Lärm. Dadurch verbessern sie in Räumen mit harten Wänden und grossen Glaspartien die Akustik.
Energiesparend
Teppichböden sind von Natur aus fusswarm, was sich positiv auf das Wärmeempfinden des Menschen auswirkt. Es ist nachgewiesen, dass ein mit Teppich ausgelegter Raum nicht so stark beheizt werden muss wie Räume mit anderen Bodenbelagsarten. Gleichzeitig dienen Teppiche auch der Wärme-dämmung.
Staubbindend
Dank seiner staubabsorbierenden Eigen-schaft gilt der Teppichboden als wohnhygienisch positiv. Er kann Feinstaub in der Luft um die Hälfte redu-zieren. Eine gründliche Reinigung mit einem geeigneten Staubsauger kann Staub und Allergene effektiv aus dem Teppich entfernen und so die Luft -sauberer halten.
Unfallmindernd
Auf Teppichen hat man besseren Halt als auf harten Böden. Deshalb senken Teppiche das Sturzrisiko. Sollte dennoch etwas geschehen, federt ein -Teppich den Fall besser ab als harte Oberflächen.
Antistatisch
Die meisten auf dem Markt angebotenen Teppiche sind antistatisch ausgerüstet. Eine elektrostatische Aufladung ist bei normaler Luftfeuchtigkeit im Raum praktisch ausgeschlossen.
Veröffentlichung: 07. Juli 2011 / Ausgabe 27-28/2011
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