Wenn dein Möbel auf einmal Teil einer Kampagne ist

Lukas Trüssel und sein Sideboard «Minarai», hier bei der Prämierung des Luzerner Lernendenwettbewerbs. Bild: Luzerner Schreiner

Lukas Trüssel hat viel Arbeit in sein Sideboard gesteckt. Lohn waren der erste Preis in einem Wettbewerb und die Teilnahme am «Schreiner-Nachwuchsstar». Dass mit «Minarai» sogar Werbung gemacht wird, hätte er nie gedacht.

Ein E-Mail einer Werbefirma Anfang März liess Lukas Trüssel aus Grosswangen LU aufhorchen. Und mit dem späteren Telefonat hatte er nie gerechnet: «Ich wurde angefragt, ob ich mein Sideboard für eine Werbekampagne hergeben möchte. Ich war ganz perplex», erzählt er. Sein Möbel sollte in der neuen Nachwuchsgewinnungskampagne des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) abgebildet werden. Der Luzerner musste sich das zuerst überlegen, weil er überrumpelt keine Entscheidung treffen wollte. «Ich fragte meine Chefs um Rat, und auch sie fanden, dass das eine super Sache wäre. Also habe ich zugesagt. Es ist ja eine Ehre, dass ausgerechnet mein Möbel ausgewählt wurde und somit auch Fremden gefällt. Das macht mich stolz.»

Das Möbel wurde wiedererkannt

Mitte April war es dann so weit, und die Kampagne für «Traumjob Schreiner» wurde mit vier Sujets im Web und auf Social Media aufgeschaltet. Auf dem pinken Bild ist neben einer jungen Frau das Sideboard von Lukas Trüssel zu sehen. «Ich hätte nicht gedacht, dass mein Möbel so oft gezeigt wird. Ich finde die Kampagne sehr auffällig und schön.» Ein Entwurf wurde ihm vorgelegt, den er absegnete. Wahrscheinlich würden die meisten denken, dass das Objekt wegen der Feinheiten und dem Muster von einer Frau hergestellt wurde, werweisst der 21-Jährige. Reaktionen hat er einige erhalten. Neben seiner Familie, Freunden und Arbeitskollegen hatten auch einige frühere Berufsschulkollegen das Möbel wiedererkannt.

Preise und Ausstellungen

Mit «Minarai», das bedeutet auf Japanisch Lehrzeit, und so hat er das Sideboard getauft, hat Lukas Trüssel einiges erlebt. «Das kann man so sagen. Irgendwie kann ich das im Nachhinein gar nicht alles glauben. Es ist fast wie im Märchen.» Fertig geworden mit dem Stück ist er erst wenige Tage vor Abgabe von «Art in Wood 2022», dem Lernendenwettbewerb der Luzerner Schreiner. Bei der Prämierung wurde er mit dem Gesamtsieg sowie weiteren Auszeichnungen überrascht und belohnt. Zudem durfte er es an der Messe Holz in Basel letzten Oktober im Rahmen des «Schreiner Nachwuchsstars 2022» ausstellen.

«Das waren sehr schöne Erfahrungen, und ich fand es toll, dass mein Möbel so gut ankam. Ich war sehr stolz. Und die Kampagne war dann noch das i-Tüpfelchen», sagt Trüssel. Es habe sich gelohnt, dass er so viel Zeit und Arbeit investiert hat.

Jeden Tag eine Freude

Heute steht das Sideboard im Flur bei Lukas Trüssel zu Hause. «Ich freue mich, es jeden Tag anzuschauen und mich an die Planung und Produktion zu erinnern. Diese waren herausfordernd», blickt er zurück. Begonnen hatte er mit dem Muster in der Mitte, einem Kumiko aus Japan. «Auf Youtube hatte ich so eines entdeckt und wollte selber eins herstellen. Wenn ich mal wieder etwas Zeit und Lust habe, würde ich gerne ein weiteres machen.» Für die Produktion des Musters hatte er damals sogar einen separaten Schlitten für die Tischfräse angefertigt. Das Möbel ist rund, weil es harmoniert und es schräge Varianten häufig gibt. «Die Rundungen waren schwierig, ich hatte viel Zeit investiert und mehrere Muster gemacht.» Das Schwierigste sei aber gewesen, dass am Schluss alles zusammenpasste. Investiert hatte er rund 300 Arbeitsstunden, ohne die Planung gerechnet. Als Material hatte er Nussbaumholz verwendet.

Der Aufwand lohnt sich

Im Nachhinein würde der Schreiner bei den Details einiges anders machen. «Ich hatte beim Projekt viel gelernt, vor allem bei den Rundungen. Heute wäre ich sicher schneller.» Dranzubleiben und gegen Schluss unter dem Zeitdruck nicht nachlässig zu werden, sei für ihn deswegen eine Herausforderung gewesen. «Die genaue Planung und Arbeit haben sich ausgezahlt. Ich hätte keine Zeit mehr gehabt, um noch gross was zu ändern, wenn ich das Möbel nicht hätte zusammenfügen können. Der Aufwand lohnt sich. Auch wenn man keinen Preis für seine Arbeit gewinnt. Aber man besitzt ein tolles Möbel, hat eine schöne Erinnerung und lernt dabei viel für die Zukunft», sagt Lukas Trüssel. «Zudem soll man sich ruhig an etwas trauen, was man zuvor noch nie gemacht hat.»

Zurück im Lehrbetrieb

Seine Lehre hat er im Sommer 2022 abgeschlossen. Danach ging er ins Militär. Seit letztem November arbeitet er wieder in seinem Lehrbetrieb, der Bühlmann AG in Nottwil LU. «Dort gefällt es mir sehr gut, und meine Chefs fördern mich. Gerade lerne ich 3D zu zeichnen.» Der 21-Jährige wird an allen Orten in der Produktion und in der Planung eingesetzt. «Das Produzieren und Montieren macht mir Spass. Ich finde es toll, dass mein Alltag so abwechslungsreich ist.» Das will er so sicher zwei bis drei Jahre machen. Danach könnte sich Lukas Trüssel vorstellen, eine Weiterbildung zu beginnen. Vielleicht Holztechniker. «Das kann aber noch warten. Im Moment geniesse ich es, nicht mehr lernen zu müssen und mehr Freizeit zu haben.»

www.traumjob-schreiner.ch

Das Möbel ist aufgefallen

Das Sideboard von Lukas Trüssel sei beim «Schreiner Nachwuchsstar 2022» an der Messe Holz eines von mehreren Möbeln gewesen, das aufgefallen und herausgestochen sei, sagt Claudio Valenti, Leiter Marketing beim VSSM. «Für die Kampagne haben wir nach Unikaten gesucht, bei denen man das investierte Herzblut spürt und die Emotionen vermitteln. Zudem sollen die dargestellten Möbel in der Kampagne zeigen, was man als Schreinerin oder Schreiner herstellen kann, das nicht alltäglich ist.» Die Auswahl sei nicht einfach gewesen. Er habe sich mit Mitarbeitenden der VSSM-Berufsbildung sowie der Werbeagentur ausgetauscht und sich für zwei Objekte an der Messe entschieden, erklärt Valenti. Neben dem Sideboard wurde ein «Töggelikasten» für die Kampagne ausgewählt. «Mit diesem wollten wir ein Objekt zeigen, das nicht einem klassischen Möbel entspricht.» Die zwei anderen Sujetobjekte sind Renderings, die ein fancy Möbel darstellen sollen.

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 03. August 2023 / Ausgabe 31-32/2023

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