Weg in eine elegantere Zukunft
Blum bietet mit der Schublade «Legrabox» die Oberfläche nach Kundenwunsch an. Bild: Blum
Blum bietet mit der Schublade «Legrabox» die Oberfläche nach Kundenwunsch an. Bild: Blum
Möbelbeschläge. Der Wandel durch den technischen Fortschritt schafft auch im Wohnen Begehrlichkeiten. Möbel vom Schreiner werden für lange Zyklen gebaut und müssen das auch durch eine konsequente Ausführung zeigen. Die neuen Beschlägetrends sind da sehr hilfreich.
Beschläge sind Zusatzmittel, die eine Funktion, eine Bewegung bei einem Möbel überhaupt erst möglich machen. Je nach Zeitgeist und technischen Gegebenheiten einer Epoche präsentieren sie sich anders.
Schreinerprodukte sind Arbeiten, die auf speziellen Kundenwunsch hin entstehen und somit einen grossen Aufwand erfordern. Die höheren Kosten sollen sich dann auch im Produkt widerspiegeln, das für den Auftraggeber einzigartig ist, eine lange Lebensdauer hat und zeitgemäss gelöst ist.
Der technische Fortschritt sowie das Zusammenspiel von Schreinern und Beschlägeherstellern haben zu äusserst ausgefeilten Produkteneuheiten geführt. Heutige Beschläge sind sehr oft kleine technische Wunderwerke, die sehr dezent anspruchsvolle Aufgaben erfüllen.
Sehr gut sichtbar ist die Entwicklung bei den Fensterbeschlägen, wo heute minimalistische Mechaniken sehr hohe Gewichte bewegen und zugleich für eine erhöhte Einbruchsicherheit sorgen. Das ist auch bei den Möbeln der Fall. Beispielsweise Schubladenauszüge befinden sich schon seit Längerem unsichtbar unter dem Schubladenboden und vermögen selbst schwere Inhalte fast schwebend zu bewegen. Mittlerweile schliessen sie sich nach einem leichten Anstossen selbstständig und öffnen sich auf die gleiche Weise so weit, dass man sie ohne Griffe öffnen kann. Natürlich mussten sie bei dieser Verbesserung gleich flach bleiben, damit die Schublade in ihrer Innenhöhe nicht noch weiter beschränkt wurde.
Diese Auszüge und Schubladenzargen aus Metall ergaben dann die Möglichkeit, die Seitenteile dünn und ohne plastische Verformungen zu machen, was sehr edel wirkt. Schon seit Längerem wächst der Kundenwunsch nach einer ästhetischen Wirkung, was den Innenbereich eines Möbels angeht. Das Wohnen wird heute nicht mehr nur auf ein Zimmer pro Wohnung reduziert, sondern findet in allen Räumen statt. Entsprechend sollen sie auch so wirken. Was vorher nur für Wohnwände und ähnliche Möbel galt, wird heute überall erwartet.
Grass hat 2017 mit «Vionaro» eine doppelwandige, dünne Schubladenseite vorgestellt, die sich mit bedruckten Alu-Segmenten individuell gestalten lässt. Blum ermöglicht mit der Aussenschale ihrer «Legrabox», dass sie nach Kundenwunsch bedruckt, beschichtet oder geprägt werden kann.
Ganzmetalltopfbänder mit vernickelter Oberfläche sowie ansprechende Innendekore, beispielsweise bei Kleiderschränken, Badezimmer- und Küchenmöbeln, haben sich durchgesetzt. Entsprechend wurden auch alle anderen Innenbeschläge angepasst, und sie gelten in ihrer feinen, metallischen, weitestgehend kunststofffreien Ausführung im gehobenen Bereich als Standard. Die dezente Erscheinung ist dabei sehr wichtig. Selbst die Aufhängesysteme für Küchenoberschränke verunstalten den Korpusinnenraum nicht mehr.
Beim Beschlägehersteller Blum spricht man von einer Tendenz zu immer kleineren Beschlägen, die sich in der kommenden Zeit noch verstärken wird – bei gleicher Funktion. Sie sollen sich in Zukunft noch besser in einen Korpus integrieren.
Die allermeisten Schreinereien dürften sich aufgrund ihrer Möglichkeiten kaum im Umkreis von Billiganbietern behaupten können und müssen daher den Weg der gehobenen und umweltgerechten Angebote gehen. Entsprechend geht es bei den Produkten um die langzeitige Erfüllung von Kundenwünschen und nicht mehr nur von Funktionen. Trends und neue Möglichkeiten sind also wichtig. Das schafft wiederum bei den Beschlägeherstellern Grundlagen, um über den Farbton Nickel hinauszugehen. Was in hellen Korpussen eine ausserordentlich wertige Erscheinung hat, wirkt auf dunklem Untergrund schon fast etwas aufdringlich. Der Trend zu dunklen Möbeln hält doch schon recht lange an, und mit der zunehmenden Wichtigkeit der Erscheinung des Korpusinnenraumes haben immer mehr Hersteller begonnen, dunkle Beschläge anzubieten.
Hettich führt mit der Färbung «Obsidianschwarz» einen Metallton, der gut mit dunklen Holzarten harmoniert. Blum macht das Gleiche mit «Onyxschwarz» und Grass mit der neuen Oberfläche «Night».
Dass solche metallisch wirkenden Farbtöne auf so komplexen Bauteilen und in der erforderlichen Qualität möglich sind, hat auch mit einer Entwicklung im Bereich der Beschichtungen zu tun: Bei PVD-Beschichtungen werden Elemente in einem physikalischen Verfahren bedampft. Somit können auch sehr enge Bereiche erreicht werden.
Die dünne, kondensierte Zielschicht ist ausserordentlich hart, besonders abriebfest und kratzunempfindlich.
Mittlerweile gibt es sogar Essbesteck, das so behandelt wurde und den Anforderungen genügt. PVD bedeutet Physical Vapor Deposition, was übersetzt physikalische Gasphasenabscheidung heisst. Neben einem grossen Farbspektrum mit brillanter Farbqualität können auch viele Metalloberflächen dargestellt werden. Das Verfahren soll zudem kosteneffizient bei Serienproduktionen sowie umweltfreundlich sein. Deckende Farben können aber ebenso durch Pulverbeschichtung erfolgen. Auch damit werden sehr enge Bereiche und eine tolle Qualität erreicht.
Im Hause Häfele hat man speziell auch im Hotelsortiment Erfahrungen gesammelt, die sicher auch im allgemeinen Möbelbereich noch Geltung finden werden. Beginnend bei sichtbaren Beschlägen im Türbereich, haben sich drei Grundtöne durchgesetzt: helles Metall, also silbern oder edelstahlfarbig, Gold und Schwarz oder Anthrazit.
Noch wichtiger als die Farbe erscheint dem Hersteller, dass eine ganze Produktepalette oder -familie in einer Farbe angeboten werden kann. Nur mit einer durchgängig gleichen Erscheinung durch passende Farben kann die gewünschte, edle Ausstrahlung einer Einrichtung auch erreicht werden. Kombinationen wie beispielsweise Gold und Schwarz können dabei einem verspielten Akzentuieren dienen.
Nochmals einen anderen Weg beschreitet Grass mit dem gemäss eigenen Angaben dünnsten und effizientesten Beschlag, den die Firma je entwickelt hat: dem Klappenbeschlag «Kinvaro T-Slim». Die ganze Technik ist in einem 12 mm dünnen Element verstaut, das bündig in einer 16 mm dicken Seite eingelassen werden kann. Während der Schwenkarm immer silbern ist, gibt es die Gehäuseabdeckung in den Farben «Ice», «Stone», «Silver» oder zum Lackieren. Damit steht jede Möglichkeit offen, diesen normal in Serie gefertigten Beschlag ganz individuell auf die Innenflächen des Möbels anzupassen – was sich ganz deutlich vom Standard unterscheidet.
www.grass.euwww.blum.comwww.hettich.comwww.hafele.comVeröffentlichung: 06. Februar 2020 / Ausgabe 6/2020