Vereint gegen die Rohstoffknappheit

Task Force.   Mit politischer Einflussnahme und verschiedenen Tätigkeiten im Bereich Kommunikation will sich die neu gegründete «Task Force Wald + Holz + Energie» für eine bessere inländische Versorgung mit Nadelholz einsetzen.

Nicht nur für Sägewerksbetreiber, auch die Industrie- und Energieholzverbraucher in der Schweiz sind besorgt, dass der Rohstoff Nadelholz mittelfristig knapp werden könnte. Deshalb haben sie sich alle gemeinsam in der «Task Force Wald + Holz + Energie» zusammengeschlossen. Diese wurde am24. November im Rahmen eines Medienanlasses in Bern aus der Taufe gehoben.

Der Task Force unter dem Vorsitz von Jean-François Rime, Präsident von Holzindustrie Schweiz, gehören sowohl Verbände (Holzindustrie Schweiz, Holzenergie Schweiz, Forstunternehmer Schweiz) als auch Unternehmen wie Kronospan Schweiz AG, Pavatex SA, Perlen Papier AG, Utzenstorf Papier, Holliger Paletten Logistik AG, Axpo Holz + Energie und AEK Energie AG an. Vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit will die Task Force die Rohstoffmobilisierung verbessern sowie politische Rahmenbedingungen so beeinflussen, dass sie eine nachhaltige Nutzung des Schweizer Waldes erleichtern. «Die Waldbesitzer sind die wichtigste Zielgruppe unserer Tätigkeit», sagte Rime in Bern.

Es ginge mehr

Das Rundholzangebot, vor allem bei Fichte, sei in der Schweiz auf ein tiefes Niveau gesunken, so die Task Force. Den Grund dafür sieht sie in der Ernteintensität und in den schwindenden bewirtschafteten Waldflächen: Reservate, Sonderwaldstandorte und Laubholz würden zu Ungunsten des von der Holzindustrie nachgefragten Nadelholzes gefördert. Wie bereits erwähnt, betrug die Nadelholzernte letztes Jahr gut 3,5 Mio. Kubikmeter, 2009 betrug sie 3,36 Mio. Kubikmeter. In der Tat ginge mehr, wie aus der kürzlich veröffentlichten Studie «Holznutzungspotenziale im Schweizer Wald» des Bundesamts für Umwelt hervorgeht. Demnach wäre in den nächsten 25 Jahren ein nachhaltig verfügbares Nutzungspotenzial von 5,1 Mio. Kubikmetern Nadelholz pro Jahr vorhanden. Dabei würde nicht einmal der hohe Vorrat abgebaut. Nach Ansicht der Task Force sollten in den nächsten 20 Jahren 3,4 Mio. Kubikmeter Nadelstammholz pro Jahr genutzt werden.

Sich zur Ressource Holz bekennen

Mit ihren Aktivitäten wolle sie hauptsächlich erreichen, dass die Produktionsfunktion des Waldes dasselbe Gewicht erhalte wie die anderen Funktionen Schutz, Naturschutz und Erholung, so die Task Force. Dies sei zurzeit nicht der Fall. Ernest Schilliger, Verwaltungsratspräsident der Schilliger Holz AG, sagte: «Die Nadelholznutzung finanziert die Waldbewirtschaftung in der Schweiz.» Deshalb solle man die Benachteiligung des Nadelholzes einstellen und sich zur Ressource Holz bekennen, nicht nur zum Wald. Rime ergänzte, von der Holzindustrie würden Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe erwartet. Ohne langfristige Versorgungssicherheit sei das nicht möglich. Dies unterstrich Hans-Peter Aregger, Geschäftsleitungsmitglied der Perlen Papier AG. Das Unternehmen hat zur Standortsicherung 500 Mio. Franken in eine neue Papiermaschine investiert, die seit 2010 in Betrieb ist und die modernste weltweit sein soll. Sie produziert 360 000 Tonnen Papier pro Jahr, vorwiegend aus rezykliertem Altpapier und nur einem geringen Anteil an Frischfasern (15 Prozent). Perlen Papier benötigt jährlich mehr als 110 000 Tonnen Sägereirestholz und Durchforstungsholz aus lokaler Fichte.

Kaskadennutzung konsequent umsetzen

Als weiteres Thema wurde die Kaskadennutzung des Holzes angesprochen. Sie werde zunehmend wichtiger, die politischen Rahmenbedingungen seien aber widersprüchlich, sagte Beni Isenegger, Umwelt- und Energiemanager bei der Kronospan Schweiz AG. Das Unternehmen ist mit 800 000 Tonnen Wald- und Sägerestholz der grösste Verbraucher, wobei das Schweizer Holz überwiegt. Der Bund anerkenne zwar in der «Ressourcenpolitik Holz» den Nutzen der mehrfachen Holzverwendung. Doch zielten die Energiegesetze und -verordnungen in eine andere Richtung, nämlich in die einseitige Förderung von Holz als Energieträger, so Isenegger. Verschiedene Förderprogramme hätten die Nachfrage nach Energieholz aus dem Frischholzbereich ansteigen lassen. Dieser Rohstoff fehle dann den verarbeitenden Betrieben. Problematisch wirke sich aus, dass heute vermehrt das Rüsten von Industrieholz im Wald ausbleibe und praktisch nur noch die Sortimente Stamm- und Energieholz anfielen. Die Politik wäre gefragt, die einseitige Förderung von Energie aus Frischholz zu unterbinden und Energieholz nur im Sinne der Kaskade zu fördern. Dazu gehöre auch ein Verbot oder eine Kontingentierung des Exportes von energetisch verwertbarem Recyclingholz, das in zunehmendem Masse ins Ausland verfrachtet werde. «Es ist sehr wichtig, dass wir in der Task Force gemeinsame Wege finden», sagte Isenegger.

Es gibt viel zu tun

Die Task Force betonte, die Branche wünsche weder Subventionen noch Plantagenwälder. Man befürworte die naturnahe Waldbewirtschaftung. Im Mittelland sollten einzig die dem jeweiligen Standort entsprechenden minimalen Nadelholzanteile genutzt werden. In einer Reaktion auf die Bekanntmachung der Task-Force-Gründung stimmte der Waldwirtschaftsverband des Kantons Zürich dieser Forderung im Prinzip zu: Bei guter Mischung der Baumarten seien auf normalen, mittleren Waldstandorten Nadelholzanteile von 50 bis 60 Prozent durchaus nachhaltig vertretbar. Dieses Potenzial sollten die Waldeigentümer nutzen. Doch wünschten sich die Zürcher Waldeigentümer von der Holzindustrie schon lange bahnbrechende und zukunftsweisende Anwendungen für Laubholz, verbunden mit einem grossen Laubholzsägewerk im Land. Die Schweizer Holzindustrie habe im Vergleich zur deutschen in diesem Bereich eher mut- und erfolglos agiert. Das erkläre auch die einseitige Abhängigkeit vom Nadelholz. Die Reaktion zeigt, dass die Task Force nicht nur innerhalb ihrer Organisation gemeinsame Wege finden, sondern sich auch mit ihrer wichtigsten Zielgruppe, den Waldbesitzern, verständigen muss. Doch zu diesem Zweck wurde sie ja unter anderem gegründet.

Massiver Stellenabbau

Die Cham Paper Group ist eine führende Herstellerin von gestrichenen Spezialpapieren. Das 1657 gegründete Unternehmen entwickelt und produziert an drei Standorten in der Schweiz und in Italien. Die Cham Paper Group reagiertauf die insbesondere durch die Währungsentwicklung rasch veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und stellt die Weichen für die Zukunft neu. Der geplante Umbau des Unternehmens führt zu einer schrittweisen Reduktion der Anzahl Vollzeitstellen in Cham von heute 312 auf rund 100 per Anfang 2014.Das gab das Unternehmen am 21. November bekannt. Eine profitable Produktion sei in der Schweiz aufgrund der Währungssituation nicht mehr möglich. Konkret wird am Chamer Standort die Rohpapierproduktion aufgegeben. Das zur Herstellung der Spezialpapiere benötigte Basispapier wird die Firma nun einkaufen müssen. Der Standort wird neu als Entwicklungs- und Technologiezentrum geführt und sich auf die Oberflächenbeschichtung konzen-

trieren. Ausgewählte, profitable Chamer Nischenprodukte sollen ab 2012 im italienischen Werk in Carmignano hergestellt werden. Die grossen Volumen von Spezialpapieren für die Tabakindustrie – sie lasten heute einen Grossteil der Kapazität in Cham aus – sollen spätestens ab Ende 2013 ebenfalls in Carmignano produziert werden.

Die Gesellschaft rechnet dieses Jahr mit einem Verlust aus operativer Tätigkeit in der Grössenordnung von 10 bis15 Mio. Franken.

www.cham-group.com

Daten und Fakten

Nach Angaben der «Task Force Wald + Holz + Energie» kaufen und verarbeiten die inländischen Rohholzverbraucher rund 90 Prozent des Holzes aus dem Schweizer Wald. Das sind rund 4,4 Mio. Kubikmeter feste Holzmasse pro Jahr, hinzu kommen über 300 000 Kubikmeter Flurholz aus der Landschaftspflege. Zudem verarbeiten sie jährlich auch 700 000 Kubikmeter Altholzund 1,5 Mio. Tonnen Altpapier. Die Rohholzverbraucher beschäftigen zusammen in der Schweiz rund 7000 Mitarbeitende.

RW

Veröffentlichung: 08. Dezember 2011 / Ausgabe 49/2011

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