Typisch Schweiz


Ein Innenraum mit den Sichtflächen von Block-holz wirkt zwar hölzern, aber ruhig. Blockholz will speziell sein und kein Massenprodukt. Es wird zum Beispiel auch nicht exportiert. Bild: Pius Schuler AG
Ein Innenraum mit den Sichtflächen von Block-holz wirkt zwar hölzern, aber ruhig. Blockholz will speziell sein und kein Massenprodukt. Es wird zum Beispiel auch nicht exportiert. Bild: Pius Schuler AG
Stabsperrholz. Tragende Holzplattenwerkstoffe haben der Architektur mit Holz völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Eine der ersten, die einen solchen Werkstoff produziert hat, ist die Pius Schuler AG in Rothenthurm. Die SZ durfte einen Blick in die Produktionsabteilung werfen.
«Nächstes Jahr müssten wir eigentlich ein Jubiläum feiern, denn es war 1993, als wir die ersten Stabsperrholzplatten produziert haben für den konstruktiven Einsatz», sagt Bauingenieur Pius Schuler. Bis dahin gab es keinen flächigen Werkstoff aus Holz, der als statische Scheibe im Hochbau eingesetzt werden konnte. Damit war Schuler nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit einer der ersten, der eine solche Idee in Angriff genommen hatte. Zeitgleich arbeitete auch das Holzbauunternehmen Merk aus Deutschland in die Richtung eines gleichen Produktes, das manchmal Brettsperrholz, dann wieder Kreuzlagenholz oder «cross-laminated timber» genannt wird.
Damals waren es noch eher kombinierte Tischlerplatten, die Schuler erprobte. Während die meisten heutigen Hersteller ihre Produkte standardisiert haben, leimt Schuler seine Platten auch heute noch je nach Anforderung und je nach Kundenwunsch. «Unser Blockholz und das Brettsperrholz haben im Grunde nur das Verleimen gemeinsam und auch, dass die Produkte für ähnliche Zwecke zum Einsatz kommen», sagt Gerhard Gysel, Geschäftsleiter des Unternehmens.
Das Blockholz, wie Schuler seine Marke nennt, ist ein aus lauter feinen Lamellen verleimtes Stabsperrholz. Es kann in seinen maximalen Dimensionen von 9 × 3 m und 20 cm Dicke ganz unterschiedlich aussehen. Ausschlaggebend dafür ist das besondere, namengebende Herstellungsverfahren. Während Brettsperrholz aus mehreren kreuzweise miteinander verklebten Brettern besteht, ist das Blockholz von Schuler näher an der Tischlerplatte anzusiedeln.
Für die Produktion werden ausschliesslich Seitenbretter mit liegender Jahrringstellung verwendet. Nach dem Trocknen auf 8 bis 10% Holzfeuchte werden die Lamellen auf Sichtqualitäten sortiert. Eine Festigkeitssortierung, wie sie bei der Herstellung von konstruktiven Werkstoffen üblich ist, findet nicht statt. Man sei auf der sicheren Seite, heisst es. «Kein mir bekanntes Brettsperrholz hat ein E-Modul wie Blockholz», sagt Gysel selbstbewusst.
Die vierseitig gehobelten Lamellen werden zunächst auf einer Taktpresse in der Breite zu einem Endlosstrang verleimt. Das Ablängen erfolgt automatisch auf die gewünschte Blockbreite. Die einzelnen Platten durchlaufen dann einen Leimvorhang und werden zum Block gepresst. «Wir verkleben mit einem modifizierten Weissleim, formaldehydfrei», erklärt Gysel.
Der Block wird dann mit der Trennbandsäge aufgeschnitten, je nach Abmessungen des Blockholzes, das gerade gebraucht wird. Ein Lager gibt es nicht, jeder Einsatz des Materials wird individuell geplant und umgesetzt. Die so hergestellten Platten weisen ausschliesslich stehende Jahrringe auf. Sie durchlaufen zum Kalibrieren eine Flächenschleifmaschine, bevor sie ein letztes Mal verpresst werden, diesmal kreuzweise dreischichtig. Das ist Handarbeit. Zunächst wird die Decklage der nicht sichtbaren Seite aufgelegt und beleimt, dann die Mittellagenplatten und schliesslich die Deckschicht, die dann noch mit einigen Klammern gegen Verrutschen gesichert werden. Aus der Presse entlassen, durchläuft die Platte den Doppelsäumer und wird so für den jeweiligen Auftrag formatiert.
Die aufwendige Fertigung des Blockholzes hat ihren Preis. «Aber», weiss Gysel, «wenn ein Haus konsequent mit den Vorteilen des Blockholzes geplant wird, dann sind wir finanziell gleichauf, insbesondere wenn Sichtflächen mit im Spiel sind.» Das Blockholz braucht keinen weiteren innenseitigen Wandaufbau mehr, weil das Material mit geschliffener Oberfläche produziert wird. «Das muss dem Holzbauer auch Freude machen», meint Gysel, sonst funktioniert es nicht. Das Hantieren mit Sichtflächen bei Wandelementen ist nämlich nicht jedermanns Sache. Denn Blockholz wird innen selten zusätzlich beplankt. Wenn ein Haus aus Blockholz entsteht, dann verwendet oft der Schreiner für den Innenausbau auch das gleiche Material.
Gysel weiss, dass Schweizer das Spezielle mögen und «das können wir zu vernünftigen Preisen realisieren». Dazu gehört auch, dass beim Blockholz viele verschiedene Oberflächenbehandlungen möglich sind. Aus Fichte, Tanne, Lärche, Douglasie und Kiefer lassen sich dank der visuellen Sortierung zahlreiche Varianten herstellen, von astig bis astfrei. «Auch sägeraue Oberflächen haben wir schon umgesetzt», so Gysel. Beim Thema Laubholz winkt der Mitinhaber des Unternehmens jedoch ab. «Da haben wir grossen Respekt, da sich das Laubholz ganz anders verhält als Nadelholz. Damit kennen wir uns aus, und deshalb bleiben wir im Moment auch dabei. Dies, obwohl es natürlich eine interessante Weiterentwicklung wäre; gerade für dieses Produkt.»
www.pius-schuler.chVeröffentlichung: 13. September 2012 / Ausgabe 37/2012
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