Tische vom Schreiner sind persönlich

Demontierbare Tischbeine erleichtern den Transport, stellen dafür aber hohe Anforderungen an die Belastbarkeit der Verbindung. Bild: SZ, Andreas Brinkmann

Tischbeschläge.  Esstische gehören zum Repertoire vieler Schreinereien. Sie bieten die Möglichkeit, sehr individuelle Kundenlösungen zu konkurrenzfähigen Preisen anzubieten. Am Beispiel zweier Beschlägespezialisten zeigen sich die verschiedenen Anforderungen und Lösungen.

Er steht in jeder Wohnung, jedem Büro und an vielen anderen Orten: der Tisch. Was viel gebraucht wird, muss auch ganz unterschiedliche Ansprüche erfüllen und bietet so die Möglichkeit für einen Kunden, den Tisch individuell herstellen zu lassen. Der Umstand, dass gerade Esstische schon seit einigen Jahren vor allem rechteckig sehr gefragt sind, verlangt weniger Aufwand in der Fertigung als beispielsweise runde oder elliptische Blattformen. Was von der Beschlägeseite her geboten wird, erlaubt es zudem, mit einem überschaubaren Aufwand auch anspruchsvolle Funktionen in hoher Qualität anbieten zu können. Persönlich ist nicht nur der Kundenwunsch, sondern auch das Angebot.

Entwicklung als Passion

Die Firma Meyer AG aus Ennetbürgen NW hat sich von einer ursprünglichen Schreinerei immer mehr auch zum Hersteller von speziellen Beschlägen entwickelt. Besonders für Tischstabilisierungen und Beinbefestigungen offeriert sie interessante Produkte. Der ausgeprägte Hang, Problemen mit konstruktiven Lösungen zu begegnen und diese zur Serienreife zu bringen, hat der Firma zu einem zusätzlichen Standbein verholfen, welches wiederum anderen Schreinern weiterhilft.

Gratleisten sind beispielsweise gut, um massive Tischblätter auch quer zur Faserrichtung zu stabilisieren. Bei modernen, schwebend erscheinenden Blättern wirkt aber diese Holzleiste doch recht störend. Die Aluminium-Gratleiste von Meyer wird bündig eingelassen und hat zudem noch einen verstärkenden Kern aus Stahl. Wirklich speziell ist aber die Montage. Die zweiteilige Schiene kann in eine längs geschlossene Nut eingesetzt werden und braucht somit nicht mehr die unschönen Einschuböffnungen auf der Längskante des Blattes.

Tragfähige Tischblätter

Tische mit vier Eckfüssen erfordern eine hohe Tragfähigkeit des Blattes, denn auch eine dicke Massivholzausführung kann unter Belastung zu stark nachgeben oder sich durch die Schwerkraft langsam verformen. Für diesen Fall sorgt der Flachspanner mit zwei Zugbändern aus Edelstahl für ein gewisses Mass an Vorspannung, die jederzeit nachreguliert werden kann.

Dünne Blattstärken benötigen Längstraversen oder ein Untergestell in Zargenkonstruktion. Ohne geht es nur mit einem Unterzug aus Stahlseilen über eine Mittelstütze, was einer eigentlichen Brückenkonstruktion entspricht. Die Version von Meyer ermöglicht ein separates Spannen aller vier Seile.

Demontierbare Beine

Vor allem lange Tische können beim Transport recht unhandlich sein. Zudem nehmen sie im Fahrzeug und im Treppenhaus mit den abstehenden Beinen viel Platz in Anspruch. Die Lösung sind demontierbare Verbindungen. Es sollen aber dennoch Beine sein, die durch die Tischplatte hindurchgehen oder mit ihr auf Gehrung zusammenkommen und zuverlässig Stabilität bieten. Das braucht Befestigungsplatten auf der Tischplatte, aber auch stabile Widerlager in den Beinen, weshalb eine Einzellösung kaum rentabel machbar ist. Die Hebelkraft eines Tischfusses an der Verbindung darf auf keinen Fall unterschätzt werden.

Variabilität durch Verlängerung

Variabilität ist aber auch dann erwünscht, wenn das Möbel am richtigen Ort angekommen ist. Auch ein Zweipersonenhaushalt bekommt Besuch. Nicht immer soll sich aber die Tischgrösse nach der maximal erwarteten Personenzahl richten, sondern sich eher individuell anpassen lassen.

Auszüge können mit der entsprechenden Erfahrung natürlich auch aus Holz hergestellt werden. Einfacher, weil garantiert leichtläufig und klar kalkulierbarer, sind käufliche Produkte aus Metall. Hier gibt es Dinge, die beachtet werden müssen:

  • Sichtbarkeit – beispielsweise vom Sofa aus
  • Berührbarkeit, vor allem an den Auszugslängsenden mit scharfkantigen Blechen
  • Auszugssynchronisation bei Zentralfüssen oder mittig platzierten Einlagen
  • Mögliche Auszugsverriegelung, wenn Tischverlängerungen eingesetzt wurden.
  • Befestigungsmöglichkeiten für Zentralfüsse und/oder Tischeinlagen

Auszugsprofile nach Wunsch

Die Ackutech AG aus Rotkreuz ZG ist ein weiterer Schweizer Fertigungsbetrieb, der sich unter anderem mit Tischbeschlägen beschäftigt. Der Generalvertreter von Pöttger und Schüco Design in der Schweiz setzt seine mechanische Werkstatt gezielt für Einzelkonfektionierungen der meistens als Stangenware verfügbaren Profile und Ergänzungen ein. Die Optimierung und Erweiterung bestehender Angebote ist ein grosses Bedürfnis der Firma, wodurch Schreiner umfassendere Möglichkeiten erhalten. Das zeigt sich bei verschiedenen Auszugstypen, deren Länge, Abschlüsse und Anordnung individuell möglich sind. Auch sind verschiedene Versionen für die Befestigung der Füsse oder Klappeinlagen machbar.

Aus dem Angebot hat der dünnste Funktionsrahmen eine Bauhöhe von gerade mal 47 mm bei einer Länge von 1860 mm in geschlossenem und 2920 mm in offenem Zustand. Durch seine innere Vorspannung ist dieser tragfähig für eine Blattdicke von nur 20 mm. Auch der zugehörigen flachen Klappmechanik genügt diese Bauhöhe.

Anstecken statt einlegen

Tischeinlagen sollten sowieso immer möglichst im Tisch selber versorgt werden, weil die klimatischen Bedingungen nur dort wirklich gleich sind wie für das Blatt und sie sich somit kaum verziehen. Ackutech bietet da als Längserweiterung an den festen Tisch einen Zargenauszug mit Kulissenhebefunktion und aufmontiertem Ansteckblatt. Bei Meyer gibt es Ausschwenkkonsolen, auf die das unter dem Tisch versorgte Verlängerungsstück aufgelegt wird. Ganz neu führt die Firma auch eine Verlängerungslösung, bei welcher die Platte direkt in Position geschwenkt werden kann.

Eigene Fantasien

Der Bereich Tische darf aber auch ruhig noch etwas weiter gedacht werden. Es ist beispielsweise möglich, aus einer Küchenschublade einen kleinen, festen Tisch zu zaubern oder mithilfe von Linearführungen und Drehringen Korpusabdeckplatten zu Tischen zu machen. Das führt zu multifunktionalen Lösungen, womit ein persönliches Angebot des Schreiners zu einer persönlichen Einrichtung des Kunden wird.

www.meyer-systeme.chwww.ackutech.ch

ab

Veröffentlichung: 30. April 2015 / Ausgabe 18/2015

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