Talent oder Träumer?

Thomas Wenger, Thomas Hutterli und Christian Koch (v.l.) an der BBZ Weinfelden. Bild: VSSM-Sektion TG

Schreiner Thurgau.  Schreinermeister wissen genau Bescheid über ihr Fachgebiet. Doch wie die Schulzeugnisse und übrigen Leistungsdaten eines Kandidaten für die Lehrstelle zu deuten sind, ist nicht immer allen klar. Die Thurgauer Schreinermeister gingen deshalb selbst in die Schule.

Die Thurgauer Schreiner tun viel für die Berufsbildung. Wer im Thurgau eine Lehre zur Schreinerin oder zum Schreinerpraktiker absolviert, der findet am Berufsbildungszentrum (BBZ) Weinfelden ein perfektes Umfeld vor. Dasselbe gilt für die Weiterbildung der ausgelernten Berufsleute.

Doch bevor es so weit ist, müssen die Schreinerbetriebe erst einmal die passende Lernende oder den passenden Lernenden finden. Zu diesem Thema lud der Verband Schreiner Thurgau VSSM am Rande der Thurgauer Berufsmesse seine Schreinermeister zur Fortbildung ein. Etwas mehr als 30 Schreinermeister befassten sich im BBZ Weinfelden mit Fragen wie folgende: Wie lese ich den Stellwerk-Check richtig? Was bedeuten die Zeugnisnoten wirklich, wenn es abzuschätzen gilt, ob sich gerade ein echtes Talent oder ein ewiger Träumer bei mir um eine Lehrstelle bewirbt?

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Für Christian Koch vom kantonalen Amt für Berufsbildung und Berufsberatung ist der Stellwerk-Check «ein Hilfsmittel, aber nicht mehr». Im Thurgau fällt ein solcher Check der Fähigkeiten nur im achten Schuljahr an. «Bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit dauert es dann noch über ein Jahr

– und in dieser Zeit können sich Jugendliche stark verändern.» Im Computertest muss ein Schüler schwierige Aufgaben lösen, wenn er schon einige Fragen richtig beantwortet hat. Und das Niveau wird einfacher, wenn der Schüler falsch lag.

Das Vorstellungsvermögen ist zentral

Damit entsteht laut Koch ein Abbild, das ziemlich genau aussagt, wo die Stärken und Schwächen des Schülers liegen. Wichtig für die Schreinermeister sei ein genauer Blick auf die «Job Skills». Schüler, die sich für die Schreinerlehre interessieren, bräuchten nebst gutem, schulischem Wissen und handwerklichem Geschick mindestens 550 Punkte im Bereich Vorstellungsvermögen, Schreinerpraktiker 400 Punkte.

Da aber am Prüfungstag auch andere Faktoren wie Krankheit und Motivation das Resultat beeinflussen können, riet Koch den Schreinern, im Zweifelsfall das Gespräch mit dem Lehrer zu suchen. Dem pflichteten Thomas Hutterli und Thomas Wenger, zwei Weinfelder Sekundarlehrer, bei. «Wir sind froh, wenn uns die Lehrmeister um Hilfe bitten, um die Niveaunoten der Schüler richtig einzuschätzen», sagte Wenger. Ebenso wichtig wie die Noten seien aber auch die Einschätzungen bezüglich Arbeits- und Sozialverhalten, sagte Hutterli.

www.schreinerthurgau.ch

cl

Veröffentlichung: 22. Oktober 2015 / Ausgabe 43/2015

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