Stabil verbunden, flexibel nutzen
Bild: Mobiliarwerkstatt Beim Bett «Piure» wurden die Rahmenteile auf ein Minimum reduziert, und dies ohne Verstärkungen aus Metall.
Bild: Mobiliarwerkstatt Beim Bett «Piure» wurden die Rahmenteile auf ein Minimum reduziert, und dies ohne Verstärkungen aus Metall.
Schlafzimmer. Wer sich ein neues Bett kaufen möchte, denkt als Erstes oft an die bekannten Marken. Dabei kann der Schreiner durchaus mit den Angeboten auf dem Markt mithalten, auch mithilfe ausgeklügelter Beschlägelösungen.
Etwa ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch mit Schlafen, und dies nicht umsonst: Ausreichender, erholsamer Schlaf ist wichtig für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Es lohnt sich also, in ein entsprechendes Schlafzimmer und Bett zu investieren. Diesen Umstand kann sich der Schreiner zunutze machen. Zusammen mit Beschlägehändlern und Anbietern von Bettinhalten ist er in der Lage, dem Kunden individuelle und ausgefallene Lösungen anzubieten.
«Im Standardbereich kann man natürlich kaum mit den grossen Möbelhäusern mithalten. Man muss etwas Spezielles anbieten», sagt Christian Tanner. Der Schreiner hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, in seiner Mobiliarwerkstatt in Basel aussergewöhnlich schlanke Bettrahmen aus Holz zu entwickeln. Dadurch ergaben sich hohe Anforderungen an die Verbindungsbeschläge und den Bettinhalt. «Ein Bett muss in erster Linie bequem und stabil sein», hält Tanner fest.
Also setzte er sich im Hinblick auf eine möglichst geringe Einbauhöhe als Erstes mit den verschiedenen Bettinhalten auseinander, denn von ihnen hängt die Höhe des Rahmens und die ganze Konstruktion ab. Nach dem Marktvergleich blieben ein Einlegerahmen von Bico und ein System von Trinatura übrig.
Sehr aufwendig gestaltete sich das Finden der passenden Verbindungsbeschläge. Dies obwohl Christian Tanner fest verleimte, metallfreie Bettrahmen bevorzugt. «Dank der schlanken Konstruktion sind die Rahmen zwar sehr leicht. Aber ab einer gewissen Breite und je nach Raumsituation müssen die Rahmen für den Transport einfach zerlegbar sein», sagt der Schreiner dazu.
Aufgrund der kleinen Querschnitte kamen allerdings viele der bekannten und bewährten Bettladbeschläge gar nicht infrage, sie sind schlicht zu gross für den feinen Rahmen. Und jene, die übrig blieben, waren einfach zu schwach oder man konnte sie nicht ausreichend spannen. Gemäss Tanner ist das Spannsystem einer der entscheidenden Faktoren, um ein steifes und stabiles Bett zu erhalten: «Ausserdem kann man dadurch die unliebsamen Knarrgeräusche verhindern.»
Lange arbeitete Tanner deshalb mit einbohrbaren Arbeitsplattenverbindern. Als Führung werden eigens dafür hergestellte Hülsen und Bolzen aus Stahl verwendet, um eine absolute Passgenauigkeit zu gewährleisten. Diese ist auch nötig, um einen perfekt bündigen Übergang zu erhalten. «Wir brechen die Kanten an diesen Stellen praktisch gar nicht, damit der zusammengebaute Bettrahmen wie aus einem Guss wirkt», sagt Tanner dazu.
Mit den Verbindern war Tanner allerdings nie ganz zufrieden, weil sie in der Anwendung zu fummelig seien. Deshalb hat er auch mit dem «Clamex»-Verbinder von Lamello experimentiert. «Leider lässt sich der Verbinder für diese Anwendung zu wenig stark spannen.» Er hat aber mittlerweile bereits einen neuen Beschlag entdeckt, der seinen Anforderungen gerecht zu werden scheint. Um was es sich dabei genau handelt, will Christian Tanner allerdings nicht verraten. Ebenso bleibt es sein Geheimnis, wie er die Auflagen für den Bettinhalt konstruiert hat.
Auf einen ganz anderen Bettenbereich hat sich die Schreinerei Ardüser in Davos GR spezialisiert: Aufgrund der zahlreichen Ferienwohnungen in der Region sind Klapp- und Schrankbetten oft ein Thema. Häufig handelt es sich gemäss Paul Ardüser um den Ersatz einer bestehenden Lösung, aber auch um Aufträge in Neubauten: «Viele bestehende Klappbetten sind um die 40 Jahre alt und müssen erneuert werden. Damals verwendete man für den Mechanismus noch Eisen- oder Betonplatten als Gegengewicht», erzählt Ardüser. Heute kommen dafür meistens platzsparende und leichte Gasdruckfedern zum Einsatz.
Ardüser hat über die Jahre verschiedene Systeme angeschaut und getestet. Hängen geblieben ist er bei den Klappbettlösungen von Häfele. «Das breite Sortiment sowie die Flexibilität bei den Einbaumassen und Bettinhalten gaben den Ausschlag», sagt der Schreiner. Manchmal sei es sogar möglich, mit nur wenigen Anpassungen ein neues System in einen bestehenden Schrank einzubauen.
Im Blick haben muss man dabei insbesondere das Gesamtgewicht des Bettes. Also nebst dem eigentlichen Beschlag den Rost, die Matratze und die Front. Wird das Maximalgewicht überschritten, muss dies bereits bei der Bestellung berücksichtigt werden. Dann stattet der Lieferant den Mechanismus gleich ab Werk mit einer stärkeren Gasdruckfeder aus. Weniger problematisch ist hingegen eine zu starke Feder. «Da kann man mit etwas Zusatzgewicht die Feinjustierung vornehmen», sagt Ardüser.
Werden die Klappbetten aber von älteren Personen bedient, beispielsweise wenn Enkelkinder zu Besuch kommen, dann empfiehlt sich der Einsatz eines elektrischen Beschlages. «Klar kostet solch eine Lösung mehr, aber wenn die Einrichtung nicht genutzt werden kann, war alles umsonst», gibt Paul Ardüser zu bedenken. Bei der Wahl des Systems sollte ausserdem darauf geachtet werden, dass die Füsse automatisch einfahren. Dies erleichtert das Handling und verhindert, dass die Füsse beim Schliessen eingeklemmt werden und Schäden entstehen.
Nebst Klappbetten erhält die Davoser Schreinerei aber auch immer wieder Aufträge für verhältnismässig gewöhnliche Betten. Dann allerdings ebenfalls individuell und passend zum Raumkonzept gefertigt. «Mit einem Rundumservice können wir uns gut von den Angeboten auf dem Möbelmarkt abgrenzen», begründet Paul Ardüser. Nebst den Betten kann die Schreinerei dann meistens noch Einbauschränke und Möbel fertigen oder das neue Parkett verlegen.
Mit knarrenden Betten hatte Ardüser bis jetzt nicht zu kämpfen. Die modernen Klapplösungen sind von Grund auf entsprechend konstruiert. «Bei den normalen Betten setzen wir auf exakt gefertigte und stabile Konstruktionen in Verbindung mit bewährten Bettladbeschlägen», erzählt der Schreiner. Zusätzlich werden aber im Bereich der Auflagen für den Bettinhalt immer Filzstreifen angebracht, um eventuelle Reibstellen zu eliminieren.
www.mobiliarwerkstatt.chwww.trinatura.chwww.paul-ardueser.chwww.haefele.chVeröffentlichung: 22. Januar 2015 / Ausgabe 4/2015