Sozial wird gross geschrieben
«Hier herrscht ein ehrlicher und familiärer Umgang»: Micha Germann. Bilder: Baumann + Eggimann AG
«Hier herrscht ein ehrlicher und familiärer Umgang»: Micha Germann. Bilder: Baumann + Eggimann AG
Spezielle schreinerei. Die Philosophie der Schreinerei Baumann + Eggimann AG im Kanton Bern unterscheidet sich von anderen Schreinereien: Der soziale Aspekt hat ein hohes Gewicht. Micha Germann ist Lernender im 2. Lehrjahr und mag die spezielle Ausrichtung.
«Die etwas andere Schreinerei – wir wollen Geschichte schreiben», ist der Leitsatz von Baumann + Eggimann im bernischen Zäziwil. Gegründet wurde das Unternehmen 1987 unter dem Namen Schreinerei Baumann als therapeutische Wohngemeinschaft. Drogenabhängige Menschen sollten bei einem Neuanfang unterstützt werden.
Noch heute beschäftigt die Baumann + Eggimann AG zum Teil Menschen, die es nicht einfach haben, eine Stelle zu finden. Die Anforderungen an einen Schreinerbetrieb sind allerdings gestiegen, sodass aus dem Sozialprojekt längst eine moderne Schreinerei mit Maschinenpark geworden ist.
Der 18-jährige Micha Germann aus Oberdiessbach BE ist im zweiten Lehrjahr. Für ihn war schon lange klar, dass er einen handwerklichen Beruf erlernen würde. Die Firma Baumann + Eggimann AG wurde ihm von Freunden und Bekannten empfohlen, die zum Teil auch Kunden der Firma sind. Was gibt es Besseres, als wenn Kunden ein gutes Zeugnis für eine Firma abgeben?
Micha hatte zudem eine zufällige Begegnung mit seinem jetzigen Chef, Roland Baumann, während eines Helikopterrundflugs über dem Berner Oberland. So schnupperte er schon bald darauf im Betrieb und erhielt anschliessend die Lehrstelle.
Auf die Frage, was seinen Lehrbetrieb von anderen Schreinereien unterscheide, antwortet Micha Germann: «In diesem Unternehmen steht der Mensch im Zentrum. Ein gutes Verhältnis unter den Arbeitern ist von grosser Bedeutung, das schätze ich sehr. Dadurch entsteht ein ehrlicher und familiärer Umgang. Zudem gibt unsere Firma auch Personen eine Arbeitsmöglichkeit, die sonst wenig Chancen hätten.»
Auch die ländliche Gegend macht den Arbeitsalltag von Micha ein wenig anders als jenen eines Schreinerlernenden in der Stadt. Die in Auftrag gegebenen Stücke sind häufig rustikaler. «In unserer bodenständigen Region werden öfters Möbel und Küchenfronten aus Massivholz bestellt. Das urchige und traditionelle Bauen fasziniert mich.» Micha gefällt das Verändern von Zimmern und Wohnräumen besonders gut. Deshalb hegt er auch schon einen Traum, den er sich später einmal erfüllen möchte: «Ich würde gerne ein Eigenheim besitzen und durch meinen erlernten Beruf den Bau selber planen und verwirklichen», sagt Micha. Und er ergänzt augenzwinkernd: «Das Bad würde ich mit einer Eichenmassivholzbadewanne ausstatten.»
www.tuerundraum.chVeröffentlichung: 11. Januar 2018 / Ausgabe 1-2/2018
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