Sonnige Aussichten für den Schreiner


Frisch installierte Solarpanels auf dem Schreiner-Ausbildungszentrum in Rothenburg LU. Bild: Luzerner Schreiner
Frisch installierte Solarpanels auf dem Schreiner-Ausbildungszentrum in Rothenburg LU. Bild: Luzerner Schreiner
Photovoltaikanlagen. Solaranlagen bieten Schreinereien die Möglichkeit, nachhaltig Strom zu erzeugen und so die Energiekosten massiv zu senken. Die Nutzung dieser erneuerbaren Energiequelle verbessert die Wirtschaftlichkeit und das Image gegen aussen.
Schreinereien haben einen hohen Stromverbrauch. Da eröffnen sich durch Solarenergie attraktive Möglichkeiten. Eine Photovoltaikanlage auf dem Betriebsgebäude ist ein Beitrag zum Umweltschutz und lohnt sich in den meisten Fällen auch wirtschaftlich. «Mit unserer Solaranlage können wir einen Grossteil unseres Strombedarfs selbst decken, so Kosten sparen und die Abhängigkeit von Energieversorgern reduzieren», sagt Armin Schmid, Leiter Weiterbildung beim Verband Luzerner Schreiner. Das Kompetenz- und Ausbildungszentrum in Rothenburg verfügt über Büros, Schulungsräume und drei Werkstätten. Es werden zwölf Mitarbeitende vor Ort beschäftigt. Das Objekt lässt sich also gut mit einer Schreinerei vergleichen. 2024 wurde eine Solaranlage mit 312 m2 und 62 kWp auf dem Dach des Gebäudes installiert. Die Anlage ist ohne Speicher ausgeführt und produziert jährlich ca. 56 000 kWh.
«Als führender Schweizer Türenhersteller wollen wir auch bei der Energieversorgung fortschrittlich handeln, und eine Solaranlage ist ein klares Bekenntnis dazu», sagt Markus Strebel von der Brunex AG. Der Türenhersteller mit Sitz in Brunegg AG mit rund 60 Mitarbeitenden hat in den vergangenen drei Jahren in die eigene Infrastruktur investiert. Im Bereich der Nachhaltigkeit hat Brunex mit der Installation einer Solaranlage einen Schritt in die Zukunft gemacht. Die Anlage weist eine Leistung von 770 kWp auf und produziert ca. 650 000 kWh pro Jahr. Einen Speicher hat die Firma ebenfalls nicht installiert. In Schreinereien wird die Energie in der Regel tagsüber gebraucht. Dann also, wenn die Solaranlage Strom liefert. «Genau dieser Punkt spricht besonders für eine Solaranlage. Schreinereien haben einen hohen Tagesstromverbrauch», bestätigt Daniel Schatzmann von der Future Power AG in Seon AG. Future Power ist auf die Installation von Solaranlagen spezialisiert und hat bereits diverse Projekte für Schreinereien und Zimmereien realisiert.
Die Dachflächen oder auch die Fassaden vieler Schreinereien bieten ausreichend Platz für die Installation einer Solaranlage. So kann mit ungenutzter Fläche Strom erzeugt werden. Eine gründliche Prüfung der Installationsfläche ist jedoch erforderlich. Hierbei müssen Ausrichtung, Neigung und mögliche Verschattungen durch Bäume und benachbarte Gebäude analysiert werden. «Insbesondere bei Dächern muss zunächst auch der Zustand geprüft werden», empfiehlt Armin Schmid. So wird verhindert, dass eine neue Solaranlage auf ein sanierungsbedürftiges Dach installiert wird und kurz darauf hohe Kosten für Demontage- und erneute Montagearbeiten verursacht. Neben Dächern eignen sich je nach Lage und Ausrichtung auch Fassaden als Solarflächen. Bei einer Sanierung oder einem Neubau gilt es zu prüfen, ob als Alternative zu aufgesetzten Solarmodulen direkt in das Dach oder die Fassade integrierte Module möglich sind.
Die Investition in eine Solaranlage ist mit Kosten verbunden, die sich jedoch durch Einsparungen beim Stromeinkauf ab Netz amortisieren lassen. Als einfaches Berechnungsbeispiel für eine Schreinerei dient eine Anlage mit der Leistung von 100 kWp (ca. 560 m2). Diese produziert jährlich 100 000 kWh Strom. Die Investitionskosten liegen je nach baulichen Gegebenheiten bei ca. 130 000 Franken. Daraus lässt sich die folgende Rechnung ableiten:
Die tatsächliche Amortisationsdauer kann je nach Strompreisentwicklung und individuellen Rahmenbedingungen variieren. Das Beispiel zeigt jedoch deutlich, dass sich eine Solaranlage für eine Schreinerei lohnen kann, insbesondere dank der hohen Lebensdauer der Komponenten. Bei Solarmodulen rechnet man mit 20 bis 30 Jahren, bei Wechselrichtern sind es im Schnitt 10 bis 15 Jahre. Zusätzlich sind die Unterhaltskosten tief, hier muss primär die Reinigung beachtet werden. Auf einem Flachdach steht diese ca. alle 2 bis 4 Jahre an, bei einem Steildach alle 5 bis 10 Jahre. Schnee im Winter hat dabei eine reinigende Funktion.
Wie bereits erwähnt, spielt der direkte Eigenverbrauch eine wichtige Rolle. Wer eine Photovoltaikanlage installiert, muss den produzierten Strom möglichst selbst nutzen, statt ihn zu schlechten Preisen an den Energieversorger zu liefern. Während eingekaufter Strom inklusive Netznutzung und Gebühren meist bei 28 Rp./kWh liegt, können überschüssige PV-Erträge nur für etwa 4 Rp./kWh ins Netz eingespeist werden. «Eigenverbrauch ist immer günstiger als Strom aus dem Netz», betont Daniel Schatzmann.
Die Entwicklung der Stromkosten spielt bei dieser Berechnung eine grosse Rolle. 2025 sind die Gebühren im Vergleich zum Vorjahr vielerorts wieder etwas gesunken. Trotz kurzfristiger Schwankungen sind sich Experten aber einig, dass die Kosten langfristig steigen. Hohe Investitionen in die Energieinfrastruktur, die Energiewende und die Gewährleistung der Versorgungssicherheit sind mögliche Gründe. Es gilt also, den Eigenverbrauch zu optimieren. Hier können ein Energieberater oder die Installationsfirma helfen.
Mittels Verbrauchsprofil lässt sich die Basis für eine Optimierung und später die Auslegung der Anlage ableiten. Nebst dem Betreiben der Anlagen nach dem Prinzip «Nur tagsüber, wenn die Sonne scheint» lassen sich viele moderne Verbraucher wie beispielsweise Wärmepumpenboiler oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge steuern. So wird nur dann warmes Wasser erzeugt oder das Auto geladen, wenn auf dem Dach genügend Energie erzeugt wird. Eine intelligente Software übernimmt das Energiemanagement als zentrale Einheit im gesamten System. «Wir optimieren unsere Leistung und den Verbrauch mittels Steuerung. So werden beispielsweise die Elektrostapler und die E-Fahrzeuge unter der Woche nur minimal geladen und sonntags dann zu 100 %», sagt Markus Strebel.
Wer den Eigenverbrauch weiter optimieren will, kann einen Batteriespeicher installieren. Damit lässt sich der überschüssige Solarstrom speichern, um ihn später zu nutzen, statt diesen in das Stromnetz einzuspeisen. Speicherlösungen sind jedoch aktuell noch eher teuer und nicht sehr effizient. Durch die Speicherung geht ein Teil des Stroms verloren. Für eine Anlage mit der Leistung von 100 kWp ist ein Speicher mit Kapazität von 50 bis 100 kWh sinnvoll. Die Kosten für einen 50-kWh-Speicher liegen aktuell bei ca. 35 000 Franken. «Ob sich diese Zusatzinvestition lohnt, muss individuell berechnet werden, je nach Verbrauchsprofil», betont Daniel Schatzmann. Wie die obige Berechnung zeigt, kann in den meisten Fällen auf eine Speicherlösung verzichtet werden, da die Amortisationsfrist auch ohne attraktiv ist.
Wer eine Photovoltaikanlage installiert, sollte die Elektromobilität zur weiteren Optimierung des Eigenverbrauchs prüfen. Die Reichweite dieser Fahrzeuge liegt heute in der Regel bei über 400 km, und damit sind sie für den regionalen Einsatz gut geeignet. Kehren die Mitarbeitenden mittags oder abends in den Betrieb zurück, kann das Fahrzeug unter der Woche teilweise aufgeladen werden. Am Wochenende wird der Akku dann ganz gefüllt. Anders sieht es aktuell aus, wenn weite Strecken zurückgelegt werden müssen. Hier können eine zu geringe Reichweite, zu lange Ladezeiten oder fehlende Ladeinfrastruktur unterwegs zum Problem werden. Die Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen sind höher, die Unterhaltskosten jedoch tiefer als bei Verbrennermodellen. Für den Betrieb von Elektrofahrzeugen muss zu Beginn in eine Ladeinfrastruktur investiert werden, dabei werden rasch fünfstellige Beträge fällig, je nach Anzahl Ladeplätze und Leistung.
Bei der Planung einer Solaranlage sollte zunächst geprüft werden, ob der Strom ins Netz eingespeist werden kann. Eine frühzeitige Klärung mit dem Netzbetreiber ist unerlässlich. Für ein System, das funktional und wirtschaftlich überzeugt und zu den eigenen Voraussetzungen passt, lohnt sich in der Regel die Zusammenarbeit mit einem Fachbetrieb aus der Region. Dieser kann passende Referenzobjekte nennen, und der Kunde profitiert von der Erfahrung und der Unterstützung bei der Abwicklung des Projekts. So wird auch sichergestellt, dass alle verfügbaren Fördergelder bezogen werden oder die Prüfung und Abnahme der Anlage nach den gesetzlichen Vorschriften erfolgen. «Gerade in Schreinereien mit erhöhter Brandlast ist eine fachgerechte Umsetzung essenziell», betont Daniel Schatzmann. Langfristig profitiert man bei der Zusammenarbeit mit einem Fachbetrieb von Garantieleistungen und Service.
«Meine Empfehlung ist, die Umsetzung der Arbeiten vor Ort persönlich zu prüfen, um die Qualität sicherzustellen», sagt Armin Schmid. Wer diese wichtigsten Punkte beachtet, dem bescheren sonnige Stunden tiefe Stromkosten.
www.brunex.chwww.future-power.chwww.luzerner-schreiner.ch
Bezeichnet die maximale Leistung einer Solaranlage unter idealen Bedingungen. Je höher der kWp-Wert, desto mehr Strom kann die Anlage erzeugen.
kW (Kilowatt):
Die Einheit für die Leistung. Gibt an, wie viel Energie pro Zeiteinheit umgewandelt oder verbraucht wird. Beispiel: Eine Maschine mit 3 kW verbraucht 3 kWh Energie pro Stunde.
kWh (Kilowattstunde):
Entspricht der Energiemenge, die ein Gerät mit 1 kW Leistung innert einer Stunde verbraucht. Die Stromrechnung wird in kWh abgerechnet.
Strings:
Reihenschaltung von Solarmodulen, um die Spannung zu erhöhen.
Schreinereien, die eine Photovoltaikanlage installieren, können von Förderprogrammen des Bundes profitieren. Pronovo, als Vollzugsstelle für erneuerbare Energien, deckt beispielsweise bis zu 30 % der Investitionskosten für frei stehende bzw. angebaute Anlagen ab und bietet Einmalvergütung für Anlagen an. Zusätzliche Leistungen gibt es für Anlagen mit einer Neigung über 75°, bei Standorten in über 1500 m ü. M. und für gebäudeintegrierte Anlagen.
www.pronovo.chVeröffentlichung: 17. April 2025 / Ausgabe 16/2025
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