Scozzi gewinnt beim Nachwuchsstar gleich zweimal


Patrick Oeschger von Opo (links) beglückwünscht Simone Scozzi zum Gewinn des «Schreiner Nachwuchsstars 2022» sowie des Opo-Beschlagpreises. Bild: Beat Baschung
Patrick Oeschger von Opo (links) beglückwünscht Simone Scozzi zum Gewinn des «Schreiner Nachwuchsstars 2022» sowie des Opo-Beschlagpreises. Bild: Beat Baschung
Prämierung. Simone Scozzi aus Leimbach AG hat abgeräumt: Der 30-Jährige hat bei der Holzmesse in Basel sowohl den Preis als «Schreiner Nachwuchsstar 2022» wie auch den Opo-Bechlagspreis gewonnen. Robin Achermann aus Buttisholz LU erhielt den Lamello-Talentpreis.
Die Besucherinnen und Besucher der Holzmesse in Basel waren sich bei der Publikumswahl des «Schreiner Nachwuchsstars 2022» relativ einig. Mit Abstand am meisten Stimmen erhielt Simone Scozzi aus Leimbach AG für sein Sideboard aus amerikanischem und europäischem Nussbaum mit goldfarbenen Scharnieren und Griffen und mit seiner speziellen mehrteiligen Faltfront. Und zwar deren 123 von insgesamt 1562. Zur Wahl standen 70 Exponate von Schweizer Lernenden sowie deren fünf aus Süddeutschland.
Der 30-jährige Aargauer, der sich im dritten Lehrjahr bei der Jörg Bolliger AG in Gontenschwil AG befindet, war nach der Auszeichnung etwas sprachlos. Inspirieren liess er sich für sein Sideboard auf Instagram von einer amerikanischen Shapetüren-Designerin, die ein Exponat mit aufklappbaren Türen herstellte. «Ich wollte etwas ähnliches machen und gemäss des Mottos des Aargauer Lernendenwettbewerbs goldige Akzente setzen», beschrieb Scozzi. «Und ich wollte ein queres Furnierbild.» Für die Frontteile habe er keine CNC benutzt, sondern alles von Hand bearbeitet. «Ich habe Schablonen gemacht und die Streifen mit der Oberfräse ausgefräst und dann alle einzelnen Kanten zusammen furniert.» Für das Möbel hat er ohne Planung 238 Stunden investiert. «Die Idee war, dass stabiles Holz wie ein Blatt Papier aufgeklappt werden kann.»
Scozzi stammt aus dem süditalienischen Apulien, wo er eine Ausbildung als Schiffskapitän absolviert hat. Später hat er in einer Schreinerei gearbeitet und Freude an dieser Arbeit bekommen. «Vor acht Jahren bin ich in die Schweiz gekommen», erzählt er. Nach drei Jahren im Tessin, hatte es ihn in die Deutschschweiz gezogen. Wegen seiner zukünftigen Frau sei er schliesslich in den Aargau gezügelt. «Ich wollte hier die Schreinerlehre machen und habe einen guten Lehrbetrieb gesucht, der noch aufs klassische Handwerk setzt. So bin ich zur Bolliger AG gekommen.»
Dass er nicht nur Nachwuchsstar wurde, sondern auch den Opo-Beschlagpreis gewann, konnte Scozzi an der Preisverleihung kaum fassen. «Die innovative Lösung der Türöffnung mittels dem Soss-Möbelscharnier hat die Jury überzeugt», sagte Patrick Oeschger, CEO der Opo Oeschger in Kloten ZH, bei der Laudatio. «Trotz der einfachen Form des Sideboards ist der Überraschungsmoment bei der Bedienung der Türen sehr hoch.» Wie ein Blatt Papier lasse sich die Türe über die Achse öffnen, ohne dass sich die Stabilität der Front verändert. «Ein tolles Beispiel, wie eine Türöffnung neu interpretiert werden kann.»
Susanne Affolter, Geschäftsführerin und Hauptaktionärin der Lamello AG in Bubendorf BL, übergab in Basel noch einen weiteren Jurypreis, den Lamello-Talentpreis. Diesen hat Robin Achermann aus Buttisholz LU (Vogel Design AG, Ruswil) mit seinem Octagon gewonnen. Die Fachjury hatte die Exponate angeschaut und sich davon zehn Favoriten ausgesucht. Diese wurden unter folgenden Kriterien bewertet: Originalität/Individualität, Funktionalität, Materialisierung, handwerkliche Verarbeitung sowie der Einsatz von Verbindungsmitteln. «Der Gewinner hat durch das einmalige Design überzeugt», sagte Affolter. «Das aussergewöhnlich gestaltete Möbel lässt im geschlossenen Zustand seinen vielfältigen Verwendungszweck nicht erahnen.» Türen und Schubladen würden mit dem Rest des Korpus verschmelzen, der aus einzelnen Dreiecken besteht. «Hier war im Vorfeld eine sehr detaillierte Planungsphase nötig, damit alle Winkel korrekt geschnitten werden konnten und der Mix aus zwei verschiedenen Werkstoffen im Bereich der Stossfugen perfekt zusammenpassen.»
Den Gästepreis für das Objekt aus Süddeutschland mit den meisten Stimmen, gesponsert von Festool, durfte Luca Poletti von der Schreinerei Dirk Schinker in Merzhausen (D) entgegennehmen.
Nicole D'Orazio
1. Simone Scozzi, Leimbach AG (Lehrbetrieb Jörg Bolliger AG, Gontenschwil AG) 123 Stimmen. 2. Tobia Inniger, Wimmis BE (Gafner Creaktiv AG, Erlenbach im Simmental) 88. 3. Aurelio Ehrbar, Scharans GR (TM Schreinerei, Zillis GR) 66. 4. Nadine Brülisauer, Brülisau AI (Koch Möbelhandwerk AG, Gonten AI) 64. 5. Elia Wettstein, Gerlikon TG (Schreinerei Fehlmann AG, Müllheim TG) 59. 6. Severine Moser, Trubschachen BE (Schreinerei Eichenberger GmbH, Trub BE) 57. 7. Robin Achermann, Buttisholz LU (Vogel Design AG, Ruswil LU) 54. 8. Valentin Länzlinger, Mosnang SG (Scherrer Holzbearbeitung GmbH, Lütisburg-Station SG) 53. 9. Loïc Theurillat, Courrendlin JU (Menuserievoisard.ch Sarl, Vicques JU) 50. 10. Jonas Föhn, Steinen SZ (Koller AG, Ibach SZ) 45. – Insgesamt wurden 1562 Stimmen abgegeben.
Gesamte Rangliste mit allen Teilnehmenden
Veröffentlichung: 18. Oktober 2022
In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.
mehrWer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen.
mehrPaidPost. Jedes Jahr steht bei den Schreiner-Lernenden die IPA an: die praktische Arbeit, die innert vorgegebener Zeit hergestellt wird. Hier die diesjährigen Projekte.
mehr