Schreiten wie in einem Schloss

Die Sortierung der verschiedenen Breiten und sogar konischen Riemen ergeben ein einzigartiges Bild. Bild: Holz-Werke.ch

Riemenböden.  Mittlerweile haben sehr viele Echtholzparkette Mehrschichtaufbauten, welche das mögliche Verziehen der Riemen stark eindämmen. Es gibt aber immer noch ein breites Angebot an Massivholzdielen, deren heutige Anwendung jedoch anspruchsvoller geworden ist.

Böden aus massiven Holzbrettern gibt es wohl schon fast so lange, wie überhaupt Häuser gebaut werden. Das eher leichte Baumaterial ist sehr tragfähig, fühlt sich angenehm warm an – auch wenn keine Heizung vorhanden ist – und wirkt feuchtigkeitsausgleichend sowie antiseptisch. In alten Schlössern und Klöstern sind heute noch originale Riemenböden zu sehen, was von deren Langlebigkeit zeugt.

Ein grosses Angebotsfeld

Gerade auf diese Langlebigkeit weist auch die Firma Roser AG aus Birsfelden BL hin. Die Firma mag vielen vor allem als Anlaufstelle für Furnier bekannt sein. Gehandelt wird aber auch mit wesentlich dickerem Material, nämlich vollmassiven Riemenböden, beispielsweise in den Stärken von 15 bis 27 mm, Breiten von 116 bis 198 mm und Längen von 853 bis 2653 mm. Dabei gibt es ein breites Angebot an Nadel- sowie Laubhölzern. Die Kunden schätzen laut Firmenangaben das positive, wohngesunde Raumgefühl ohne Leimverbindungen und den natürlichen Charme der einzigartigen Dielen, von denen es nie auch nur zwei ähnliche geben kann – die Dicke lässt das einfach nicht zu.

Auf dem Markt finden sich auch im vollmassiven Bereich recht unterschiedliche Angebote, was die Dimensionen anbelangt. Eine sehr spezielle Möglichkeit bietet beispielsweise die Firma Holz-Werke.ch GmbH aus Kirchberg SG. Deren Produktion erlaubt die Fertigung von Parkettdielen aus regionalem Holz oder von Bäumen, die der Kunde noch auf seinem Land stehen hat. Die maximale Riemenlänge beträgt 5 m, und für Kunden, die Breiten bis über 300 mm bevorzugen, können auch Dickfurniere von 5 mm Stärke gesägt und beim Verkleben mit einer Mittellage auf 5 m Länge gepresst werden. Durch die individuelle Produktion besteht eine grosse Dimensionsfreiheit innerhalb der maschinell bedingten Grenzen.

Für eine sehr lange Nutzbarkeit

Ein vollmassiver Boden wird laut Angaben der Roser AG als Wertsteigerung der Immobilie angesehen. Die Firma rechnet mit einer Lebensdauer von über 100 Jahren. Ein Mehrschichtparkett soll demnach etwa 20 bis 50 Jahre und ein Billiglaminat etwa 5 bis 10 Jahre halten. Wichtig bei echtem Holz ist immer die Nutzschichtdicke, welche die Häufigkeit des Nachschleifens limitiert. Laminate und ähnlich aufgebaute Böden können nicht einfach abgeschliffen und neu beschichtet werden. Vollmassive Riemenböden verfügen heute über Nut- und Kammverbindungen. Und auch diese begrenzen die Erneuerbarkeit.

«Sehr häufig kommen Massivholzdielen von 14 oder 15 mm Dicke zum Einsatz. Die Holzstärke, die über deren Verbindung schadlos abgeschliffen werden kann, ist durchaus mit der Nutzschicht wertiger Mehrschichtdielen vergleichbar», sagt Mark Teutsch. Er ist Geschäftsleiter der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) und agiert auch als Experte in diesem Bereich. Aktuell werde in der Schweiz rund 5 % Massivholzparkett verbaut. Und aktuell würden dabei leider viele Fehler gemacht. Diese Form der Dielen verlangen ein grosses fachliches Wissen über alle Zusammenhänge und eine sehr konsequent und sauber ausgeführte Arbeit.

Die Kraft der dicken Dielen

Die Verbindung der Riemen hat eine versteifende Wirkung bei der Biegebelastbarkeit des Bodens und auch den Bewegungen, die das Holz beim Quellen und Schwinden macht. Damit unterscheiden sie sich zu ihren älteren Vorgängern, die in einer Zeit verbaut wurden, als solche Profilarbeiten nicht über viele Laufmeter möglich waren.

Die damalige schlechte Beheizung der Räume erlaubte zudem einen doch recht sorglosen Umgang mit Massivholz.

Je dicker vollmassive Dielen sind, desto stärker können sie auf ein wechselndes Raumklima reagieren. Entsprechend hat jegliche Form von Feuchtigkeit in den heute so intensiv beheizten Innenräumen Einfluss auf die gleichbleibende Qualität solcher Böden. Grundsätzlich muss jede einzelne Diele am Boden fixiert sein, damit sie sich nur an diesem Ort bewegen kann und sich nicht die Summe aller Dielen über den Boden schiebt. Eine Klickverbindung bei Riemenböden ist somit nicht möglich.

Das exakte Einhalten der Holzfeuchte

Mehr oder weniger offene Fugen gehören zum normalen Bild solcher Böden. Es gibt keine Normierung der maximalen Fugenöffnung, da nur schon Rift- und Seitenbretter völlig anders arbeiten. Bei einer optimalen Raumluftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % ergibt sich eine Holzfeuchtigkeit von 6 bis 12 %. Mark Teutsch empfiehlt daher eine mittlere Holzfeuchtigkeit von 9 % (6 % in höheren Lagen), die jeder Riemen beim Einbau aufweisen muss. Damit können nur minimale Schwund- und Quellbewegungen entstehen, und selbst der Randabstand zur Wand ist nicht besonders wichtig.

Bei der vollflächigen Verklebung solcher Böden muss die Tauglichkeit des Klebstoffes und des Unterlagsbodens unbedingt konkret abgeklärt werden. Gerade bei Spanplatten oder Gipsböden ist Vorsicht geboten, da sie oft zu wenig stabil sind und vom Holzboden verformt werden können. Grosse Vorsicht sollte man auch bei Bodenheizungen walten lassen. Die Parameter bezüglich Raumklima werden damit immer heikler – besonders wenn auch noch dicke Dielen im Spiel sind. Eine spätere bauliche Veränderung, bei der kurzzeitig mehr Feuchtigkeit in den Raum gebracht wird, die nicht sofort mit Luftentfeuchtern abtransportiert wird, kann dann sehr schnell zu Schäden führen.

Geklammert oder geschraubt

Die klassische Art der Befestigung von Riemenböden besteht darin, sie auf der Kammseite mit Klammern oder speziellen Dielenschrauben mit der darunter liegenden Balkenlage zu verbinden. So ist jede Diele fixiert und kann sich minimal, aber ausreichend bewegen.

Auch mit Massivholzdielen lassen sich trittschallgedämmte Böden einbauen. Beispielsweise die Firma Steico SE aus dem deutschen Feldkirchen bietet mit ihrem «Steico Floor» ein passendes System an. Ausreichend dimensionierte Verlegeleisten sind mit den Holzfaserplatten, welche den Zwischenraum ausfüllen, über Nut und Kamm verbunden. Die Leisten sind etwas dünner als die Platten und erreichen somit den Boden darunter nicht, womit der Holzboden schallentkoppelt ist. Die Firma empfiehlt, der Wand entlang einen 10 mm dicken Randdämmstreifen einzusetzen. Damit erreicht man, dass gar keine Körperschallübertragungen mehr möglich sind.

www.parkett-verband.chwww.roser-swiss.comwww.holz-werke.chwww.steico.com

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 12. September 2024 / Ausgabe 37/2024

Artikel zum Thema

12. September 2024

Alte Strukturen in neuer Frische

Auffrischen.  Strukturierte Böden sind nun schon seit vielen Jahren sehr beliebt. Allerdings erfordert die Pflege und besonders die Renovation dieser Oberflächen Erfahrung und Know-how. Wie die Strukturen wieder neuen Glanz bekommen können, zeigt dieser Artikel.

mehr
07. März 2024

Wo Nässe keine Rolle spielt

Fliesenersatz.  In manchen Innenräumen muss mit nassen Bodenpartien gerechnet werden, und dennoch soll ein individuell wohnlicher Charakter gewahrt werden. Neuere Feuchtraumböden schaffen auch für Schreiner interessante Angebotsmöglichkeiten.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Bodenbeläge