Schnell festgeschäumt

2K-Schaum härtet schnell aus, muss aber innert kürzester Zeit vollständig verarbeitet werden. Bild: Permapack AG

Türfutter. Die Montage von Zargen erfolgt üblicherweise mit Ein- oder Zweikomponenten- PU-Schaum. 2K-Produkte haben sich hier aufgrund der rationelleren Verarbeitungsmöglich-keiten durchgesetzt. Allerdings gibt es auch hier kritische Punkte zu beachten.

Abdichten und Dämmen – manchmal, wenn ein Bauteil nicht genau passt – wird dafür Montageschaum häufig eingesetzt. Deshalb und aufgrund der teilweise darin enthaltenen Isocyanaten ruft der Einsatz dieser chemisch-technischen Produkte auch Kritiker auf den Plan. Und trotzdem eignet sich PU-Schaum nach wie vor sehr gut für seinen ursprünglichen Zweck: die Montage von Bauteilen.

In der Schreinerbranche handelt es sich dabei meist um die Montage von Türfuttern. Das Einschäumen von Futtern gehört neben der Befestigung mit Schrauben zum Einmaleins vieler Montageprofis. «Mittlerweile wissen die meisten über die fachgerechte Anwendung von PU-Schaum Bescheid», bestätigt Schimun Tobler von der SFS Unimarket AG. Bei der Verwendung von Einkomponenten-Schaum komme es aber noch vor, dass das Anfeuchten des Untergrundes vergessen gehe. Denn 1K-Schaum benötigt für das Abbinden Feuchtigkeit.

Für das komplette Durchhärten reicht aber die übliche Luftfeuchtigkeit nicht aus. Dann kann es zum berüchtigten «Nachdrücken» kommen, was nach dem Entfernen der Futterstreben ein Verziehen des Futters zur Folge hat.

Ohne das Benetzen des Untergrundes härtet der Schaum nur auf der Aussenseite vollständig aus. Dadurch dringt nur noch wenig von der benötigten Feuchtigkeit bis in das Innere vor. Das verzögert den Aushärtungsprozess und der Schaum kann noch Tage später «nachdrücken». Diesen Umstand gilt es insbesondere zu berücksichtigen, wenn grosse Zwischenräume mit 1K-Schaum ausgefüllt werden sollen. «In der Regel kann man davon ausgehen, dass pro 750 ml 1K-Dose etwa 70 ml Wasser benötigt werden», ergänzt Schimun Tobler.

Schaum-Temperatur im Griff?

Kein Wasser benötigt Zweikomponenten-PU-Schaum, die Aushärtung erfolgt durch den beigemischten Härter. Dadurch ist ein gleichmässiges Abbinden sichergestellt. Für die Montage von Türfuttern haben sich diese Produkte in den letzten Jahren vermehrt wegen der kurzen Aushärtungszeit durchgesetzt. «Wir verwenden praktisch nur noch 2K-Schaum», bestätigt Lukas Strasser von der 1Bau-Montagen GmbH. Je nach Fabrikat erreichen 2K-Schäume etwa dreimal schneller ihre endgültige Festigkeit als 1K-Produkte.

Die Reaktion von Schaum und Härter kann allerdings auch viel zu schnell von statten gehen: Die empfohlene Verarbeitungstemperatur liegt ungefähr zwischen 10 und 25 °C. Was passiert, wenn die Temperatur zu hoch ist, erfuhr Lukas Strasser im vergangenen Sommer: «Der Schaum härtete bereits im Kunststoffröhrchen aus und dieses flog dann durch den Druck davon.»

Diese Problematik ist den Herstellern bekannt. Sie empfehlen 2K-Gebinde bei zu warmen Temperaturen in einem Wasserbad abzukühlen. Liegt die Temperatur der Dose unter 10 °C, wird ein langsames Aufwärmen auf etwa 20 °C empfohlen. «Nach dem Herunterkühlen konnten wir den Schaum wieder ohne Probleme verarbeiten», bestätigt Strasser.

Verschiedene Kartuschen

Bei den 2K-Gebinden gibt es zwei verschiedene Kartuschensysteme: Eine Variante stellt eine Dose dar, die von aussen ganz gewöhnlich aussieht. Im Innern befindet sich allerdings ein separater Behälter mit dem Härter. Mittels Auslöseknopf oder Bodenschraube wird der Härter freigegeben und durch kräftiges Schütteln mit dem PU-Schaum vermischt. Die Reaktion wird dadurch unumkehrbar in Gang gesetzt. Deshalb muss bei diesem Verfahren der Doseninhalt innert weniger Minuten verarbeitet und vollständig entleert werden. Anderenfalls kann sich die Dose durch die Reaktionswärme zu stark erwärmen und bersten.

Die andere Variante stellt ein Zweikartuschensystem dar, bei dem Härter und Schaum erst in der Düse miteinander vermischt werden. Dadurch entfällt das Schütteln der Dose und die Gefahr einer überhitzten Dose ist geringer. Dafür muss der Schaum zügig und ohne Unterbrechung verarbeitet werden. Ansonsten härtet die gemischte Masse in der Düse aus und verstopft diese. Ob sich die beiden Komponenten richtig miteinander vermischt haben, erkennt man übrigens an der gleichmässigen Farbe des Schaums.

Ob 1K- oder 2K-Schaum zum Einsatz kommt, hängt allerdings nicht nur von der Verarbeitung ab, sondern auch vom Preis – denn 2K-Produkte kosten ungefähr doppelt so viel wie 1K-Schaum. Gemäss Schimun Tobler kann es sich deshalb je nach Situation lohnen, beide Produkte zu kombinieren: «Es gibt Anwender, die bei grossen Aufträgen das Bauteil mit 2K-Schaum setzen und den restlichen Zwischenraum mit 1K ausfüllen.» Für einzelne Futter lohnt sich dieses Vorgehen aber kaum, zumal die Ausbeute einer üblichen 2K-Kartusche für ein Futter ausreicht.

Die Fuge muss stimmen

Egal, welchen Schaum Lukas Strasser einsetzt, er zieht in jedem Fall die Einweg- Kunststoff-Röhrchen einer Pistole vor. «Mit den Einwegröhrchen hat man schlicht weniger Reinigungsaufwand und sie sind etwas dünner als das Rohr der Pistole.» Lukas Strasser spricht damit ein Problem an, das er immer öfter auf Baustellen antrifft: Aufgrund krummer Mauern oder ungenauer Massaufnahmen bleibt zwischen Laibung und Futter kaum noch Platz. Dies erschwert das Einschäumen des Türfutters. Das andere Extrem stellen zu grosse Abstände dar. In solchen Fällen muss die Fuge im Bereich der Befestigungspunkte druck- und zugfest hinterfüttert werden. Denn die Schaumhersteller empfehlen eine Fugenbreite von 8 bis 25 mm, um eine optimale Festigkeit zu gewährleisten.

www.sfsunimarket.bizwww.1bau.chwww.permapack.chwww.bessey.de

ph

Veröffentlichung: 10. Oktober 2013 / Ausgabe 41/2013

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