Rosarote Grünanlagen

Wer von einem Baum- investment Naturnähe erwartet, wird ent- täuscht. Eine Mono- kultur ist kein Wald, verspricht aber eine hohe Rendite. , Bild: Querdenker GmbH

Investment.  Was liegt näher für die Akteure der Holzbranche, als in die Zukunft des Rohstoffs zu investieren? Die rasant wachsende Sparte der Baum-Investments verspricht eine sinnvolle und ökologische Anlageform mit Höchstrenditen. Doch wie realistisch sind diese Versprechen?

Der Wald ist weltweit weiterhin auf dem Rückzug. Und während die natürlichen Grundlagen für den ökologischen Rohstoff schwinden, steigt gleichzeitig die Nachfrage nach Holz. Und ein knapper werdendes Gut steigt in seinem Wert, so die Logik. Dazu kommt, dass Anleger vermehrt nach sicheren Formen des Investments suchen. Viele Milliarden wurden deshalb im letzten Jahr umgeschichtet. Die Publikumsfonds verlieren, während solche, die als ethisch korrekt und ökologisch sinnvoll gelten, zulegen.

Damit sind die Eckpfeiler für die Spielwiese von Investmentanbietern, die Wald und Holz als Anlageobjekt anbieten, abgesteckt. Inzwischen tummeln sich viele Betreiber solcher «grüner Anlagen» auf dem Markt. Sie sprechen eine Zielgruppe an, die ihr Geld verantwortungsvoll mehren möchte. «Tue Gutes und verdiene daran», so die Botschaft von Forest Finance. Zwölf Prozent und mehr jährlich, damit gehört die Schwei-zer Life Forestry Group mit Sitz in Stans zu den Anbietern, die viel versprechen. Kaum jemand hat bisher aber genau hingeschaut, ob die Renditevoraussagen realistisch und solche Edelholzplantagen ökologisch tatsächlich sinnvoll sind.

Heile Welt mit Geld

Der Jaguar schleicht vor dem Hintergrund einer saftig grün bewaldeten Berglandschaft über einen Stamm. Wohl ein Teak-Stamm, denn das Edelholz ist es, in das die Anleger investieren.

Die Life Forestry Group pflanzt ausschliesslich Teak-Bäume in Ecuador und Costa Rica. Monokulturen, zwischen den Baumreihen wird die pflanzliche Konkurrenz im besten Fall ausgemäht. Gespritzt wird auf den Holz- ackern mit den Teak-Bäumen nach Auskunft des Unternehmens jedoch nicht. Dass die grosse Raubkatze auf solchen Flächen keinen Lebensraum findet, ist die eine Sache. Dass der wohl überwiegende Teil der Bauminvest-Anbieter über die frühere Nutzung der Flächen keine Angaben macht, eine andere. Es findet sich lediglich der Hinweis, man kaufe für die Plantagenwirtschaft Flächen, welche den besten Boden aufweisen. Normalerweise wächst Wald aber in Gebieten, die weniger fruchtbar sind. Das ist in Europa so und auch in Lateinamerika.

Denn die besten Böden dienen der Bevölkerung zum Anbau von Nahrungsmitteln. «Wenn landwirtschaftliche Fläche für die Ernährung der lokalen Bevölkerung verloren geht, weil der Verkauf an Investment-Unternehmen lukrativ ist, muss irgendwo anders wieder Fläche freigemacht werden. Dann sind wir bei der mittelbaren Waldvernichtung angelangt», gibt Jens Töniges zu bedenken, der seit vielen Jahren im Öko-Tourismus in Ecuador arbeitet.

Und dabei ist die Life Forestry Group in punkto Transparenz noch gut. Auf der Website des Unternehmens lassen sich die Flächen mit den einzelnen Parzellen einsehen. Auch einem Besuch vor Ort steht für Anlageinteressierte nichts im Wege.

Aus der Ferne unmöglich

Wie ökologisch ein Investment in eine Edelholzplantagenwirtschaft ist, lässt sich aufgrund der verfügbaren Informationen aus der Ferne fachlich nicht beurteilen. «Daran ändert auch ein Zertifikat nichts», sagt Peter Gerhardt, Fachreferent für Tropenwald bei Robin Wood. Die Umweltschützer halten sich zurück mit einer Bewertung solcher «Grünanlagen». Denn wie will man allein den Umstand bewerten, dass Teak in Lateinamerika nicht heimisch ist? Und wie, dass Monokulturen auf Flächen wachsen, wo natürlicherweise bunt gemischtes Treiben herrschen würde?

Um solcher Kritik entgegenzutreten, setzt der deutsche Öko-Pionier-Unternehmer Leo Pröstler auf Mischkulturen. Die Plantagen des Bauminvest-Gründers in Costa Rica werden dazu mit mehreren Baumarten gerechtfertigt. Die eine Hälfte der Fläche wird mit einheimischen Baumarten bepflanzt, die andere Hälfte mit Teak. Zwischen den Pflanzreihen betreiben lokale Bauernfamilien Waldfeldbau. Dieser Ansatz ist bei den Anbietern wohl einmalig und entspricht dem sozialen Nachhaltigkeitsgedanken.

Wer aber auf Nummer sicher gehen möchte, ob er mit einem Investment hinter der Sache stehen kann, dem bleibt wohl nichts anderes übrig, als sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen.

Renditen aus dem Märchenwald

Die Prognosen der Kapitalverzinsung bei Bauminvestments sind mit bis zu zwölf Prozent äusserst attraktiv. Finanzfachleute weisen darauf hin, dass die Risiken aber ebenfalls hoch sind. Dies vor allem wegen der langen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Auch ein Ausstieg soll bei den meisten Verträgen recht teuer kommen. Da man das Risiko eines Totalverlustes eingeht, sollte man nicht mehr investieren, als man in diesem Fall auch verschmerzen kann.

In den Hochglanzprospekten klingt das freilich anders. Der langen, im Grunde unkalkulierbaren Laufzeit setzen die Investgesellschaften neben der ethischen und ökologischen Komponente die hohe Rendite und die Sicherheit der Anlage gegenüber. Und Letzteres verwundert den Forstfachmann; denn 30 Jahre Forstwirtschaft sind nicht voraussehbar. Schaut man in die umgekehrte Richtung, erschliesst sich diese Unvorhersehbarkeit noch besser: Vor 30 Jahren waren die meisten lateinamerikanischen Staaten Diktaturen. Und was wird nach 2040 sein? Da die Baumfonds eine relativ junge Anlageform sind und die Laufzeiten lang, wurde bislang wohl noch nie ein Investment ausgezahlt.

Klimawandel als Spielverderber

Das Risiko des zufälligen Unterganges der Anlagen ist hoch. Kulturen können von Schädlingen dahingerafft werden, durch Feuer oder Überschwemmung vernichtet werden oder auch ganz langsam sterben, etwa durch Folgen des Klimawandels. Dieser macht sich in Lateinamerika massiv bemerkbar, worüber aber hierzulande nicht gesprochen wird. Am Chimborazo, dem höchsten Berg Ecuadors, kann man dies gut beobachten. Laut den lokalen Bergführern stieg die Schneegrenze um einige hundert Meter in den letzten sechs bis acht Jahren. Wie das Klima und die standortfremden Teak-Bäume sich entwickeln, lässt sich beim besten Willen nicht voraussagen.

Relativierend wirkt auch der Blick auf die hiesigen Renditeerfahrungen mit Wald und Holz. Kaum jemand, der sein Kapital mehren möchte, würde in den Schweizer Wald investieren. Die höchsten Renditen lassen sich hierzulande mit Christbaumkulturen erzielen. Hier werden sechs bis acht Prozent ausgewiesen – und das bei Laufzeiten von wenigen Jahren.

Life Forestry Group

Der Anleger kauft einen Teak-Baumbestand von mindestens 100 Bäumen für der- zeit 6300 Euro in Ecuador, ohne jedoch Rechte am Boden zu erwerben.

www.lifeforestry.com

Forest Finance

Bietet verschiedene Produkte. Für 25 000 Euro kauft der An- leger einen Hektar in Panama samt Aufforstung und Nebenkosten. Daneben gibt es das Waldsparbuch ab 3250 Euro und einen Baumsparvertrag für 33 Euro monatlich.

www.forestfinance.de

Miller Investment

Bietet Pacht- und Kaufmodelle von Misch- und Energiewäldern in Paraguay. Fünf Hektaren Mischwald kosten 35 000 Euro, 0,25 Hektaren Pachtfläche 1625 Euro.

www.miller-investment.de

Lignum Holding AG

Ab einer Mindest-Investitionssumme von 3400 Euro finanziert die Lignum Edelholz-Pflanzungen in Bulgarien. Die Kapitalanlage wird dabei durch eine Grundbucheintragung abgesichert. Die Investi-tionssumme ist ab Mindestsumme frei wählbar.

www.lignumag.de

ch

Veröffentlichung: 01. März 2012 / Ausgabe 9/2012

Artikel zum Thema

25. April 2025

Die Berufslehre soll attraktiv bleiben

In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.

mehr
24. April 2025

Ein Böögg für das eigene Sechseläuten

Wer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen. 

mehr

weitere Artikel zum Thema:

News